Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Alle Grundschullehrer und Erzieher sind geimpft.
Wermelskirchen ist die erste Stadt im Kreis, in der alle Grundschullehrer und Erzieher zum Schutz vor dem Coronavirus geimpft sind.
WERMELSKIRCHEN Um 12 Uhr sollten sich die Türen der Schwanenschule öffnen, damit die Wermelskirchener Grundschullehrerinnen und Lehrer und die Erzieherinnen der Kitas zum Schutz vor dem Coronavirus geimpft werden. „Schon um 11.10 Uhr standen die ersten vor der Tür“, erzählt Katrin Wagner, Leiterin der Schwanenschule. Schnell bilden sich lange Schlangen vor dem Eingang, der Parkplatz am Schwanen ist gefüllt und auch auf der Jahnstraße stehen die Fahrzeuge dicht an dicht. „Die Impfbereitschaft ist riesig“, sagt Dr. Hans-Christian Meyer, der als erstes Schulleiterin Katrin Wagner mit der Spritze in den Oberarm piekst, „damit ich mich um die Koordination und Einweisung der Kollegen kümmern kann“, sagt sie und verrät, wie erleichtert alle sind, dass sie nun geimpft werden. „Wir wissen alle, dass wir sehr privilegiert sind durch den früheren Impftermin“, sagt Wagner. „Aber ich denke, es ist auch eine große Hilfe für alle, vor allem auch für die Eltern, dass die Schulen und Kitas wieder geöffnet sind.“Sie selbst sei Mutter von zwei Kindern (7 und 10) und wisse daher genau, wie anstrengend der Spagat zwischen Job und Homeschooling sein kann. Unterstützung von ihren Eltern habe sie in der Zeit des Lockdowns nicht in Anspruch nehmen können, „weil meine Eltern Risikopatienten sind.“
Umso glücklicher ist Katrin Wagner nun, dass sie und die 47 Lehrerinnen und Lehrer ihrer Schule geimpft sind. „Es wäre schrecklich, wenn wir Klassen schließen müssten, weil wir durch Corona zu wenig Lehrkräfte zur Verfügung haben“, sagt sie. „Von daher fühlt man sich mit der Impfung schon sicherer.“
Die Impfbereitschaft ist deshalb hoch: 385 Grundschullehrer und Kita-Erzieher aus der Priorisierungsgruppe zwei, die berufsbedingt engen Kontakt zu den Kindern haben, impft Christian Meyer an diesem Tag gemeinsam mit Sportmedizinnerin Susanne Birker-vom Stein und den Kollegen Harald Bergerhoff und Thomas Schwitalla erst an der Schwanenschule und später in der Dhünntalschule. Quasi am laufenden Band ziehen Katy Schröder, Medizinische Fachangestellte, und Anika Kleinert, Pharmazeutisch-technische Assistentin der Montanus-Apotheke, die Spritzen für die Impfungen auf. Mitarbeitende aus den sieben Grundschulen und 19 Kindertageseinrichtungen stehen an diesem Freitag bereit, hoffen, dass sie die eventuell auftretenden Nebenwirkungen wie Schüttelfrost und Gliederschmerzen, die die Impfung mit Astrazeneca mit sich bringen kann, über das Wochenende abschütteln. „Die gute Nachricht ist: Wir sind mit dieser Gruppe in Wermelskirchen komplett mit der ersten Impfung fertig“, freut sich der leitende Impfarzt, der den Tag in Wermelskirchen schmunzelnd als „Warm up“, als aufwärmen für den kommenden Tag bezeichnet: „Morgen impfen wir in Burscheid und Leichlingen – da stehen bereits 1000 Lehrer und Erzieher aus der Priorisierungsgruppe 2 auf der Liste.“Anschließend kann sich das Impfteam auf die Schultern klopfen und die Zielgruppe im gesamten Nordkreis aufatmen: „Wir haben damit die Grundschullehrer und Erzieher der Kitas im Nordkreis alle zum ersten Mal geimpft“, kündigt Hans-Christian Meyer an. Darüber freut sich auch Bürgermeisterin Marion Lück: „Wermelskirchen ist damit die erste Stadt im Rheinisch-Bergischen Kreis, die alle geimpft hat“, sagt sie und fügt lächelnd hinzu: „Um unseren Dr. Meyer beneiden uns sicher alle.“
Auch für Eltern dürfte es eine Erleichterung sein, dass die Lehrer ihrer Schulkinder und die Erzieher ihrer Kindergarten-Steppkes geschützter vor dem Virus sind. Und für die Kinder ist es das pure Glück, zumindes an einigen Tagen in der Woche wieder mit den Schulfreunden zusammen im Präsenzunterricht zu sein. „Die Kinder sind wirklich happy, dass sie wieder zurück an der Schule sind“, erzählt Katrin Wagner (FOTO: KATHRIN KELLERMANN). „Die ersten Tage waren für sie noch sehr ungewohnt, da waren alle sehr leise und haben sich nicht getraut, was zu erzählen“, erinnert sie sich schmunzelnd über den Schulstart nach dem Lockdown ihrer 295 Schützlinge, die montags und mittwochs oder dienstags und donnerstags sowie freitags im Wechsel zur Schule kommen.
Im zweiten Lockdown habe es eine Notbetreuung an der Schule gegeben, „da waren immer 70 Kinder bei uns und vor allem haben wir auch die Kinder hergeholt, die ein wenig extra Hilfe beim Lernen brauchten“, sagt Wagner, die aktuell mit ihrem Team einen Plan entwickelt, wie Kinder in den Ferien zusätzliche Förderung in der Schwanenschule bekommen können. „Wenn man mir vor einem Jahr gesagt hätte, was wir in der Zeit des Lockdowns alles auf die Beine stellen, was tatsächlich ein echter Kraftakt war, hätte ich gesagt, dass das nicht leistbar ist“, verrät sie ehrlich. „Und jetzt haben wir alle noch mehr geleistet und ich kann nur sagen, dass ich verdammt stolz auf meine Schule bin.“