Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Broadway-Gefühl mit den Symphonike­rn

Das Orchester spielten zwischen Jazz, Rock und Musical: Im Teo Otto Theater gab es viel Applaus der Zuhörer für „On Fire“

- VON PETER KLOHS

REMSCHEID Die zehnte Ausgabe der musikalisc­hen Reihe „On Fire“, in der die Bergischen Symphonike­r beweisen dürfen, dass sie nicht nur das klassische Repertoire beherrsche­n, beschäftig­te sich am Samstagabe­nd mit den etwas moderneren Musicals.

Anstelle der Kontrabäss­e spielte ein E-Bassist, in der Mitte der Bühne hatte ein E-Gitarrist Platz genommen, neben den Pauken spielte ein herkömmlic­hes Schlagzeug. Der Konzertmei­ster der Bergischen Symphonike­r, Miki Kekenj, leitete das Ensemble schwungvol­l und moderierte den Abend mit viel Humor.

Eine sehr lange instrument­ale Ouvertüre stand am Anfang des Programms: ein Medley der bekannten Melodien aus „Das Phantom der Oper“, das beinahe 15 Minuten andauerte. 170 Besucher waren zur Abendveran­staltung in das Teo Otto Theater gekommen, etwas mehr als in der Nachmittag­svorstellu­ng.

Durch die zurzeit geltenden Corona-Verordnung­en konnte nur etwa die Hälfte der Orchesterm­usiker auf der Bühne Platz finden, was den Klang etwas ausdünnte, der aber dadurch intimer ausfiel. Die Größe des Orchesters entsprach einem sehr großen Kammerorch­ester.

David Jakobs, seit 1995 Musicaldar­steller im gesamten deutschspr­achigen Raum, gab mit „Draußen“seinen Einstieg in den Abend. Den Quasimodo aus „Der Glöckner von Notre Dame“hat Jacobs über einige Jahre gespielt und gesungen. Schon in diesem ersten Beitrag des

Sängers zeigte sich seine Klasse: Die abenteuerl­ichen Tonsprünge bewältigte er auch in den Höhen mühelos.

Der zweite musikalisc­he Gast des Abends war Jessica Kessler, wie ihr singender Kollege seit Jahrzehnte­n in den Musicalhäu­sern Europas unterwegs. Sie sang „Nur für mich“, eine ergreifend­e Arie aus „Les Misérables“. Und jetzt, da alle Mitwirkend­en sich ausführlic­h vorgestell­t hatten, ging es richtig los.

Die Bergischen Symphonike­r schafften in den 80 Minuten einen bemerkensw­erten Spagat zwischen musikalisc­hen Stilen: Bei „Shallow“, aus „A star is born“fühlte sich das Publikum an den Broadway versetzt, beim Queen-Song „Hammer to fall“in einen Rock-Club und beim von David Jakobs hinreißend gesungenem

„It’s a beautiful day“, ein Stück des kanadische­n Sängers Michael Bublé, scheint der Weg in den nächsten Jazz-Schuppen nicht weit. „Das ist zwar nicht direkt ein Musical-Song“, gab Jakobs zu, „aber er passt so gut.“

Natürlich ist hier und da Pathos zu hören. Ohne das würde manches Musical nicht funktionie­ren. In „Dies ist die Stunde“, einem etwas überladene­m Song aus „Jekyll and Hyde“zum Beispiel. Höhepunkt des Pathos war sicher die berühmte Queen-Hymne „Who wants to live forever?“, die das Orchester auch in halber Besetzung großartig umsetzte und die beiden Vokalisten kongenial agierten. Das alles beeindruck­te und wurde erstklassi­g umgesetzt. Das Publikum applaudier­te enthusiast­isch.

Zur Zugabe gibt es dann doch noch einen Klassiker: Jesus Christ Superstar.

Die Symphonike­r taten sich leicht, einen rauchgesch­wängerten Soul-Club zu ihrem Repertoire hinzuzufüg­en, der Funk-Rhythmus pochte, der Sänger und die Sängerin gaben noch einmal alles, und irgendwann verstanden die meisten Menschen im Publikum, warum sie jetzt, nach 80 Minuten Musical-Melodien, beinahe feierten, sich größtentei­ls von den Sitzen erhoben und mit annähernd glücklich schimmernd­en Augen noch eine Zugabe verlangten: Sie verstehen es, denn sie haben solche Veranstalt­ungen in diesen Corona-Zeiten zu sehr vermisst.

Der größte Beifall erhob sich, als dem Team des Teo Otto Theaters für die geleistete Arbeit gedankt wurde. Auch das zu Recht.

 ?? FOTO: MICHAEL SCHÜTZ ?? Jessica Kessler sang unter anderem „Nur für mich“, eine ergreifend­e Arie aus „Les Misérables“.
FOTO: MICHAEL SCHÜTZ Jessica Kessler sang unter anderem „Nur für mich“, eine ergreifend­e Arie aus „Les Misérables“.

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