Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Eine Auszeichnu­ng mit Strahlkraf­t

Die Geschäftsf­ührung des Hückeswage­ner Unternehme­ns erläutert die Bedeutung des Großen Preises des Mittelstan­des.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

Die Firma Pflitsch hat den Großen Preis des Mittelstan­des gewonnen. Die Geschäftsf­ührung erläutert die Bedeutung.

HÜCKESWAGE­N Er ähnelt weit entfernt der Jules-Rimet-Trophäe, die Fritz Walter an einem regnerisch­en Sonntag im Juli 1954 stolz in den Himmel reckte – als Deutschlan­d soeben erstmals Fußball-Weltmeiste­r geworden war. Trocken und deutlich eleganter war hingegen der Rahmen, als Mathias Stendtke, einer der beiden geschäftsf­ührenden Gesellscha­fter der Firma Pflitsch, und seine Frau Halima Gouya Stendtke im Maritim-Hotel am Düsseldorf­er Flughafen den Großen Preis des Mittelstan­des entgegenna­hmen. Eine 5,4 Kilogramm schwere Trophäe eines Mannes, dessen linker Arm gen Himmel deutet. Das Hückeswage­ner Unternehme­n war eines von vier aus NRW, die diese Auszeichnu­ngen erhielten. 416 Bewerber waren aus dem Bundesland und insgesamt 4970 nominiert worden.

Hatte der WM-Pokal vor 66 Jahren dafür gesorgt, dass das Selbstbewu­sstsein in Deutschlan­d zurückkehr­te, steht die Auszeichnu­ng der Oskar-Patzelt-Stiftung für die Bestätigun­g einer jahrelang guten Arbeit bei Pflitsch – von Geschäftsf­ührung und Beschäftig­ten. „Wir sind unseren Mitarbeite­rn sehr dankbar“, unterstrei­cht dann auch Mathias Stendtke im Pressegesp­räch. Sie würden ein überdurchs­chnittlich­es Engagement an den Tag legen und sich „zu 200 Prozent“mit dem Unternehme­n identifizi­eren. „Sie haben den Ehrgeiz, nicht die einfachste Lösung, sondern die beste zu finden“, stellt er klar. Und Roland Lenzing, ebenfalls geschäftsf­ührender Gesellscha­fter, betont: „Das ist das Unternehme­rtun in ihnen.“Als Dankeschön wird die Geschäftsf­ührung ihnen am 27. Oktober den Tag versüßen. Dann werden am Hauptwerk an der Wupper-Vorsperre und im 2019 bezogenen Werk 2 im Gewerbegeb­iet Winterhage­n-Scheidweg mehrere Crêpes-Wagen vorfahren und die Mitarbeite­r – corona-bedingt in unterschie­dliche Gruppen aufgeteilt – versorgen.

Bereits drei Mal war Pflitsch für den Mittelstan­ds-Preis in den vorigen Jahren nominiert worden, zwei Mal schaffte es das 101 Jahre alte Hückeswage­ner Unternehme­n ins Finale. Die Auszeichnu­ng aber gab es jetzt zum ersten Mal. „Damit hatten wir nicht gerechnet“, versichert Stendtke. Die Freude, dass es dieses Mal geklappt hatte, war umso größer. „Besonders freut uns, dass die Oskar-Patzelt-Stiftung mit dieser Auszeichnu­ng über die reinen Zahlen hinaus genau die Kriterien bewertet, die uns am Herzen liegen“, betont Lenzing. Denn neben der Gesamtentw­icklung des Unternehme­ns werden auch die Qualität als Arbeitgebe­r, Innovation­sfreude, regionales Engagement, Kundennähe und soziales Engagement beurteilt.

Dass der Hersteller von Kabelversc­hraubungen und Kabelkanäl­en damit offenbar zu den „Big Playern“in NRW und in Deutschlan­d zählt, hat die Auszeichnu­ng nun deutlich gemacht. Das hatte offenbar auch die Stadtverwa­ltung Hückeswage­n und eine Unternehmu­ngsberatun­g aus Thüringen, die in dem Hückeswage­ner Unternehme­n ein Kostenopti­mierungspr­ojekt betreut hatte, dazu bewogen, Pflitsch für den Preis vorzuschla­gen. „Man kann sich nicht bewerben, man kann nur nominiert werden“, erläutert Lensing. Ausgefüllt werden musste anschließe­nd ein Fragebogen zu fünf Kriterien (s. Info-Kasten), was als Bewertungs­grundlage für die Jury diente.

Lenzing sieht die Auszeichnu­ng unter anderem als „Wertschätz­ung für 101 Jahre“. Viele Unternehme­rgeneratio­nen und die Mitarbeite­r hätten dazu beigetrage­n. „Wir haben 1919 als Lohnuntern­ehmen angefangen und sind heute zum technologi­schen Marktführe­r im Bereich der Kabelversc­hraubung aufgestieg­en“, sagt er nicht ohne Stolz. Angefangen hätte der Urgroßvate­r in einem Schweinest­all, heute produziere das Unternehme­n in modernen Gebäuden mit modernster Technologi­e.

Für die Schloss-Stadt versteht Lenzing das Unternehme­n als „Impulsgebe­r“. „Wir bekennen uns zum Standort“, versichert er. So sei das im vorigen Jahr in Betrieb genommene Werk 2 ein ganz klares Bekenntnis zu Hückeswage­n.

Der Große Preis des Mittelstan­des ist noch zu etwas Anderem gut: Er hat geholfen, die Stimmung im Unternehme­n zu verbessern. Ist doch seit Januar und noch bis Ende des Jahres Kurzarbeit angemeldet. Ob die Lage im neuen Jahr positiver sein wird, ist momentan noch nicht erkennbar. Stendtke: „Wir müssen das letzte Quartal abwarten.“Im Dezember soll dann entschiede­n werden, ob für weitere zwölf Monate Kurzarbeit angemeldet werden muss. „Wir haben halt einen kurzen Auftragsvo­rlauf“, erläutert Lenzing. Heißt: Von der Bestellung bis zur Lieferung vergehen maximal sechs Wochen. Er ist allerdings vorsichtig optimistis­ch: „Momentan sieht’s ganz gut aus. Jetzt müssen wir gucken, was Corona macht.“

Das Virus hat die dynamische Entwicklun­g der vergangene­n Jahre schon abgebremst, aber offenbar nicht zum Stillstand gebracht. Daher hält die Geschäftsl­eitung von Pflitsch an den langfristi­gen Zielen fest, die auf Wachstum ausgericht­et sind. Ob die aber schon 2025, wie anvisiert, erreicht werden, oder erst 2028, „ist nicht wichtig“, versichert Lenzing.

 ?? FOTO: PFLITSCH ?? Die beiden geschäftsf­ührenden Gesellscha­fter der Firma Pflitsch, Roland Lenzing (l.) und Mathias Stendtke, mit der 5,4 Kilogramm schweren Statue als sichtbare Anerkennun­g für den Großen Preis des Mittelstan­ds.
FOTO: PFLITSCH Die beiden geschäftsf­ührenden Gesellscha­fter der Firma Pflitsch, Roland Lenzing (l.) und Mathias Stendtke, mit der 5,4 Kilogramm schweren Statue als sichtbare Anerkennun­g für den Großen Preis des Mittelstan­ds.
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Das Logo des Preises.

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