Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Pixwaag im Wandel der Zeit

Kaum ein Ortsteil hat sich mehrmals so verändert, ohne an Schönheit und Wohnqualit­ät zu verlieren, wie Pixwaag.

- VON HEIKE KARSTEN

PIXWAAG Nicht nur die Anwohner von Pixwaag leben in guter Nachbarsch­aft, offenbar lieben auch die Tiere diesen Teil von Hückeswage­n. „Unsere Hühner sind eine eingeschwo­rene Gemeinscha­ft mit jeweils einzigarti­gen Persönlich­keiten und Interessen“, versichert Helga von der Heyden, die seit ihrer Geburt auf Pixwaag lebt. Eier zu legen, sei für die meisten der 15 Hennen ein optionales Hobby – Streifzüge durch die Nachbarsch­aft und das am Gehege liegende Waldgebiet erscheinen ihnen viel spannender.

„Ich genieße es sehr, jeden Morgen mit meinem Hund eine Runde zu drehen und die Felder hochzugehe­n“

Helga von der Heyden Anwohnerin

In früheren Jahren dominierte die Bauernhöfe die Hofschaft zwischen Schnabelsm­ühle, Erlensterz und Waag. Der große Obst- und Gemüsegart­en der Familie von der Heyden ist ein Überbleibs­el der alten Landwirtsc­haft. Die letzten beiden Höfe auf Pixwaag wurden von den Bauern Karl Bornefeld und Otto Gollembusc­h betrieben. Die Großeltern von Helga von der Heyden, Johann und Maria Neuenhoff, hatten einen der Höfe 1925 gekauft. „Das Haus ist aber noch viel älter“, sagt die 64-Jährige, die noch heute in dem alten Bauernhaus lebt, das durch stetige Renovierun­g zu einem wahren Schmuckstü­ck geworden ist. Ihre Eltern, Otto und Hetti Gollembusc­h, hatten den Hof übernommen und bis Ende der 1970er-Jahre hauptberuf­lich betrieben. „Es was Landwirtsc­haft

im alten Stil mit Hühnern, Kühen, Kälbern und Schweinen“, erinnert sich Helga von der Heyden.

An diese Zeit kann sich auch Anwohnerin Heike Kämmerich noch gut erinnern. „Zu meiner Kinderzeit – wir sind 1959 nach Pixwaag gezogen – haben ich oft bei den Bauern im Heu gespielt und bin auch mitgegange­n, die Kühe von der Weide holen“, erzählt die Hückeswage­nerin. Eine der schönsten Kindheitse­rinnerunge­n hängt mit der Kartoffele­rnte zusammen. Bäuerin Hetti Gollembusc­h sei während der Ernte mit dem Trecker nach Hause gefahren und kurz darauf mit selbst gebackenem Pflaumenku­chen für die fleißigen Helfer wiedergeko­mmen. „Wir haben uns dann mit unseren dreckigen Händen zusammenge­setzt und es uns schmecken lassen“, schwärmt Heike Kämmerich.

Zum Spielen luden auch die zum Dreieck zusammenge­stellten Heuschober ein. „Man konnte sich so schön darin verstecken. Wir durften uns nur nicht erwischen lassen“, erzählt die 62-Jährige.

Im Laufe der Jahre wandelte sich Pixwaag jedoch zu einer beliebten Wohngegend in Höhenlage mit Blick über die Schloss-Stadt. Die in den 1960er-Jahren erbaute Brücke über die Eisenbahns­chienen, die Pixwaag mit der Schnabelsm­ühle verbindet, ist heute die einzige Zufahrtsst­raße für Fahrzeuge. Zu Fuß ist Pixwaag auch über Verbindung­swege von der West- und Südstraße aus erreichbar.

Nach der Landwirtsc­haft prägte viele Jahre ein Trakehner-Zuchtgestü­t das Bild von Pixwaag. Die große Reithalle wurde allerdings 2001 demontiert und in Steffensha­gen auf dem Pferdehof der Familie Lohmann wieder aufgebaut. Durch den neu entstanden­en Platz kamen weitere Neubauten hinzu, die sich zwischen den historisch­en Schieferhä­usern und den Reihenhäus­ern der 1970er-Jahre nahtlos einreihten. Zurzeit entsteht ein weiteres Gebäude auf dem vorerst letzten freien Baugrundst­ück der Siedlung.

Die naturnahe Wohngegend hat trotz aller baulicher Veränderun­gen ihren Reiz bis heute nicht verloren. Zumal es hier keinen Durchgangs­verkehr gibt – die Ortschaft endet direkt an der Wald- und Wiesengren­ze. „Ich genieße es sehr, jeden Morgen mit meinem Hund eine Runde zu drehen und die Felder hochzugehe­n“, sagt Helga von der Heyden, die die Nähe zur Natur besonders in Corona-Zeiten zu schätzen weiß. Heike Kämmerich schwärmt ebenso von der guten Nachbarsch­aft auf Pixwaag und meint damit nicht nur das abenteuerl­ustige Hühnervolk. „Ich wohne gerne hier, weil es eine schöne Gemeinscha­ft ist“, versichert sie und fügt wie zur Bestätigun­g hinzu: „Selbst mein Sohn ist wieder hier hingezogen.“

 ?? FOTOS: VON DER HEYDEN (4), KÄMMERICH ?? Neubauten nach dem Abbau der Reithalle 2001 (o.l.), der Gemüsegart­en der Familie von der Heyden (u.l.), das alte Gollembusc­h-Haus um 1940 und heute (r.), Helga von der Heyden in ihrem Garten.
FOTOS: VON DER HEYDEN (4), KÄMMERICH Neubauten nach dem Abbau der Reithalle 2001 (o.l.), der Gemüsegart­en der Familie von der Heyden (u.l.), das alte Gollembusc­h-Haus um 1940 und heute (r.), Helga von der Heyden in ihrem Garten.

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