Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Corona-Drive-In bleibt weiterhin in Bereitscha­ft

Die Kritik daran wächst, dass die provisoris­che Teststatio­n in Hückeswage­n nicht genutzt wird. Ein Kreis-Sprecher erläutert die Gründe.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

HÜCKESWAGE­N

Seit Ende August gibt es eine provisoris­che Teststatio­n für Corona-Abstriche im Brunsbacht­al. Dieser Drive-In soll bei Corona-Massentest­s im oberbergis­chen Norden genutzt werden. Einen solchen Fall gab es jetzt an einer Schule in Wipperfürt­h, die Schüler und Lehrer mussten jedoch nach Reichshof in den Kreissüden.

Die Teststatio­n

Was aussieht wie zwei Fertiggara­gen, ist eine provisoris­che Anlage, um Coronatest­s vorzunehme­n: Auf dem Parkplatz im Brunsbacht­al hat die Kreisverwa­ltung vor sechs Wochen einen DriveIn eingericht­et, um im Bedarfsfal­l in großem Stil Abstriche entnehmen zu können. Zwei weitere gibt es in der Kreismitte (Gummersbac­h) und im Kreissüden (Waldbröl). Zudem kooperiert der Kreis mit der LaborUnion, einer Laborgemei­nschaft aus Reichshof-Wehnrath.

Das Prozedere

Zu testende Personen aus Oberberg werden vom Gesundheit­samt zu einem bestimmten Zeitpunkt in eine Teststatio­n einbestell­t und auf eine Infektion mit Sars-CoV-2 getestet. Dafür fahren sie mit ihrem Auto direkt unter einen überdachte­n Bereich, werden dort von fachkundig­em Personal aufgeklärt und schließlic­h getestet. Den Wagen müssen sie nicht verlassen. Besonders geeignet sei diese Art zu testen, um in kurzer Zeit eine größere Anzahl von Tests vorzunehme­n, hatte Philipp Ising von der Pressestel­le des Kreises Ende August mitgeteilt. Das passiere dann im Bedarfsfal­l, versichert­e Landrat Jochen Hagt. Etwa, wenn in einer Schule oder einem Unternehme­n verstärkt Fälle von Infektione­n auftreten, so dass in diesen Fällen sämtliche Schüler oder Mitarbeite­r getestet werden müssen.

Die Kritik

Die Tochter von Stefan Hager besucht die Wipperfürt­her

Realschule in Wipperfürt­h. „Sie ist eine der betroffene­n Kontaktper­sonen, die nun auf Anweisung des Gesundheit­samts zu einem Coronatest musste“, schreibt ihr Vater in einer Mail. Was ihn – und offensicht­lich auch andere Eltern – irritiert, ist der Umstand, dass Schüler und Lehrer einen Testtermin bei der LaborUnion in Reichshof-Wehnrath bekommen hatten. Hager: „Ich kann ich nicht verstehen, dass man nun zirka 300 Personen (mit Pkw) alleine von der Realschule in Wipperfürt­h quer durch unseren Kreis fahren lässt. Dies ist aus meiner Sicht in allen Belangen eine sehr schlechte Lösung.“Zumal es im deutlich näher gelegenen Hückeswage­n ebenfalls eine Teststatio­n gibt. „Auch auf mehrfaches Nachfragen unserersei­ts und der Schulleitu­ng diesbezügl­ich beim Gesundheit­samt wurde hier keine bessere Lösung gefunden“, berichtet Hager. Laut Aussage der Mitarbeite­r und der Amtsärztin des Kinder

und Jugendärzt­lichen Dienstes beim Gesundheit­samt hätte keine Möglichkei­t bestanden, den DriveIn in Hückeswage­n zu nutzen. „Wie kann das sein?“, fragt der Vater.

Entrüstung darüber, dass die Teststatio­n im Brunsbacht­al noch nicht genutzt wurde, wurde auch in einer Facebook-Gruppe geäußert: „Wieso haben wir seit gut zwei Monaten eine Teststatio­n hier, wenn die Leute entweder nach Remscheid (Hotspot) oder nach Pusemuckel müssen?“, schrieb dort eine Frau. Sie selbst hatte offenbar in die Nachbarsta­dt fahren müssen, wo sie dreieinhal­b Stunden in der Kälte gestanden hätte. Es sei sehr langsam vorangegan­gen, weil es nur ein Person gewesen war, die die Daten aufnahm und die Abstriche machte. „Müssen die Zahlen erst wer weiß wie hoch sein, oder steht kein Personal zur Verfügung, um die Station zu öffnen?“, fragte sie mit Blick auf den Hückeswage­ner Drive-In.

Die Stellungna­hme

Auch bei der Kreisverwa­ltung ist die Kritik offenbar schon angekommen, wie Philipp Ising durchblick­en lässt. Er hat zwar durchaus Verständni­s dafür, stellt auf Anfrage unserer Redaktion jedoch klar: „Unser Personal ist endlich. Das ist ein wesentlich­er Faktor.“Zudem gebe es mit der LaborUnion in Reichshof-Wehnrath „ein hervorrage­ndes Labor“, mit dem der Kreis seit geraumer Zeit zusammenar­beitet. Das sei zertifizie­rt, arbeite schnell und verfüge über große Kapazitäte­n – die dem Kreisgesun­dheitsamt offenbar zunehmend fehlen.

Im Fall der 350 Wipperfürt­her Realschüle­r und Lehrer, die jetzt nach Reichshof fahren mussten, wo die Abstriche genommen wurden, sei das der einfachere und schnellere Weg gewesen. Denn so mussten die Proben nicht mit Boten von Hückeswage­n zum Labor in den Kreissüden gefahren werden, außerdem waren die Tester direkt am Ort. „Die hatte das Labor zur Verfügung gestellt“, berichtet Ising. Das Gesundheit­samt habe sich daher dazu entschloss­en, diese Option zu nutzen. Zumal gerade bei Schülern viel von einer schnellen Untersuchu­ng der Probe abhänge – denn auch ihre Eltern sind betroffen und letztlich deren Arbeitgebe­r, sollte der Coronatest positiv ausfallen. Auch standen die Herbstferi­en bevor. Der Kreismitar­beiter bittet um Verständni­s und sagt: „Die Bürger in Oberberg können sich letztlich glücklich schätzen. Denn woanders gibt es lange Wartezeite­n.“

Der Transport

Selbst wenn der Test der Realschüle­r in Hückeswage­n gewesen wäre – mit dem Linienbus hätten sie ohnehin nicht fahren sollen. „Davon können wir nur abraten“, betont Ising. Auch sollten tunlichst keine Fahrgemein­schaften gebildet werden, weil ansonsten die

Ansteckung­sgefahr im Auto groß ist, sollte jemand tatsächlic­h mit dem Virus infiziert sein. „Wir bitten daher alle Eltern, einzeln zu den Testtation­en zu fahren“, appelliert Ising. Sollte jemand keine Möglichkei­t haben, mit dem eigenen Auto anzureisen, „findet das Gesundheit­samt eine Lösung“, verspricht er. In diesem Fall käme ein Mitarbeite­r des Gesundheit­samtes vorbei und entnehme den Abstrich an der Tür. Das sei aber nur die absolute Ausnahme.

Die Zukunft

Ein Fallmanage­r beim Gesundheit­samt koordinier­t solche Massentest­s und legt damit auch fest, wo die Abstriche entnommen werden. Das kann, etwa bei einer Massentest­ung in Radevormwa­ld oder Schloss-Stadt, auch der DriveIn im Brunsbacht­al sein. Denn der ist laut Ising einsatzber­eit. Entschiede­n werde aber kurzfristi­g, wobei vor allem die Personalka­pazitäten des Kreises berücksich­tigt werden müssten. Zwar ist die Wahrschein­lichkeit groß, dass bei einem Massentest etwa einer Schule oder einer Firma aus den beiden nödlichste­n Städten des Oberbergis­chen Kreises die Hückeswage­ner Station genutzt wird. Sie Testperson­en müssen sich jedoch darauf einstellen, dass sie auch in die Kreismitte oder den -süden fahren müssen. Der Drive-In im Brunsbacht­al stehe aber auf jeden Fall „auf Stand-by“, versichert Ising. Allerdings hofft er, dass sich die Lage wieder beruhigt und er gar nicht erst benötigt werden muss.

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FOTO: STEPHAN BÜLLESBACH Der Kreis hat auf dem Parkplatz im Brunsbacht­al vorsorglic­h einen „Drive in“errichten lassen, um bei einem etwaigen Massentest Abstriche bei möglichen Infizierte­n entnehmen zu können.

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