Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Johnson & Johnson umgeht USA bei Impfstoff-Lieferkette
BRÜSSEL (dpa) Der Impfstart des neuen Corona-Vakzins von Johnson & Johnson verzögert sich voraussichtlich. Hintergrund sind neue Zweifel, dass die USA die Ausfuhr dort abgefüllter Impfstoffe gestatten. Deshalb habe das Unternehmen nach eigenen Angaben die Lieferkette umgestellt, um die USA zu umgehen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Freitag aus EU-Kreisen. Die Abfüllung solle nun an einem anderen Ort stattfinden, und die Änderung brauche etwas Zeit.
Der Impfstoff des US-Herstellers war am Donnerstag in der Europäischen Union zugelassen worden, und die EU hat 200 Millionen Dosen davon bestellt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte aber anschließend in der ARD: „Die Wahrheit ist, dass frühestens Mitte, Ende April mit Lieferungen zu rechnen ist nach – Angaben von Johnson & Johnson.“
Ursprünglich sollte die Abfüllung – das sogenannte Fill and Finish – des in den Niederlanden entwickelten und teils in der EU produzierten Impfstoffs in den USA stattfinden, auch für Lieferungen an Europa. Lange hieß es, es gebe Zusicherungen aus Washington, dass die für die EU bestimmten Mengen wieder zurückkämen. Nun bestehe neue Unsicherheit über die amerikanische Linie, bestätigten mehrere Quellen in Brüssel. Dass Johnson & Johnson für die europäischen Lieferungen die Produktionswege umgestellt habe, sei deshalb beruhigend, sagte ein EU-Vertreter.