Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Turbine in Dahlerau läuft wieder
Seit dem vergangenen Samstag ist das Wülfing-Kraftwerk wieder in Betrieb. Turbinenbetreiber Alexander Schechner war selber vor Ort. Mit Gerd Neumann hat er nun jemanden gefunden, der sich vor Ort um die Technik kümmert.
WUPPERORTE Nachdem das Kraftwerk am Standort Wülfing in den vergangenen Monaten still gestanden hat, wurde es am Samstag wieder in Betrieb genommen. Turbinenbetreiber Alexander Schechner war für diesen Anlass selber vor Ort, um die Anlage zu prüfen und seinen neuen Mitarbeiter Gerd Neumann einzuarbeiten.
Alexander Schechner ist Ingenieur und Experte auf dem Gebiet der erneuerbaren Energieversorgung. Er hat das Kraftwerk 1997 gekauft.
„Mit der Wasserkraft hat alles angefangen, bevor der fossile Wahnsinn begann“
Alexander Schechner Ingenieur
Seitdem wurden die einzelnen Bauteile des Wasserkraftwerks saniert und gepflegt. Anfang des Jahres wurde der Obergraben auf dem Gelände in Dahlerau saniert, die Turbine wurde aus diesem Grund außer Betrieb genommen. „Wir haben den Seitenschutz des Obergrabens erneuert, der für die Wasserregulierung wichtig ist“, sagt der Turbinenbetreiber aus Süddeutschland.
Nach der Sanierung des Obergrabens musste die Turbine noch einige Monate still stehen, weil kein Fachpersonal gefunden wurde. „Die Anlage muss betreut werden und dafür muss man sich mit historischen Anlagen auskennen. Ich habe nach einem Handwerker gesucht, der sich dieser umfangreichen Aufgabe stellt“, sagt Alexander Schechner. Er kann die Wartung des Kraftwerks nicht selber übernehmen, weil er im Moment eine neue Firma aufbaut und nur ein oder zwei Mal im Jahr in Radevormwald ist.
Mit Gerd Neumann hat er jetzt einen Mitarbeiter gefunden, der nicht nur mit dem Standort, sondern auch mit der Technik vertraut ist. „Ich bin gelernter Schlosser, habe mich aber auch mit Wasserkraft auseinandergesetzt und interessiere mich für historische Anlagen.“Im Wülfing-Museum engagiert er sich ehrenamtlich.
Seit Samstag ist Gerd Neumann unter anderem dafür zuständig das
Wasser-Kraftwerk zu reinigen, zu warten sowie für eine reibungslosen Ablauf zu sorgen.
Zusammen mit Alexander Schechner besichtigte er am Samstag auch den neuen Schieber am Wehr in Dahlerau, der vor wenigen Wochen fertiggestellt wurde. „Der Schieber dient zum Stauen der Wupper und wird im Moment noch händisch bedient“, sagt der Turbinenbetreiber. Die Umsetzung einer Schieber-Automatik würde etwa 100.000 Euro kosten und soll die nächste große Investition sein. „Der automatische Hochwasserschutz ist der nächste Schritt, der sich allerdings erst lohnt, wenn wir eine Betriebsgenehmigung
für die nächsten 30 Jahre durch die Bezirksregierung bekommen.“
Alexander Schechner will diesen Schritt gehen und die historische Wasserkraftanlage weiter betreiben. Er ist von der Industriegeschichte des Standorts und von der Technik begeistert. „Das Kraftwerk befindet sich in einem sehr guten Zustand. Die Schaltanlage genauso und der Generator wurde ersetzt. Die Turbine wird nächstes Jahr 100 Jahre alt. 1921 war das die dritte Turbinengeneration und die läuft immer noch. Das ist Industriekultur vom Feinsten.“
Der Turbinenbetreiber will aber nicht nur die historische Anlage schützen, sondern auch erneuerbare Energien, wie die Wasserkraft, fördern. „Mit der Wasserkraft hat alles angefangen, bevor der fossile Wahnsinn begonnen hat. Mit dem Wasser-Kraftwerk in Dahlerau können wir 1000 Personen mit erneuerbarer Energie versorgen.“
Der Strom, der am Standort Wülfing produziert wird, wird in das Netz der Stadtwerke Radevormwald eingespeist und von Haushalten in den Wupperorten genutzt. Das soll in den nächsten Jahrzehnten so bleiben.
„Das Kraftwerk ist nicht nur sehr schön und alt, sondern auch leistungsstark“, sagt der Turbinenbetreiber. Mit Gerd Neumann vor Ort wird die Stromproduktion, die seit dieser Woche wieder läuft, weiterhin bestehen.