Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
CDU: Alternativen zu Hackenberg prüfen
Für das geplante Impfzentrum soll die Stadt auch Standorte in der Innenstadt prüfen, sagt Fraktionschef Markus Kötter. Er wirft der Stadtspitze schlechte Krisenkommunikation vor und zeigt Verständnis für die Sportbund-Kritik.
REMSCHEID Die Suche nach einem Standort für das geplante Impfzentrum in Remscheid wird immer mehr zum Politikum. Am Montag kritisierte die CDU-Spitze in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister die Corona-Krisenkommunikation der Stadtverwaltung und zeigte gleichzeitig Verständnis für die Kritik des Sportbundes am Vorgehen der Verwaltung.
Nachdem beide Remscheider Zeitungen am Samstag berichtet hatten, dass die Stadt die Halle Hackenberg als einen geeigneten Standort für das Impfzentrum ansieht, hatte sich am Wochenende der Sportbund mit harter Kritik zu Wort gemeldet. Tenor: Der Sport könne auf keine weitere Halle verzichten, nachdem bereits die Neuenkamper Halle als Notkrankenhaus ausfalle. Der Sportbund-Vorsitzende Reinhard Ulbrich drückte zudem die klare Erwartung aus, dass eine „Alternative zu Sporthallen“gefunden werde. Er brachte unter anderem die leerstehende Schule Hölterfeld als Standort ins Gespräch.
Nur eine gute Stunde später reagierten am Sonntag OB Burkhard Mast-Weisz und der Leiter des Corona-Krisenstabs Thomas Neuhaus mit einer E-Mail, in der beide betonten, dass man „keine Schikanen“gegen den Sport wolle, dass aber bei der Suche nach einem Standort für die geplante Impfung von mehr als 15.000 Menschen das Ziel der Sicherheit und der bestmöglichen Versorgung an erster Stelle stehen müsse.
„Die Kommunikation zum neuen Impfzentrum betrachten wir als sehr unglücklich“, heißt es nun in dem Brief, der von Fraktionschef Markus Kötter und Jens Nettekoven als neuem sportpolitischen Sprecher unterschrieben ist. Es sei wichtig, alle Akteure mitzunehmen.
„Wir sind nicht der Meinung, dass YouTube-Videos der geeignete Weg sind, um Politik, Verwaltung und zum Beispiel unsere Sportvereine vernünftig einzubinden“, heißt es in dem offenen Brief weiter. Damit nimmt die CDU Bezug auf zwei kurze Videos auf der Internetseite der Stadt, in denen der OB, Feuerwehrchef Guido Eul-Jordan und Sportdezernent Thomas Neuhaus das weitere Vorgehen erklären. Durch diese Art der Krisenkommunikation sei „Streit entstanden – und den können wir in der jetzigen Situation nicht gebrauchen.“
Die CDU erkennt den Zeitdruck an, unter dem die Stadt steht, die laut Vorgaben der Bezirksregierung bis zum 15. Dezember ein funktionsfähiges Impfzentrum aufgebaut haben möchte. Dennoch sei es sinnvoll, gemeinsam zu „überlegen, was die beste Lösung ist“. Die zweitgrößte Fraktion des neuen Stadtrates machte klar, dass sie von der Stadt erwartet, dass sie alternativ zum Hackenberg auch prüft, ob sich ein Impfzentrum in der Innenstadt ansiedeln lässt. Hackenberg sei nicht für jeden optimal erreichbar, heißt es weiter.
Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) versicherte am Abend im Gespräch mit unserer Redaktion, dass „man sehr genau prüfen werde“, welchen Standort man am Ende für das Impfzentrum wähle. Das müsse sehr bald passieren. Dies sei kein Thema, das in einer Sondersitzung eines politischen Gremiums entschieden werde, sondern von der Stadtspitze.
An die CDU-Spitze gerichtet sagte er, dass er sich über telefonische Hilfsangebote und Gespräche freue. Dass man die Kritik über einen offenen Brief kommuniziere, sei irritierend.