Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Kultur bewahren – gerade in Krisenzeiten
Es gibt in diesen Tagen vielleicht Überlebenswichtigeres als die Kultur. Wie die Sorge um den Arbeitsplatz, um die Gesundheit vor allem. Doch eine Triage – also eine Rangfolge bei der Versorgung von Schwerverletzten – lässt sich nicht auf die Gesellschaft anwenden. Weil hier alles zusammenkommt und zusammengehört. Zum Beispiel die Gesundheit, der Arbeitsplatz und die Kultur. Und weil die Menschen ihre Lebenszufriedenheit und Zuversicht aus vielen Quellen schöpfen. Die neuen Corona-Verordnungen aber lassen veröden, im schlimmsten Fall: absterben. Es beginnt immer erst bei den Kleinen, wie etwa dem Kom(m)ödchen in Düsseldorf, jener legendären Kabarettbühne, die seit 1947 den Menschen der Republik frech und saukomisch den Spiegel vorhält. Jetzt sollen nur noch 40 Zuschauer zu den Veranstaltungen kommen dürfen. Das ist ein Witz, ein ziemlich übler. Der Aufschrei der Düsseldorfer Kabarettisten ist der Schrei vieler Künstler, die vor Corona nicht selten selbstausbeuterisch tätig waren und jetzt als Erste vor dem Aus stehen. Viele werden lautlos von den Bühnen verschwinden. Und die meisten werden nicht mehr zurückkehren.
Ob man’s merkt? Nicht sofort und nicht direkt. Doch an unserer Gesellschaft wird der Verlust des Kreativen und Unerhörten nicht spurlos vorübergehen. Möglichst viel Kultur zu bewahren, ist kein generöser Akt; sondern liegt in unserem eigenen Interesse. Denn es wäre naiv zu glauben, dass unsere Demokratie und unser mündiges Zusammenleben ohne die vielen kulturellen Verästelungen so zukunftsträchtig wären. Wir leben nicht von Kultur allein, doch ohne Kultur lebten wir ärmer. Das zu belegen, fällt der Kultur naturgemäß schwer. Soll sie sich etwa – wie immer mehr Sparten unseres Lebens – lukrativ geben? Kultur ist auch wertschöpfend, vor allem aber werteschöpfend. BERICHT KOM(M)ÖDCHEN VOR DEM AUS, NORDRHEIN-WESTFALEN