Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Als Wermelskirchen zu einem gallischen Dorf wurde...
Ideen und Anregungen, wie man schneller sein kann beim Impfen, gibt es in der Stadt genug. Schade nur, dass alles vom Land geblockt wird.
Wer schonmal das Kult-Comic „Asterix und Obelix“gelesen hat, kennt das kleine gallische Dorf, in dem unbeugsame Gallier wohnen, die sich unermüdlich gegen die eindringenden Römer wehren. Und man braucht nur ein wenig Phantasie, um sich auch Wermelskirchen als ein solches gallisches Dorf vorzustellen. Immerhin gibt es hier einige engagierte Menschen, die nicht müde werden, immer neue Ideen und Vorschläge zu entwickeln, um das Impfchaos, das das Land angerichtet hat, schneller in den Griff zu bekommen. So fordern Bürgermeisterin Marion Lück und örtliche Politiker seit Wochen, dass vor Ort entweder in einer sogenannten Schwerpunktpraxis oder am besten gleich in Hausarztpraxen geimpft wird. Doch während die Verantwortlichen
noch immer auf Antworten vom Land warten, starten genau diese angedachten Pilotprojekte munter in anderen Bundesländern.
Dass da die Halsschlagadern pochen, ist wohl klar.
Im Comic würde nun Druide Miraculix seinen berühmten Zaubertrank anrühren, der die Bewohner seines Dorfes noch stärker macht. In ähnlicher Funktion ist Impfarzt Dr. Hans-Christian Meyer in Wermelskirchen unterwegs, der zu gerne die Menschen seiner Stadt und im Kreis schnellstmöglich vor dem Coronavirus schützen und Spritze um Spritze mit dem kostbaren Impfstoff in Oberarme pieksen würde – wenn er denn loslegen dürfte. Aber da die Landesregierung offensichtlich an jeder Stellschraube des Impfplans höchstpersönlich so weit drehen möchte, dass wirklich gar kein Spielraum mehr da ist und dann auch noch jeden böse anfaucht, der es auch nur wagt, diese Schrauben anzugucken, kann der Arzt nur weiter ungeduldig mit den Hufen scharren und weiter darauf drängen, das sich endlich etwas bewegt. Dass ihm der geplante Impftermin in der Lebenshilfe verboten wurde, weil die Werkstatt zur 2. Prioritätsstufe gehört, mögen Freunde der gepflegten Regelkultur ja feiern. Andere möchten lieber vor Empörung schreien, dass dort Menschen nicht geimpft werden durften, während beispielsweise in Köln 380 (!) Impfdosen liegenbleiben, weil die Personen einfach nicht zur Impfung erschienen sind. Normal denkende Menschen würden jetzt sagen: Ist ja kein Problem. Dann ziehen wir jetzt Leute aus der 2. Prioritätsstufe vor und impfen die, weil Impfstoff und die zu impfenden Personen vor Ort sind. So hatte sich das ja auch Dr. Meyer alias Miraculix beim Termin in der Lebenshilfe gedacht.
Klingt ja auch logisch. Hätte auch klappen können. Allerdings nicht in NRW. Tatsächlich muss nämlich auch die allerletzte Fußpflegerin aus einem Dorf in irgendeinem Kreiszipfel, die sich noch nicht gemeldet hat, die aber in einem Altenheim arbeitet und damit zur 1. Prioritätsstufe gehört, geimpft werden. Vorher werden Lehrer, Erzieher, Schwerkranke oder Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung aus der nächsten Stufe gefälligst nicht vorgezogen. Sagt das Land. Was irre ist, wenn Impfdosen liegenbleiben, mit denen schneller geimpft werden könnte. Was irgendwie ja Ziel sein sollte. Asterix und Obelix würden nun in ihrem kleinen gallischen Dorf Pläne schmieden, was sie nun machen könnten. Und genau das geschieht sicher auch gerade im gallischen Dorf Wermelskirchen...