Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Trampolinturner dürfen wieder springen
Trotz Corona haben die Turner des TV Winterhagen eine Möglichkeit gefunden, wieder trainieren zu können.
WINTERHAGEN Wenn die Trampolinabteilung des TVW in der Sporthalle trainiert hat, ist es dort blitzblank. Noch bis vor Kurzem standen bei jedem Training mehrere Eimer mit Spülmittellösung in der Halle. „Wir haben alles abgewaschen, was wir berührt oder wo wir gesessen und gestanden haben“, berichtet Abteilungsleiterin Claudia Kiel. Schon seit Mitte Juni haben die Turner den Trainingsbetrieb unter Corona-Bedingungen wieder aufgenommen.
„Anfangs habe wir die Geräte nur mit Handschuhen angefasst und Desinfektionsmittel benutzt“, erinnert sich die Trainerin an die ersten Trainingsstunden. Doch dann sei man auf Spülmittel umgestiegen, da die aggressiven Desinfektionsmittel die Geräte und auch die Matten angreifen und beschädigen können. „Das ist wesentlich besser, bevor uns noch die teuren Geräte im Wert von 10.000 Euro rosten“, erläutert Claudia Kiel. Experten haben herausgefunden, dass das Coronavirus von einer Fettschicht umhüllt ist. Wird diese Hülle beispielsweise durch die hohe fettlösende Eigenschaft von Spülmittel zerstört, kann
„Wer sich nicht an die Regeln hält, wird der Halle verwiesen“
Claudia Kiel Trainerin
auch das Virus nicht überleben.
Seit bekannt ist, dass die Ansteckungsgefahr über trockene Oberflächen gering ist, sind auch die Spüli-Eimer aus der Halle verschwunden. Dafür wird ganz besonders auf ausreichende Abstände geachtet. Beim Springen auf dem drei mal fünf Meter großen Trampolin sei der Abstand sowieso gegeben. Bei der Hilfestellung tragen die Trainer Mund-Nasen-Masken. „Die Turner können das beim Springen natürlich nicht“, stellt Claudia Kiel klar.
Am 3. Oktober nahmen neun Trampolinturner des TVW zum ersten Mal seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie wieder an einem Wettkampf teil. Mit Erfolg: Sechs von ihnen erreichten Podestplätze in ihrer jeweiligen Wettkampfklasse: Marion Nicklas (1. Platz, Offene Klasse), Maja Henning (2.), Tamino Schmitz (2.), Lisa Trubitz (3.), Lara Albrecht (3.) und Mia Sied (3.).
Die Wettkampfbedingungen sind dabei an die Corona-Regeln angepasst worden. Die Jurymitglieder sind die Einzigen, die die ganze Zeit über in der Halle verbringen – geschützt hinter Sichtschutzscheiben. Die Turner betreten die Halle nur in vereinsinternen Gruppen. und nach jedem Durchgang wird gelüftet. Da nicht alle gleichzeitig in die Halle durften, gab es auch keinen direkten Vergleich zur Konkurrenz. „Bis die Ergebnisse bekanntgegeben wurden, verging eine ganze Woche“, berichtet die Trainerin.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Sport wurde beim Pokalwettkampf deutlich. Normalerweise nehmen 200 bis 300 Turner aus dem gesamten Rheinland teil. „Es war diesmal höchstens die Hälfte da“, bedauert die Abteilungsleiterin. Einige Vereine seien durch die Corona-Situation sogar kaputt gegangen – beispielsweise, weil die Mitgliedsbeiträge ausblieben oder zurückgefordert wurden.
Andere Trampolinabteilungen dümpeln vor sich hin, weil entweder die Turner nicht wiederkommen oder die Trainer sich verweigern, hat Claudia Kiel erfahren. Die Trampolinabteilung des TVW sei davon zum
Glück nicht betroffen.
Trainiert wird auch in den Herbstferien ganztags in der Mehrzweckhalle – in kleinen Gruppen und nach vorheriger Anmeldung. „Es geht alles, man muss nur wissen wie“, betont Claudia Kiel. Der Verein habe anfangs große Bedenken gehabt. Doch selbst die jüngsten Kinder halten sich strikt an die Regeln. „Das Corona-Konzept mussten alle Aktiven und Eltern unterschreiben. Wer sich nicht daran hält, wird der Halle verwiesen“, unterstreicht die Trainerin. Das sei bisher jedoch nicht vorgekommen. Es gab sogar zwei Neuzugänge – ein schönes Zeichen in der Krise.
Weitere Ziele haben die Sportler bereits im Visier. Am 31. Oktober nimmt der TVW an der Rheinischen Meisterschaft in Voerde statt, sollte diese nicht noch kurzfristig abgesagt werden. „Wir planen auch die Hückeswagener Stadtmeisterschaften 2021 unter diesen Bedingungen stattfinden zu lassen“, kündigt die Abteilungsleiterin an. Da unter Corona-Bedingungen keine Übernachtungsmöglichkeiten angeboten werden können, wird der Wettkampf nur für NRW ausgeschrieben.