Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Impfchaos: Harsche Kritik an Laschet und Laumann
WERMELSKIRCHEN (tei.-) Wermelskirchener Politikern reicht’s. In einem offenen Brief an Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann und an Ministerpräsident Armin Laschet halten Oliver Platt (Büfo) und Henning Rehse (WNKUWG) der NRW-Regierung den Spiegel vor – und kritisieren deren Unfähigkeit im Kampf gegen die Pandemie.
Die beiden Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat werfen der Landesregierung vor, dass die „Bürokratie jede Form von Menschenverstand und Logik zumindest in ihrem Haus“ersetzt habe und das Handeln und die Entscheidungen der Regierung nicht mehr zum Wohl der Bürger des Landes ausgerichtet sei. Denn wie könne es sein, dass Bürger zum Impfen eine Autofahrt von mindestens 40 Minuten für eine Strecke auf sich nehmen müssten, um ins Impfzentrum zu gelangen, obwohl es „ausreichend gut und einfach umsetzbare Ideen gibt, im Wermelskirchener Stadtgebiet zu impfen“, heißt es in dem Brief.
Dem Gesundheitsministerium lägen die Anfragen aus der Stadt vor: „Es muss bei Ihnen nur jemand einen Stempel druntersetzen, und wir legen los“, fordern die beiden Politiker den Minister auf.
Ein Ablehnen aus rechtlichen Gründen wollen die Wermelskirchener Politiker nicht hinnehmen – zumal in Niedersachsen erkannt wurde, was aktuell erforderlich sei. Platt und Rehse weisen die NRW-Landesregierung explizit auf die Pilotprojekte zur Covid-Schutzimpfung hin – eben das Impfen von Hausärzten in Praxen und häuslicher Umgebung. Letztlich funktioniere etwas in Niedersachsen, was mit der in Wermelskirchen vor Wochen vorgeschlagenen Schwerpunktpraxis nicht möglich ist.
Als Posse bezeichnen die Politiker den Umgang der Regierung mit den Null-Rest-Spritzen, die der Wermelskirchener Arzt Dr. Hans-Christian Meyer einführte – und der dann wieder von der Landesregierung gestoppt wurde.
Auch die Vorgänge in der Lebenshilfe seien traurig. Nichts spreche dagegen, weitere Gruppen zu impfen, wenn die Gruppe 1 versorgt sei. Nur „bürokratischer Schnickschnack“spreche dagegen. Warum werde AstraZeneca nicht für jeden Bürger unter 65 unabhängig der Priorisierung sofort freigegeben?
„Herr Minister, es ist Zeit, die richtigen Entscheidungen zu treffen“, heißt es. Und es sei Zeit, auf die Menschen vor Ort zu hören und diese machen zu lassen. „Nutzen Sie das Potential vor Ort, nutzen Sie das Wissen der Ärzte der Stadt, die nur darauf warten, helfen zu dürfen. Begreifen Sie, dass jeder sofort Geimpfte der beste Kampf gegen die Pandemie ist“, beenden Oliver Platt und Henning Rehse ihren Brief.