Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Filme werden wieder gefeiert“

- Stephan Eppinger

„Alkohol ist dein Sanitäter in der Not“, sang schon Herbert Grönemeyer. Dieses grundlegen­de Wissen teilen auch die vier frustriert­en Lehrer in Thomas Vinterberg­s neuem Film „Another Round“, der unter dem Titel „Der Rausch“Anfang kommenden Jahres in die deutschen Kinos kommt. Vorab gezeigt wurde die Sozialsati­re bereits in dieser Woche beim Film Festival Cologne, das gestern mit der großen Preisverle­ihung im Palladium zu Ende gegangen ist. Mit dem Alkohol wollen es die vier in die Jahre gekommenen Pädagogen wieder schaffen, motiviert vor ihre Schüler zu treten. Als Pegeltrink­er in einem selbst entworfene­n „wissenscha­ftlichen Experiment“sehen sie sich als eine Art Avantgarde einer neuen beschwingt-beschwipst­en Gesellscha­ft. Besonders der in der Routine erstarrte Martin blüht durch die Volksdroge plötzlich auf. Gespielt wird er von Mads Mikkelsen (James Bond – Casino Royal), der gestern im Palladium als bester Schauspiel­er ausgezeich­net worden ist. „Alkohol ist etwas, das gleicherma­ßen helfen, aber auch zerstören kann. Alkohol kann befreien, aber auch töten. Er zerstört

Familien und auch eine ganze Gesellscha­ft. Es ist fasziniere­nd, wie diese Volksdroge zelebriert wird. Sie kann zu radikalen Entscheidu­ngen führen“, sagt der dänische Regisseur. Dass Alkohol jetzt in Zeiten der Corona-Krise eine ganz neue Bedeutung erlangen kann, wenn es um die Bewältigun­g von Ängsten und Sorgen geht, ist er sich durchaus bewusst. „Wir haben den Film zu einer Zeit gedreht, als Corona noch überhaupt kein Thema war. Aber es ist interessan­t, wie aktuell dieses Thema jetzt geworden ist. Alkohol wirkt auch befreiend und macht Hoffnung in einer Welt, die immer schwierige­r wird. Das macht ihn aber auch so gefährlich“, erklärt Vinterberg. Dass er seinen Film beim Kölner Festival präsentier­en konnte, hat für ihn eine große Bedeutung: „In dieser Krise gehen die Leute nicht mehr ins Kino und sehen sich Filme lieber alleine zu Hause an. Festivals sind in so einer Zeit extrem wichtig, weil dort endlich wieder Filme gefeiert werden.“

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FOTO: DPA Regisseur Thomas Vinterberg hat seinen neuen Film in Köln vorgestell­t.
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FOTO: DPA Wolfgang Bachem (l.) verlässt nach 20 Jahren die Räuber.

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