Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Wie „Die MaskeRader“die Auswirkungen des Coronavirus verarbeiten.
Mit dem Theaterstück „Der Chesnot ist abgesagt“verarbeitete die Theatergruppe „Die MaskeRader“die Auswirkungen des Coronavirus.
RADEVORMWALD Die Pandemie kommt ins Theater. Nun, Gott sei dank nicht im wortwörtlichen Sinne, denn sonst wäre Radevormwald zum nächsten Corona-Hotspot geworden. Denn rund 50 Zuschauer waren es schon, die am Freitagabend ins Bürgerhaus gekommen waren, um der Aufführung „Der Chesnot ist abgesagt“von Verena Kleist in einer Produktion der Theatergruppe „Die MaskeRader“beizuwohnen. Es war eine Art Dramödie, also eine Mischung aus Drama und Komödie, die das Quintett auf der Bühne einstudiert hatte. Und eine, die sich die Auswirkungen von Corona auf die Theaterwelt zum Thema genommen hatte.
Es war letztlich die Zuspitzung einer Situation, die ab März allgegenwärtig in der Kulturlandschaft gewesen ist. Eine Veranstaltung ob nun Konzert, Kleinkunst oder Kabarett – muss wegen Corona abgesagt werden. Was damals aber jeder wusste und mitbekommen hatte, war im Stück von Verena Kleist, die auch für die Dramaturgie verantwortlich zeichnete, dann doch ein wenig anders. Da waren nämlich die Schauspieler ebenso ins Theater gekommen, wie die Zuschauer. Und standen nun vor der Situation, dass die einen nicht spielen durften, während die anderen nichts Gespieltes zu sehen bekamen. „Verwirrende Zeiten“, wie es im Programmblatt hieß, fraglos.
Entstanden war das Stück mit den fünf Schauspielern im Mai, als die Auswirkungen von Corona noch alles andere als Alltag waren. Aus dem Brainstorming von Verena Kleist und Regisseurin Susa Weber im Mai hatten sich die Figuren Fausto, Rainer, Jolante, Carl und Lisa entwickelt. Fünf Menschen und Schauspieler, die mit dem Leben und seinen seltsamen Auswirkungen zu kämpfen hatten. Etwa Lisa (nachdenklich: Jutta Weber). Die dachte in einem nachdenklichen Quasi-Monolog darüber nach, ihren Mann zu verlassen. Und kam doch nicht gegen ihre Gefühle an. „Denn ich will sagen, ich verlasse dich. Und höre mich sagen: ich liebe Dich.“Sie war eine Figur, die nur Happy Ends wollte, die mit traurigen Schlüssen nicht klarkam. Und die dann das Theaterstück, aus dem der Monolog stammte, schon mal nach Ihren Bedürfnissen umschrieb.
Denn die Schauspieler improvisierten in ihrer erzwungenen Untätigkeit und suchten sich aus einem
Stapel alter Manuskripte unterschiedliche Stücke, die sie dann vortrugen. Zwischen den Stücken war die Stimmung dann allerdings doch gut, die Schauspieler kommentierten
launig die Darbietung ihrer Kollegen. Aber die Beiträge selbst, die in unterschiedlichen Besetzungen gegeben wurden, waren nachdenklich, bisweilen gar traurig. Wenn etwa Jolante
(sinnlich: Ramona Vedder) als ältliche Antisemitin in der Arztpraxis auf die Entscheidung bezüglich ihrer nächsten Chemotherapie wartete und dabei gar nicht merkte, wie sie mit ihren Äußerungen einen jüdischen Mitpatienten brüskierte. Die Oberflächlichkeit der alten Dame war dabei erschreckend.
Man wurde im Verlauf des kurzweiligen Abends quasi Zeuge eines Episodenstücks, das von einer losen Rahmenhandlung zusammengehalten wurde. Dabei gefiel das, was die fünf Schauspieler da zum Besten
gaben, mit Leichtigkeit und Humor. Etwa in der Episode aus dem Decamerone von Giovanni Boccaccio, das von Fausto (selbstbewusst: Olaf Menze), Carl (penibel: Kai Olthoff) und Rainer (ängstlich: Alexander Fischer) im Trio dargeboten wurde. Und sie passte zudem thematisch sehr gut, denn schließlich spielte das Werk des italienischen Dichters in einer Welt des 13. Jahrhunderts, als eine Gesellschaft reicher Menschen in Zeiten der Pest eingeschlossen war und sich mit Geschichten die Zeit vertrieb.