Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Wir hoffen einfach, dass alles gut wird“

Der Fußballer des VfB Marathon 90 Remscheid hat durch einen Brand seine berufliche Existenz verloren.

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Am 8. September passierte das Unfassbare. Bei einem Brand in einer Lagerhalle in Dabringhau­sen verloren Fabian Heinrich und seine Familie ihre komplette berufliche Existenz. Dabei hatten sie aber fast noch Glück im Unglück, wie der Fußballer des Bezirkslig­isten VfB Marathon 90 Remscheid emotional schildert.

Die wichtigste Frage vorab: Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie? FABIAN HEINRICH Also uns geht’s den Umständen entspreche­nd gut. Wir denken zwar noch oft an diesen Tag zurück, aber wir finden so ganz allmählich zum Alltag zurück.

Beschreibe­n Sie doch mal, was genau passiert ist.

HEINRICH In der Lagerhalle haben wir auf der einen Seite eine Hundeschul­e, die meine Eltern betreiben, und auf der anderen Seite eine Werkzeug-Fertigung, in der auch meine Eltern arbeiten, die aber meine Schwester Laura und ich gerade übernehmen wollten. An dem besagten Tag waren mein Vater, meine Schwester und ich in der Fertigung und meine Mutter im Büro. Ich habe Schweißarb­eiten am Kompressor gemacht, der in einem kleinen Holzkasten mit einer Schallisol­ierung bedeckt stand. Dann fing plötzlich ein Teil der Isolierung an zu brennen.

Wie haben Sie reagiert?

HEINRICH Mein Vater kam sofort rübergelau­fen. Wir haben das Stück rausgeriss­en und versucht, es zu löschen. In dem Moment haben wir aber gesehen, dass der Rest der Isolierung auch gebrannt hat, und auf einmal waren die Flammen binnen weniger Sekunden schon an der Decke. Als nach vergeblich­en Lösch-Versuchen die ersten Teile von der Decke gefallen sind, hab ich nur noch geschrien, dass alle raus sollen und bin selber am Seitenausg­ang rausgelauf­en.

Waren damit alle in Sicherheit? HEINRICH Ich wusste, dass alle anderen noch drinnen waren – inklusive der vier Hunde. Habe dann nur noch alle schreien gehört und bin sofort zum Haupteinga­ng gelaufen, wo ich allerdings auch schon nicht mehr reinkam, weil alles voller Qualm war. Ich war völlig verzweifel­t und konnte nicht klar denken. Zum

Glück hatten wir einen Notausgang, wo wir sofort hingelaufe­n sind. In der Hoffnung, dass alle noch leben. Als wir da waren, standen zum Glück alle am Ausgang zusammen. Auch die Hunde, mit denen wir uns dann in Sicherheit gebracht haben, weil einfach schon sehr viele Teile umher geflogen sind.

Mittlerwei­le ist ein Monat vergangene­n. Aber die Erinnerung­en lassen Sie nicht los, oder?

HEINRICH Im Nachhinein war für mich das Schlimmste, dass ich, als ich draußen war, wusste, dass die anderen noch alle drinnen waren und ich sie schreien gehört habe. Ich muss oft an die Szene denken, als wir dann zu Hause waren und wir uns einfach nur alle umarmten und froh waren, dass wir alle rausgekomm­en sind.

Wie sind Sie und Ihre Familie mit diesem Schicksals­schlag umgegangen?

HEINRICH Wir haben seitdem sehr viel darüber gesprochen und waren einfach alle füreinande­r da. Das hat uns sehr geholfen. Ich persönlich muss sagen, dass mir am meisten meine Freundin Crissie und natürlich alle meine Freunde geholfen haben. Die fragen mich heute noch täglich, wie es mir geht und ob sie irgendwie helfen können. Wenn dann noch so Aktionen dazukommen, wie mit dem von meinen VfB-Teamkolleg­en geplanten Benefiz-Spiel gegen die Allstars von Fortuna Düsseldorf (Anmerkung der Redaktion: die Zusage liegt vor, es soll aber erst im Frühjahr stattfinde­n, wenn auch mehr Zuschauer dabei sein können) oder die Spendentag­e dank Bernd Seidler beim nächsten Marathon-Heimspiel sowie im Tattoo-Studio von Pasquale Miralto – das ist unglaublic­h. Außerdem konnten wir zum Beispiel für die Hundeschul­e noch in derselben Woche einen Parcours von einer Freundin haben, damit meine Eltern weiter trainieren können. Eine andere Freundin hat außerdem sofort eine Wiese als Trainingsm­öglichkeit zur Verfügung gestellt.

Wie stellt sich Ihre Situation jetzt dar?

HEINRICH Für uns hieß es, erst einmal eine neue Halle zu finden. Diesbezügl­ich haben wir so viele Anrufe und Nachrichte­n erhalten, weil uns echt jeder helfen wollte. Wir haben dann zum Glück den Kontakt zu Walter vom Stein erhalten. Er hat uns nicht nur innerhalb eines Tages eine Halle besorgt, sondern

hilft uns einfach immer noch jeden Tag, wo er nur kann. Er stellt auch seine Firma zur Verfügung, damit wir noch ein paar Aufträge fertig bekommen.

Und wie geht es jetzt bei Ihnen weiter?

HEINRICH Wir hoffen natürlich, dass wir etwas von der Versicheru­ng bekommen, um endlich in die Halle den Rasen für die Hundeschul­e legen zu können und das Equipment zu organisier­en. Beruflich hat sich schon etwas getan. Meine Schwester arbeitet seit Kurzem in der Zahntechni­k, und ich werde dank meines Schwagers Max Thiel ab Donnerstag bei der Firma Interroll anfangen. Wie man sieht: Unser Leben ist komplett auf den Kopf gestellt. Und wir hoffen einfach nur, dass am Ende alles gut wird.

Kommen wir am Ende zum Sportliche­n: Was sagen Sie zur Situation Ihres VfB?

HEINRICH Da sieht es sportlich nicht so gut aus. Wobei ich seit dem Brand auch nicht mehr wirklich da war. Ich brauchte mal Zeit für mich und hatte keinen Kopf für Fußball. Aber ich hoffe, dass wenn die ganzen Verletzung­en endlich ein Ende nehmen, wir langsam auch anfangen werden zu punkten. Ich persönlich bin weiter guter Dinge, auch wenn der Start holprig war.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE FABIAN HERZOG

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FOTO: FABIAN HERZOG Der Schock sitzt noch tief, aber Fabian Heinrich blickt wieder optimistis­ch in die Zukunft.

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