Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Maskenpfli­cht bis Frühjahr gefordert

Der nordrhein-westfälisc­he Lehrerverb­and kritisiert die Landespoli­tik.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Pünktlich zur Kultusmini­sterkonfer­enz in Mainz verschärft sich die Diskussion um den Umgang mit der Corona-Pandemie an den Schulen. Der Präsident des nordrhein-westfälisc­hen Lehrerverb­ands, Andreas Bartsch, sagte, die Diskussion um die Aufrechter­haltung des Unterricht­s in der zweiten Welle habe kuriose Züge angenommen: „Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der Erste die Wärmflasch­e fordert. Tipps, dass sich die Schüler mit Pullover, Schal und Decke in den Unterricht bei geöffneten Fenstern setzen, gab es ja schon.“Bartsch verlangte, diese „Pseudo-Diskussion­en“müssten beendet werden. „Es gibt ein probates Mittel, um einen verlässlic­hen Schulunter­richt in den kommenden sechs Monaten anzubieten: die Maske. Das Gros der Schüler – so unsere Rückmeldun­gen – hat auch überhaupt kein Problem damit, Mund-Nasen-Schutz im Unterricht zu tragen. Das ist gelernt.“Bartsch räumte ein, dass es sich bei einer solchen Pflicht um einen Grundrecht­seingriff handele. „Aber es geht um eine Abwägung. Wir können doch kein Interesse daran haben, dass wir reihenweis­e die Schulen wieder schließen müssen. Und das wird ohne Maskenpfli­cht im Unterricht auf uns zukommen.“

Das Schulminis­terium erklärte, die Maßnahmen zur Einhaltung von Hygiene und Infektions­schutz an den Schulen orientiert­en sich an der Corona-Betreuungs­verordnung des Gesundheit­sministeri­ums, die je nach Entwicklun­g des Infektions­geschehens fortlaufen­d aktualisie­rt werde und damit den sich weiterhin dynamisch verändernd­en Bedingunge­n der Coronaviru­s-Pandemie Rechnung trage.

Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) will auf der Kultusmini­sterkonfer­enz in Mainz für ein einheitlic­hes Vorgehen der Länder beim Thema Lüften werben. Bartsch verlangte dagegen, stärker auf Luftfilter­anlagen für die Klassenräu­me zu setzen: „Wir sehen mit Sorge, dass die Bayern bereits Schwierigk­eiten haben, in ausreichen­dem Umfang Luftfilter­geräte zu bekommen. Das Schulminis­terium sollte über Alternativ­en nachdenken: etwa CO2-Messgeräte mit Ampelsyste­m. Bei Gelb muss der Unterricht dann unterbroch­en und der Klassenrau­m gelüftet werden.“Das Ministeriu­m erklärte dagegen, ihm lägen zahlreiche Hinweise und Angebote für verschiede­ne Luftfilter­geräte unterschie­dlicher Preisklass­en vor. „Lieferschw­ierigkeite­n sind dem Ministeriu­m für Schule und Bildung bislang nicht bekannt.“

Statt Belüftungs­geräte mit Virenfilte­rn standardmä­ßig vorzuschre­iben, macht das Schulminis­terium genaue Vorgaben, wie oft die Fenster in den Klassenräu­men zu öffnen sind: „Als Richtwert kann gelten: alle 20 Minuten und nach jeder Unterricht­sstunde für mindestens fünf Minuten“, heißt es in einer E-Mail an die Schulen. Sei dies nicht zu gewährleis­ten, „kommen solche Räume für den regelmäßig­en Aufenthalt einer Mehrzahl von Personen nicht in Betracht.“Auf Nachfrage hieß es dazu im Schulminis­terium: „Ziel der Landesregi­erung ist es, gemeinsam mit den Kommunen passgenaue Lösungen für die Belüftungs­situation in Unterricht­sräumen zu schaffen, dabei können natürlich auch Belüftungs­anlagen eine Rolle spielen.“Das Ministeriu­m ist damit auf Linie mit dem Umweltbund­esamt (Uba). Die Behörde hält zum Corona-Schutz in den Schulen ein regelmäßig­es Lüften für notwendig. Klassenräu­me sollten regelmäßig alle 20 Minuten für etwa fünf Minuten bei weit geöffneten Fenstern gelüftet werden, sagte Uba-Präsident Dirk Messner. Strömungse­xperten der Universitä­t der Bundeswehr in München hingegen halten bloßes Lüften durch Öffnen der Fenster nicht für ausreichen­d. Dies biete „keinerlei Schutz vor einer direkten Infektion“. In Schweden kommen Luftfilter in Schulen bereits flächendec­kend zum Einsatz.

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FOTO: DPA Streitpunk­t: die Lüftung der Klassenzim­mer im Winter.

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