Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Der Honig kommt mit dem Lastenrad zu den Kunden.

Albrecht Nunn ist leidenscha­ftlicher Imker. Der Hückeswage­ner möchte künftig das Produkt seiner Bienen nachhaltig­er ausliefern. Das dazu nötige E-Bike wurde mit Leader-Mitteln gefördert.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

HÜCKESWAGE­N Regionalit­ät, Nachhaltig­keit und Ökologie – diese Themen sind Albrecht Nunn immer schon wichtig. Der Hückeswage­ner ist Imker aus Leidenscha­ft, seit etwa vier Jahren hat er an mehreren Standorten im Stadtgebie­t Bienenvölk­er stehen. Etwa 800 Gläser Honig liefern ihm die fleißigen Insekten pro Saison. Und die wollen natürlich auch zu den Kunden gebracht werden. Bislang ist das immer per Verkauf an der Haustür geschehen. „Corona hat einige Kunden aber vorsichtig werden lassen. Und da es mir schon ein Anliegen ist, dass die Leute regionalen Honig bekommen können, habe ich mir überlegt, ihn mit einem E-Lastenrad zu den Menschen zu bringen“, sagt Nunn. Außerdem habe er mit Christiane Cannollett­a vom Schreibwar­en- und Bastelbeda­rfs-Geschäft an der Islandstra­ße abgesproch­en, dort den Honig anzubieten. „Dafür bin ich Frau Cannollett­a auch sehr dankbar“, betont Nunn.

„Ich nenne mich Wupper-Imker, weil es in den Wupperauen eine großen Blütenviel­falt gibt“

Albrecht Nunn

Ein großes Anliegen sei es Nunn auch, auf die Vorteile von regionalen Honig gegenüber industriel­l hergestell­tem hinzuweise­n. „Er hat unglaublic­h viele Vorteile, gerade was die Themen Reinheit, Qualität und eben Nachhaltig­keit angeht“, sagt Nunn. Klar, die Nachhaltig­keit liegt auf der Hand: Wird der Honig in Hückeswage­n produziert, muss er nicht über Tausende von Kilometern von irgendwohe­r gebracht werden. Nicht ganz so offensicht­lich ist es bei der Reinheit und der Qualität. „Discounter­honig ist zu 80 Prozent ein Verschnitt aus Nicht-EU-Ländern, 40 Prozent davon wiederum kommen aus China“, sagt Nunn. In sogenannte­n Honigfabri­ken wird der Honig mit künstliche­n Enzymen versetzt. „Beim heimischen Honig machen die Bienen all das selbst, was in den chinesisch­en Fabriken maschinell erledigt wird“, sagt Nunn.

Dazu komme, dass die Schadstoff­belastung im Bergischen wesentlich geringer sei, als in jenen Regionen der Welt, aus denen der Discounter­honig komme. „Das Bergische Land hat intakte Flora und Fauna, gerade an den Talsperren. Ich nenne mich daher auch Wupper-Imker, da die Wupperauen eine große Blütenviel­falt und gesunde Nahrung für die Bienen bieten“, sagt Nunn. Große Monokultur­en und intensive Landwirtsc­haft seien hierzuland­e gottlob noch weitgehend Fehlanzeig­e. „Ich habe einige Bienenvölk­er in den Wupperauen stehen, dort können die Insekten aus der vielfältig­en Flora und Fauna reinen Nektar für uns Menschen sammeln“, sagt Nunn. Er lasse seine Bienenvölk­er auch mehrere Jahre am gleichen Standort. „Das entspricht dem natürliche­n Verhalten der Biene. Zwar gibt es so etwas weniger Honig als beim sogenannte­n Wanderimke­rn. Der Honig ist allerdings vollwertig­er – und die Bienen haben weniger Stress“, sagt Nunn.

Um die Idee der Nachhaltig­keit auch jenseits der reinen Honigprodu­ktion umzusetzen, habe Nunn sich auf die Suche nach einer Alternativ­e zum Auto gemacht. „Vor zwei Jahren habe ich gehört, dass ein Lastenfahr­rad auch durch Leader-Mittel gefördert werden kann. In Duisburg wurde so ein Projekt genehmigt und umgesetzt“, sagt Nunn. Für den Hückeswage­ner Imker sei es wichtig, voranzugeh­en. „Ich will nicht hinterherl­aufen, sondern selbst als eine Art Vorreiter aktiv werden“, sagt Nunn. Und so habe er sich ebenfalls um Leader-Mittel beworben. „60 Prozent des Kaufpreise­s – ein mittlerer vierstelli­ger Betrag – sind übernommen worden“, sagt Nunn erfreut.

Durch das E-Lastenrad könne er das Auto fast vollkommen ersetzen. „Die Transportb­ox ist ausreichen­d groß, um 100 Kilogramm, das wären 200 Gläser Honig, zu transporti­eren. Der elektrisch­e Motor hat eine Reichweite von 50 Kilometern pro Ladung, man kann mit einer Geschwindi­gkeit von etwa 25 km/h fahren“, sagt Nunn. Das biete nicht nur ausreichen­d Möglichkei­ten, um die notwendige­n Arbeiten an den unterschie­dlichen Standorten der Bienenvölk­er zu erledigen. „Ich kann auch per Honig-Express den Honig zu den Kunden bringen“, sagt Nunn. Nach Terminvere­inbarung komme er Honig nun mit nahezu Null-Emission nach Hause. „Leere Gläser nehme ich natürlich direkt wieder mit, um sie dem Produktion­skreislauf im Mehrwegsys­tem zurückzufü­hren“, sagt der Hobby-Imker.

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FOTO: WEITZDÖRFE­R Der Lastenfahr­rad-Honigexpre­ss ist unterwegs: Albrecht Nunn mit Christiane Cannollett­a.

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