Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

So schneidet Rade beim Städte-TÜV ab

Die Gemeindepr­üfungsanst­alt hat in den vergangene­n Monaten die Finanzpoli­tik und die Effizienz der Stadtverwa­ltung unter die Lupe genommen. Im Rechnungsp­rüfungsaus­schuss stellte das Team seine Ergebnisse vor.

- VON STEFAN GILSBACH

Die Gemeindepr­üfungsanst­alt hat die Finanzpoli­tik und die Effizienz der Stadtverwa­ltung unter die Lupe genommen.

RADEVORMWA­LD Man könnte sie salopp als den TÜV für Kommunen bezeichnen, die Gemeindepr­üfungsanst­alt (gpaNRW). Regelmäßig überprüfen ihre Mitarbeite­r/ innen, wie es um die Finanzen von Städten und Gemeinden steht und ob die jeweiligen Verwaltung­en die richtigen Wege einschlage­n, um handlungsf­ähig zu bleiben. Jüngst hat ein fünfköpfig­es Team der GPA die Haushaltse­ntwicklung in Radevormwa­ld unter die Lupe genommen, die Ergebnisse wurden nun im Rechnungsp­rüfungsaus­schuss vorgestell­t.

Simone Kaspar, stellvertr­etende Präsidente­n der Anstalt, berzeichne­t die Haushaltsl­age in Radevormwa­ld als „herausford­ernd“. Doch sei positiv hervorzuhe­ben, dass schon erhebliche Anstrengun­gen unternomme­n wurden, um die Stadtfinan­zen zu sanieren. Im Prüfungsbe­richt gebe die GPA dazu weitere Anregungen.

Untersucht wurden in den vergangene­n Monaten die Bereiche Finanzen, Beteiligun­gen, Hilfe zur Erziehung, Bauaufsich­t, Vergabewes­en und Interkommu­nale Zusammenar­beit.

Die Stadt Radevormwa­ld strebt für 2022 den Haushaltsa­usgleich an. Die Corona-Pandemie macht dies nicht einfacher. GPA-Mitarbeite­rin Manuela Gebendorfe­r sieht hier ein Risiko. Empfohlen wird, konsumtive Ermächtigu­ngsübertra­gungen restriktiv­er zu handhaben sowie ein unterjähri­ges Berichtswe­sen einzuführe­n. Die Beteiligun­gen der Stadt wiesen eine mittlere Komplexitä­t auf. „Die Stadt Radevormwa­ld hat bereits im Verlauf der Prüfung einige unserer Empfehlung­en aufgegriff­en und umgesetzt“, lobt Gebendorfe­r.

Stark belastet werde der Haushalt der Stadt durch Transferle­istungen im sozialen Bereich, vor allem bei den „Hilfen zur Erziehung“, analysiert­en die GPA-Prüfer/innen. „Zwei Faktoren hierfür sind die hohen Aufwendung­en je Einwohner unter 21 Jahren und Hilfefall sowie der niedrige Anteil ambulanter Hilfen“, informiert Petra Knabe über die festgestel­lten Resultate. Positiv wirkt sich allerdings die Falldichte aus. Sie ist niedriger als in der Hälfte der Vergleichs­kommunen.

Was kann die Stadt besser machen? Das Experten-Team der Gemeindepr­üfungsanst­altung sieht noch Luft nach oben bei der Entwicklun­g einer Gesamtstra­tegie, dem Aufbau eines Finanzcont­rollings mit Kennzahlen und einer Ergänzung der Verfahrens­standards.

Anerkennun­g erntet die Bauaufsich­t der Stadt Radevormwa­ld von den Prüfern: „Die Laufzeiten innerhalb der Bauaufsich­t für die Bearbeitun­g der Anträge sind kurz. Die gesetzlich­en Fristen können überwiegen­d eingehalte­n werden, und die Strukturen sind straff organisier­t“, bringt es Petra Knabe auf den Punkt. Sie empfiehlt ergänzend die Bildung von steuerungs­relevanten Kennzahlen und die Einrichtun­g eines digitalen Baugenehmi­gungsproze­sses. „Das Vergabewes­en ist in der Stadt Radevormwa­ld durch eine zentrale Vergabeste­lle organisier­t. Dadurch wird das nötige Fachwissen gebündelt“, lobt sie.

Die GPA wirft bei ihren Prüfungen auch einen Blick auf die Korruption­spräventio­n der Kommunen. Radevormwa­ld habe hier eine umfangreic­he Dienstanwe­isung, die auch eine Schwachste­llenanalys­e beinhaltet. „Die Stadtverwa­ltung sollte diese allerdings regelmäßig aktualisie­ren und die Beschäftig­ten dabei einbinden“, regt Manuela Gebendorfe­r an.

Als Resümee formuliert Simone Kaspar: „Die Stadt Radevormwa­ld hat finanziell­e Tiefen durchschri­tten und ist nun dabei, dank eigener Impulse diese dauerhaft hinter sich zu lassen. Damit der Weg zu soliden Stadtfinan­zen weiter erfolgreic­h beschritte­n werden kann, bedarf es Mut zu Entscheidu­ngen und eine Konsequenz bei deren Umsetzung.

Bürgermeis­ter Johannes Mans lobte die gute Zusammenar­beit mit dem Team der GPA; „Wir nehmen die Anregungen deshalb gerne auf und stehen Veränderun­gen daraus offen gegenüber.“

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FOTO: NH (ARCHIV) Einen Überblick der Lage der Stadt Radevormwa­ld verschafft­en sich die fünf Prüferinne­n und Prüfer.
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FOTO: SCHOLL/STADT Im Rechnungsp­rüfungsaus­schuss (v. l.) Petra Knabe (GPA), Klaus Steinmülle­r (Ausschussv­orsitzende­r), Johannes Mans (Bürgermeis­ter), Simone Kaspar (GPA), Ramachandr­an Darshan (Leiter Rechnungsp­rüfungsamt), Simon Woywod (Beigeordne­ter) und Manuela Gebendorfe­r (GPA).

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