Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Ausleihzahlen bei der Bücherei brechen ein
Die Corona-Pandemie bremst die Umgestaltung der Remscheider Zentralbibliothek zu einem Dritten Ort ab. Neue Leitung im Januar.
REMSCHEID Die Zahl der Nutzer der Zentralbibliothek und der Stadtteilbibliotheken ist deutlich zurückgegangen. Von den 6800 registrierten Benutzern kamen nur noch zwischen 60 und 70 Prozent, um sich ein Buch oder ein anderes Medium auszuleihen.
Nicole Grüdl-Jakobs, Leiterin des Kommunalen Bildungszentrums, führt den Einbruch der Nutzerzahlen auf die Corona-Pandemie zurück. Dabei zeichnet sie ein differenziertes Bild.
Die Stadtteilbibliotheken in Lennep und Lüttringhausen hätten sich vergleichsweise gut gehalten. „Dort kamen verstärkt Familien, um das Angebot zu nutzen“, sagt Grüdl-Jakobs. Die Zentralbibliothek an der Scharffstraße sei in einer schwierigeren Lage. Vor allem ältere Kunden, die auf den Bus angewiesen sind, hätten den Weg in die Zentralbibliothek gescheut.
Ende September sollte der erste offene Sonntag in der Zentralbibliothek stattfinden. Eine Krimi-Lesung stand auf dem Programm, Aktionen zum Beginn der Herbstferien, Kurzführungen sowie die Präsentation von Spezialthemen wie „Gartengestaltung im Herbst“. Mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept hätte man eine solche Werbeveranstaltung für die Bücherei auf die Beine stellen können. Doch nach sorgfältigen Überlegungen habe man davon Abstand genommen. „Der Sinn der Öffnung an einem Sonntag war, so viele Leute wie möglich anzulocken“, sagt Grüdl-Jakobs. Doch Corona habe die Ausgangsbedingungen verändert. Aufgeschoben sei nicht aufgehoben. Grüdl-Jakobs hat
Der erste offene Sonntag wurde abgesagt. Die als Werbung für die Bibliothek gedachten Veranstaltungen sollen nächstes Jahr nachgeholt werden.
bei der Bezirksregierung darum gebeten, die Fördergelder für die vier Bücherei-Sonntage noch im nächsten Jahr nutzen zu können.
Die Leitung der Zentralbibliothek liegt dann nicht mehr in den Händen von Corinna Holthausen. Die langjährige Chefin der Stadtteilbibliothek in Lennep hatte im vorigen Jahr den Chefposten für anderthalb Jahre übernommen. Ende des Jahres geht sie in Pension. „Wir werden die Stelle intern besetzen“, sagt Grüdl-Jakobs. Auch die Stadtteilbibliothek Lennep erhält eine neue Kraft. Fünf Bewerbungen liegen vor. Erste Gespräche hat Grüdl-Jakobs bereits geführt.
Die Zeit, als die Bibliotheken während des ersten Lockdowns geschlossen hatten, nutzten die Mitarbeiter, um Medien auszusortieren und Platz zu schaffen als Vorbereitung für eine Umgestaltung. Die Anforderungen an eine moderne Bibliothek haben sich grundlegend geändert. Es genügt nicht mehr, nur Bücher und Medien zum Ausleihen vorzuhalten.
Unter den Stichworten wie „Lernort“, „Informationsknotenpunkt“oder „Aufenthaltsqualität“deuten sich die Konzepte für den Wandel an. Zeitungen aus 95 Ländern in 54 Sprachen auf einem sogenannten Pressdisplay lesen, bei einer Tasse Kaffee die Neuerscheinungen durchstöbern oder im hauseigenen Café einen Literaturstammtisch besuchen – all das sind Ideen, die in den nächsten Jahren umgesetzt werden sollen.
Funktionierendes WLAN und moderne PC-Arbeitsplätze verstehen sich von selbst. Die Bibliothek will sich als ein Ort der Begegnung verstehen. Das dreigeschossige Gebäude
aus den 1960er-Jahren bietet für die neuen Anforderungen und Ausstattungen kaum genügend Platz. Umbauten sind notwendig, mehr Barrierefreiheit geboten.
Im Lesesaal im Obergeschoss stehen neue, bequeme Sessel und Stühle. Alles wirkt deutlich einladender und freundlicher als früher. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommen soll. Auch das lichtdurchflutete Foyer soll neu gestaltet werden. Der Bestand an Medien wird sich weiter reduzieren. Die Möglichkeit, E-Bücher zu nutzen, soll ausgebaut werden. Die Digitalisierung macht um die Bücherei keinen Bogen.