Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Im geimpften „Mikrokosmos“ist mehr möglich
Die NRW-Verordnungen zu den Corona sehen Lockerungen in den Seniorenheimen vor.
WERMELSKIRCHEN Das Damokles-Schwert einer pandemischen Lage in einem Seniorenheim sei deutlich stumpfer geworden. Das sagt Jürgen Becker, Pflegedienstleitung im Seniorenzentrum Haus Vogelsang, und begrüßt die angekündigten Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen in Altenheimen durch die nordrhein-westfälische Landesregierung: „Diese Lockerungen sind der erste von folgenden logischen Schritten.“Er sei positiv gestimmt, seit dem Mitte Februar die Bewohner und Mitarbeiter des Hauses Vogelsang zum zweiten Mal geimpft wurden: „Wir haben das System im Griff und gehen tagtäglich sicher mit den Regelungen um.“
Letztlich gehe er den wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechend davon aus, dass geimpfte Menschen im Falle einer Covid-19-Erkrankung wesentliche reduziertere Folgen zu befürchten hätten: „Es ist nicht mehr lebensbedrohlich.“Jürgen Becker, der seit 22 Jahren die Pflegedienstleitung im Haus Vogelsang inne hat, fragt sich: „Warum soll ich Bewohner testen, die geimpft sind? Das Testen der Mitarbeiter macht eigentlich auch keinen Sinn, weil deren Kontaktpersonen
im Seniorenzentrum ebenfalls geimpft sind.“Damit sieht der 58-Jährige das Seniorenheim fast wie einen „Mikrokosmos“: „Wir hatten das große Glück, dass wir schnell geimpft wurden.“Über 90 Prozent der 126 Haus Vogelsang-Bewohner hätten die Impfung bekommen.
Nicht mehr alle zwei, sondern alle drei Tage müssen sich die Mitarbeiter auf eine Covid-19-Infektion testen lassen, schreiben die aktuellen Verordnungen vor. Besucher müssen sich vor dem Eintritt in ein Seniorenzentrum ebenfalls testen lassen. „In einer Vielzahl der Fälle ist es jedoch so, dass die Besucher in unserem Haus auch schon in einem Alter sind, in dem sie die Impf-Kategorie Zwei oder Drei angehören. Damit werden diese Personen in absehbarer Zeit auch geimpft sein“, blickt Jürgen Becker zuversichtlich auf die kommenden Wochen. Bei den Regelungen, die die Besuche von Seniorenheim-Bewohnern regeln, wären die Lockerungen gar nicht „signifikant“, schätzt Becker ein und verweist auf die aktuellen NRW-Verordnungen: „In der Wohnung eines Bewohners dürfen die Besucher ihre FFP2-Maske abnehmen, wenn der Bewohner über den vollständigen Impfschutz verfügt.“Ziel aller Bemühungen wäre es nach wie vor, eine pandemische Situation im Haus Vogelsang zu verhindern: „Das können wir wohl ganz gut. Ich bin heilfroh, dass wir bis jetzt so schadlos durchgekommen sind.“
Ähnlich kommentiert Claudia Weiss, Sprecherin der Senioren-Parks „Carpe Diem“, die Lockerungen: „Generell begrüßen wir die Entscheidung der Lockerungen. Wir freuen uns für unsere Bewohner, dass dadurch nun wieder mehr Normalität in den Alltag einziehen wird.“Der Senioren-Park in Dabringhausen genauso wie der in Wermelskirchen seien „durchgeimpft“, und interne Statistiken zeigten einen deutlichen Rückgang der Corona-Fallzahlen: „Schwere Verläufe treten so gut wie gar nicht mehr auf.“Aktivitäten in Kleingruppen könnten wieder stattfinden und steigerten das Wohlbefinden. „Im Rahmen unseres bewährten Hygienekonzepts testen wir engmaschig und können so eventuell auftretende Infektionsherde schnell lokalisieren und isolieren“, betont Claudia Weiss.
Bei der Ankündigung der neuen Verordnungen hatte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) den Altenheimen in NRW, in denen zum Großteil die Mitarbeiter und Bewohner gegen Corona geimpft seien, eine Art hauseigene Herden-Immunität „bescheinigt“. Laumann stellte klar: Für Bewohner, die ihre Einrichtung verlassen, gelten dieselben Corona-Regeln, wie für die übrige Bevölkerung.