Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Vom Geheimtipp zum Superfood
Sprossen sind das Metier der Frischkeim GmbH in Hückeswagen. Das Geschäft boomt, die Firma liefert deutschlandweit.
HÜCKESWAGEN Sie sind klein, haben es aber in sich: Sprossen gelten als ausgesprochen gesund, enthalten unter anderem Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Und: Viele der Sprossen, die deutschlandweit auf den Tisch kommen, stammen aus dem Bergischen. Denn mit der Frischkeim GmbH sitzt in Hückeswagen einer der größten Produzenten des Landes.
Seit über 30 Jahren züchtet Inhaber Friedel Laux Sprossen im professionellen Maßstab. In dieser Zeit ist nicht nur die Firma gewachsen, auch die Kundschaft hat sich verändert. „Früher waren das fast ausschließlich kleine Bio-Läden“, erinnert sich Laux. Heute beliefere er auch Supermärkte, Großküchen und Spitzengastronomie. Sprossen würden seit Jahren stetig an Bekanntund Beliebtheit zunehmen, hat der Inhaber beobachtet.
So haben sie sich von einem Geheimtipp der Bio-Szene zu einem beliebten Superfood entwickelt: „Früher kannten das nur ernährungsbewusste Hausfrauen, Männer schon gar nicht“, sagt Laux. Heute könnten selbst Kinder und Jugendliche meist etwas mit den grünen, gelben und roten Keimlingen anfangen. Dass sich Menschen gerade in Zeiten von Corona vermehrt auf eine gesunde Ernährung besinnen, verstärke diese Entwicklung noch.
Ein Trend, den die Frischkeim GmbH selbst mit vorangetrieben hat und von dem sie jetzt profitiert. Auf 14 Mitarbeiter ist das Unternehmen zwischenzeitlich angewachsen. Und während man früher noch die Behälter, in denen das Saatgut keimte, regelmäßig von Hand bewegte, um zu verhindern, dass die Keimlinge verwurzeln, gibt es spezielle Geräte, die automatisch bewässern und dabei langsam rotieren.
Doch auch die beste Technik könne mehr als drei Jahrzehnte Erfahrung nicht ersetzen, sagt Friedel Laux. „Das ist ein lebendes Gut, das auf äußere Einflüsse ganz unterschiedlich reagiert“, erklärt er und vergleicht seine Arbeit mit der eines Gärtners oder Bauern. Das eine Saatgut brauche mehr Wasser als das andere oder reagiere anders auf Licht. „Da müssen wir uns auch manchmal erst langsam rantasten.“
Als Sprossen bezeichnet man in der Regel junge Austriebe von Pflanzen, botanisch korrekt müsste man eigentlich Sämlinge sagen. „Das sind kleine Pflanzen, die noch nicht gewurzelt haben“, erklärt Friedel Laux. Die Ableger von mehr als einem Dutzend Pflanzen finden sich im Programm von Frischkeim, vom Klassiker Alfalfa über Mungobohnen bis Zwiebeln. Dazu kommen noch einige Mischungen und sogar ein Sprossen-Müsli. Versandt werden die Produkte in Schalen oder Tüten.
Ein klassisches Einsatzgebiet seien Salate, so Laux: „Da machen die Sprossen richtig was her.“Aber auch in Suppen oder auf Burgern kämen sie zum Einsatz. „Und ich habe sie auch schon auf einer Pizza gesehen.“Die Internetseite von Frischkeim hält mehr als 30 Rezepte bereit. Vom Avocado-Eier-Salat mit Rambo Sprouts bis Kartoffelgratin mit Kichererbsensprossen.
Zu seiner Firma kam Laux, durch seine eigene Vorliebe für Sprossen. „Ich habe schon immer Sprossen gemacht und gegessen“, berichtet er, „weil sie gesund sind und gut schmecken“. Anfang der 1980er Jahre war der gelernte Krankenpfleger in den USA. „Die waren damals schon viel weiter als wir hier, da gab es Sprossen schon im Supermarkt“, erinnert er sich. „Da habe ich mir gedacht, dass man so etwas auch bei uns machen kann.“Der Erfolg gibt ihm recht. Und so soll es auch weitergehen, ist Friedel Laux überzeugt: „Das wird immer mehr werden.“