Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Polizei weist Kritik nach Querdenker-Demo zurück
INNENSTADT Bei der Protestkundgebung sogenannter Querdenker gegen die Corona-Maßnahmen vor dem Rathaus hatte die Polizei mit weniger Teilnehmern gerechnet. Das räumte das Wuppertaler Präsidium ein. Einen Anlass, die Veranstaltung zu verbieten oder im Nachhinein aufzulösen, sah die Behörde jedoch nicht. Dazu seien die Verstöße gegen die zuvor erteilten Auflagen zu gering gewesen.
Wie bereits berichtet, hatten sich am Montagabend vor einer Woche zwischen 200 und 250 Menschen vor dem Rathaus versammelt, um zwei Rednern zu applaudieren, die Deutschland eine Diktatur schimpften und erklärten, dass in den gewählten Parlamenten heute die Faschisten sitzen. Fritz Beinersdorf, Ratsfraktionschef der Linkspartei, warf der Polizei und der Stadt daraufhin Versagen vor. „Die Polizei kennt doch den Wanderzirkus der Coronaleugner“, erklärte er gegenüber der Redaktion. Dass die Behörde den Aufzug nicht bereits im Vorfeld verboten und ihn dann trotz mehrfacher Verstöße gegen die erteilten Auflagen nicht aufgelöst habe, sieht er als Folge einer eklatanten Fehleinschätzung an.
Die Polizei hatte erst am Tag der Versammlung von der geplanten Kundgebung erfahren und sie nicht untersagt. Dem Veranstalter aus Radevormwald gestattete sie zudem einen Mindestabstand zwischen Menschengruppen, das heißt nicht einzelne Personen mussten mindestens 1,50 Meter voneinander entfernt bleiben, sondern Gruppen von bis zu zehn Personen. Innerhalb dieser Gruppen durfte man sich näher kommen, wobei sich diese Gruppen wiederum nicht mischen durften. Dass das für die eingesetzten Kräfte vor Ort so gut wie nicht zu kontrollieren und erst recht nicht durchzusetzen war, räumt die Polizei heute ein.
Insgesamt waren an dem Abend vier Polizisten im Einsatz. „Bei dringendem Bedarf hätten weitere Kräfte hinzugezogen werden können“, erklärt die Polizei. Einen solchen dringenden Bedarf sah sie jedoch nicht. Zwar sei es zu Verstößen gekommen. Diese „waren jedoch nicht so erheblich, dass die Versammlung aufzulösen gewesen wäre“, erklärt die Polizei. Die „Corona-Info-Tour“der selbst ernannten Querdenker hat ihre Reise durch Deutschland fortgesetzt. Für November haben „Corona-Rebellen“Versammlungen in Düsseldorf angekündigt.
„Bei dringendem Bedarf hätten weitere Kräfte hinzugezogen werden können“Polizei