Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Mehr Aufmerksamkeit für Radfahrer
Die Teilnehmerzahl beim Stadtradeln hat sich fast verdoppelt. Ergebnisse des Fußverkehrs-Check werden präsentiert.
REMSCHEID Trotz des über weite Strecken schlechten Wetters hat sich in diesem Jahr die Zahl der Teilnehmer der Aktion Stadtradeln fast verdoppelt. 490 Radlerinnen und Radler haben vom 19. September bis zum 9. Oktober mitgemacht. Sie fuhren in 42 Teams. Das teilnehmerstärkste Team bestand aus 127 Mitgliedern. Gemeinsam legten sie in den drei Wochen rund 91.000 Kilometer mit dem Fahrrad zurück.
„Wir werden diese Veranstaltung im nächsten Jahr wiederholen“
Lukas Gregori Umweltmanager
Laut Berechnungen der Stadt sparten die Radfahrer damit im Vergleich zum Autofahren 13 Tonnen CO2 ein. Dies entspricht den jährlichen CO2-Emissionen von vier PKW und trägt somit zu einem klimafreundlicheren Remscheid bei, bilanziert Lukas Gregori vom Umweltamt. Er organisierte die Aktion. „Wir werden diese Veranstaltung im nächsten Jahr wiederholen“, sagt Gregori. Die gute Resonanz sei darauf zurückzuführen, dass sich die Aktion immer mehr in der Stadt herumgesprochen habe. Außerdem würden E-Bikes den Trend begünstigen, mehr mit dem Rad unterwegs zu sein.
Teilnehmen konnten alle, die in Remscheid wohnen, arbeiten, einem Verein angehören oder eine (Hoch-)Schule besuchen. Das Teilnehmerfeld war daher bunt gemischt und es nahmen sowohl Vereine, Unternehmen als auch Mandatsträger teil. Im Durchschnitt legten die Radelnden neun Kilometer am Tag mit dem Fahrrad zurück.
Das Stadtradeln ist Teil der städtischen Mobilitätsstrategie sowie das Radverkehrskonzept. Damit verpflichtete sich die Stadt zur Radverkehrsförderung sowie zur Umsetzung
von Informations- und Motivationskampagnen zur klimafreundlichen Mobilität. Auch ein genauer Blick auf die Fußgänger als Verkehrsteilnehmer gehört zu dieser Strategie. Wer zu Fuß geht, schont ebenfalls das Klima.
Die Stadtplaner der 60er- und 70er-Jahre haben vor allem dem Auto Vorrang auf den Verkehrswegen durch Remscheid eingeräumt. Das führt aus heutiger Sicht zu einigen Problemen. Vor allem für Menschen mit Behinderungen. Zwei Fußverkehrs-Checks hat die Stadt inzwischen absolviert. In Lennep und in der Remscheider Innenstadt. Am 11. November sollen die Ergebnisse bei einem Abschlussworkshop zusammengestellt werden. Die Gruppen von etwa 25 Teilnehmern haben geprüft, in welchem Zustand der Belag ist, ob Poller stören, ob Bordsteinkanten ihre Funktion erfüllen und wo Querungshilfen für bessere Orientierung und Sicherheit angebracht werden.
„Es war sehr aufschlussreich für uns, die Situation von Rollstuhlfahrern und blinden Menschen geschildert zu bekommen“, sagt Gregori. Aber auch die Perspektive von Müttern mit Kinderwagen oder Senioren mit Rollatoren wurde berücksichtigt. Das Planungsbüro Via aus Köln hatte die Begehung vorbereitet. In Lennep führte die Route vom Bahnhof über die Düstergasse und den Munsterplatz zum Alten Markt, die Kreuzung Mühlenstraße / Hardtstraße zurück über die Kölner Straße und Robert-Schumacher-Straße. In der Innenstadt ging es vom Rathaus aus über die Alleestraße und den Friedrich-Ebert-Platz bis hin zum Willy-Brandt-Platz.
Verkehrsführung ist ein komplexes Thema: Wo Blinde sich eine Tastkante wünschen, weisen Rollstuhlfahrer darauf hin, dass eine Tastkante ihnen die Überquerung erschwere. Gregori zufolge werden die Ergebnisse nun gebündelt und Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Danach muss die Politik entscheiden, was umgesetzt werden soll.