Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„Kein Kind bleibt dieses Jahr unversorgt“
Die Stadt hat nachjustiert: Zum ersten Mal sollen in diesem Jahr wieder alle Bewerber einen Platz bei Tageseltern oder in der Kita bekommen – obwohl die Pläne für den Bau der Einrichtung an der Eichholzer Straße ins Stocken geraten sind.
WERMELSKIRCHEN In diesen Tagen laufen hinter den Kulissen der Stadtverwaltung die Vorbereitungen für das nächste Kindergartenjahr: Eltern erhalten Zusagen für Plätze in der Kindertagespflege und in Kindertagesstätten, und die Stadt erwartet die Rückmeldungen. Ab April sollen Absagen verschickt werden – für diese Familien sollen aber Lösungen gefunden werden. „Wir gehen davon aus, dass ab August kein Kind unversorgt bleibt“, sagt Beigeordneter Stefan Görnert auf Nachfrage der Redaktion.
In den vergangenen Jahren habe die Stadt kontinuierlich neue Plätze geschaffen. In diesem Jahr soll die Rechnung nun zum ersten Mal wieder aufgehen. „Wir wollen die letzten fehlenden Plätze durch eine Überbelegung in den bestehenden Einrichtungen ausgleichen“, sagt Görnert. Noch fehle dafür die nötige Rückmeldung des Landschaftsverbands. Überbelegungen gehörten auch in den vergangenen Jahren zum Alltag in den Einrichtungen.
Die noch fehlenden Plätze gehen vor allem auf eine „schleppende Umsetzung“des geplanten Neubaus an der Eichholzer Straße zurück, hatte Nadja Kremer vom Amt für Jugend, Bildung und Sport im Jugendhilfeausschuss am Donnerstag erklärt. Bereits Anfang des vergangenen Jahres war der Bauträger abgesprungen, die Stadt hatte mit Al-Kitabau einen neuen Investor gefunden – Träger der Einrichtung soll der PME-Familienservice werden. „Es gibt bauliche und räumliche Gründe, die die Verhandlungen mit Investoren von Anfang an erschwert haben“, sagt Stefan Görnert. Man befinde sich jetzt in den Endverhandlungen mit dem Investor. Die Rückmeldung des Bauträgers auf den finalen Vertragsentwurf der Stadt stehe noch aus. „Es ist schwierig“, räumte Gönert im Jugendhilfeausschuss ein. Also rechnet die Stadt zumindest für das kommende Kindergartenjahr erst mal ohne die neue Einrichtung.
Zur Erinnerung: 2017 waren für
die Stadt überraschend neue Daten aufgetaucht, die kurzfristig einen deutlich höheren Bedarf an Betreuungsplätzen aufzeigten. 2018 fehlten mehr als 200 Kita-Plätze – die Zahl der Geburten habe über den Erwartungen gelegen, ebenso die Zuzüge junger Familien und auch die Zahl der Eltern, die ihre Kinder betreuen lassen wollen sei gestiegen, erinnerte Nadja Kremer.
Seit 2017 entstehen in Wermelskirchen also neue Plätze in Kindertageseinrichtungen: Durch den Anbau an die evangelische Kita in Tente entstanden 25 neue Plätze für Kinder über drei Jahre (Ü3), in der Waldkita Braunsberg entstanden insgesamt 40 neue Plätze, durch den Umbau in Grunewald können inzwischen 41 Kinder mehr aufgenommen werden. Der Anbau am Forstring wird im zweiten Quartal zehn U3-Plätze schaffen, der Anbau an die Kita am Ecker insgesamt 16 U3-Plätze und 14 Ü3-Plätze, für die neue Kita an der Hilfringhauser Straße rechnet die Stadt mit 22 U3- und 53 Ü3-Plätzen (zuzüglich der Betriebsgruppe), durch die Elterninitiative Stöppken sind 24 Ü3-Plätze entstanden, die zweite Gruppe mit sechs U3- und 14 Ü3-Plätzen soll im August sarten. „Dazu kommen die temporären Maßnahmen“, erklärte
Nadja Kremer im Ausschuss.
Die Notgruppe in der Kita Danziger Straße mit zehn Ü3-Plätzen soll noch bis Juli laufen. Die Kita in der Jörgensgasse, die im August 2018 kurzerhand wieder in Betrieb genommen wurde, soll erstmal weiter aufrecht erhalten bleiben – so lange der geplante Kita-Neubau nicht unter Dach und Fach und abgeschlossen ist. „Insgesamt schaffen wir mit den Maßnahmen 400 Plätze – 76 U3und 324 Ü3-Plätze“, rechnete Kremer, „von denen zum kommenden August 315 in Betrieb sind.“
Vor allem bei der Betreuung der Jüngsten setzt die Stadt auch auf die Arbeit der Tageseltern. Die Zahl der Kindertagespflegepersonen steigt in diesem Jahr von 30 auf 33 Personen. „Die Zahl der belegten Plätze befindet sich aktuell unter der Anzahl der Plätze, die durch eine Pflegeerlaubnis abgedeckt wären“, informierte Kremer. Insgesamt 137 Plätze sind genehmigt, 115 werden genutzt. 35 Prozent der Eltern lassen ihre Kinder zwischen null und drei Jahren von Tageseltern betreuen.