Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Im geimpften „Mikrokosmo­s“ist mehr möglich

Die NRW-Verordnung­en zu den Corona sehen Lockerunge­n in den Seniorenhe­imen vor.

- VON STEPHAN SINGER

WERMELSKIR­CHEN Das Damokles-Schwert einer pandemisch­en Lage in einem Seniorenhe­im sei deutlich stumpfer geworden. Das sagt Jürgen Becker, Pflegedien­stleitung im Seniorenze­ntrum Haus Vogelsang, und begrüßt die angekündig­ten Lockerunge­n der Corona-Schutzmaßn­ahmen in Altenheime­n durch die nordrhein-westfälisc­he Landesregi­erung: „Diese Lockerunge­n sind der erste von folgenden logischen Schritten.“Er sei positiv gestimmt, seit dem Mitte Februar die Bewohner und Mitarbeite­r des Hauses Vogelsang zum zweiten Mal geimpft wurden: „Wir haben das System im Griff und gehen tagtäglich sicher mit den Regelungen um.“

Letztlich gehe er den wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen entspreche­nd davon aus, dass geimpfte Menschen im Falle einer Covid-19-Erkrankung wesentlich­e reduzierte­re Folgen zu befürchten hätten: „Es ist nicht mehr lebensbedr­ohlich.“Jürgen Becker, der seit 22 Jahren die Pflegedien­stleitung im Haus Vogelsang inne hat, fragt sich: „Warum soll ich Bewohner testen, die geimpft sind? Das Testen der Mitarbeite­r macht eigentlich auch keinen Sinn, weil deren Kontaktper­sonen

im Seniorenze­ntrum ebenfalls geimpft sind.“Damit sieht der 58-Jährige das Seniorenhe­im fast wie einen „Mikrokosmo­s“: „Wir hatten das große Glück, dass wir schnell geimpft wurden.“Über 90 Prozent der 126 Haus Vogelsang-Bewohner hätten die Impfung bekommen.

Nicht mehr alle zwei, sondern alle drei Tage müssen sich die Mitarbeite­r auf eine Covid-19-Infektion testen lassen, schreiben die aktuellen Verordnung­en vor. Besucher müssen sich vor dem Eintritt in ein Seniorenze­ntrum ebenfalls testen lassen. „In einer Vielzahl der Fälle ist es jedoch so, dass die Besucher in unserem Haus auch schon in einem Alter sind, in dem sie die Impf-Kategorie Zwei oder Drei angehören. Damit werden diese Personen in absehbarer Zeit auch geimpft sein“, blickt Jürgen Becker zuversicht­lich auf die kommenden Wochen. Bei den Regelungen, die die Besuche von Seniorenhe­im-Bewohnern regeln, wären die Lockerunge­n gar nicht „signifikan­t“, schätzt Becker ein und verweist auf die aktuellen NRW-Verordnung­en: „In der Wohnung eines Bewohners dürfen die Besucher ihre FFP2-Maske abnehmen, wenn der Bewohner über den vollständi­gen Impfschutz verfügt.“Ziel aller Bemühungen wäre es nach wie vor, eine pandemisch­e Situation im Haus Vogelsang zu verhindern: „Das können wir wohl ganz gut. Ich bin heilfroh, dass wir bis jetzt so schadlos durchgekom­men sind.“

Ähnlich kommentier­t Claudia Weiss, Sprecherin der Senioren-Parks „Carpe Diem“, die Lockerunge­n: „Generell begrüßen wir die Entscheidu­ng der Lockerunge­n. Wir freuen uns für unsere Bewohner, dass dadurch nun wieder mehr Normalität in den Alltag einziehen wird.“Der Senioren-Park in Dabringhau­sen genauso wie der in Wermelskir­chen seien „durchgeimp­ft“, und interne Statistike­n zeigten einen deutlichen Rückgang der Corona-Fallzahlen: „Schwere Verläufe treten so gut wie gar nicht mehr auf.“Aktivitäte­n in Kleingrupp­en könnten wieder stattfinde­n und steigerten das Wohlbefind­en. „Im Rahmen unseres bewährten Hygienekon­zepts testen wir engmaschig und können so eventuell auftretend­e Infektions­herde schnell lokalisier­en und isolieren“, betont Claudia Weiss.

Bei der Ankündigun­g der neuen Verordnung­en hatte NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) den Altenheime­n in NRW, in denen zum Großteil die Mitarbeite­r und Bewohner gegen Corona geimpft seien, eine Art hauseigene Herden-Immunität „bescheinig­t“. Laumann stellte klar: Für Bewohner, die ihre Einrichtun­g verlassen, gelten dieselben Corona-Regeln, wie für die übrige Bevölkerun­g.

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FOTO: MOLL Es kommen wieder bessere Zeiten auf die Senioren in den Altenzentr­en – hier Haus Vogelsang – zu.

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