Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Angeklagter erzählt seine Version der Geschichte
REMSCHEID/WUPPERTAL (mag) Beziehungsstatus: Es ist kompliziert! So lässt sich wohl am ehesten das beschreiben, was sich im Vorfeld dieses Prozesses zwischen den beiden Angeklagten und dem Opfer abgespielt haben soll. Nochmals zur Erinnerung: Auf der Anklagebank sitzen ein Syrer (25) und dessen Nachbarin, die sich wegen versuchter räuberischer Erpressung, Körperverletzung und Freiheitsberaubung zu verantworten haben.
Das Opfer: Eine Frau (25), die den nun angeklagten syrischen Landsmann im Deutschkurs kennengelernt und mit ihm eine Beziehung gehabt haben soll. Ein Friseur, bei dem beide gearbeitet hätten, soll eine verhängnisvolle Nebenrolle gespielt haben – und das soll zu Eifersuchtsszenen geführt haben. Das Opfer wiederum soll eifersüchtig auf die nun mitangeklagte Nachbarin gewesen sein. Das Gericht ist jedenfalls nicht zu beneiden. Schläge mit Gürtel und Kleiderbügel und dazu soll der Angeklagte die 25-Jährige auch noch mit dem Messer bedroht, in seine Wohnung gedrängt und dort versucht haben, sie anzuzünden, während die Nachbarin all das zwar gesehen aber nicht verhindert haben soll: Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft wiegen schwer.
Liebesschwüre von der Anklagebank hin zum Opfer und von dort auch wieder zurück hatten am letzten Verhandlungstag schon angedeutet, dass hier zwischen den Protagonisten vieles noch im Schwange und ungeklärt sein könnte. Die eigentlich geplante, mittlerweile dritte Zeugenvernehmung des Opfers musste nun verschoben werden, nachdem die Frau wegen einer Corona-Erkrankung in die Klinik eingeliefert werden musste. Stattdessen erzählte der Angeklagte dem Gericht, wie sich die Dinge aus seiner Sicht abgespielt haben sollen. Demnach habe das Opfer unbedingt zu ihm kommen wolle, um über die angebliche Affäre mit dem Friseur zu sprechen. Das sei keine Liaison gewesen, im Gegenteil: Der Chef habe mit ihrer Anwesenheit seine Ehefrau eifersüchtig machen wollen. Weil sich der Angeklagte dennoch nicht habe zu einer Fortsetzung der Beziehung überreden lassen wollen, soll das Opfer in dessen Wohnung selbst zum Messer gegriffen und sich damit an den Armen verletzt haben.
Er habe befürchtet, dass sich die 25-Jährige umbringen wolle und die herbeigeeilte Nachbarin habe sie dann aus seiner Wohnung gebracht, damit sie „keine Probleme machen“würde. Das Opfer habe ihn dann angezeigt und der gemeinsame Versuch, die Anzeige zurückzunehmen, sei an der Weigerung der Polizei gescheitert. Auch die zweite Begegnung habe das Opfer selbst erzwungen und nicht er habe Geld verlangt, sondern sie habe ihm Geld angeboten dafür, dass er die Geschichte mit dem Friseur nicht ihrer Familie erzählt. Auch angezündet habe er sie nicht – das habe sie in ihrer Verzweiflung selbst versucht und er habe ihr das Feuerzeug aus der Hand geschlagen. Die 25-Jährige sei nach den Geschehnissen erst im Frauenhaus gewesen und dann bei ihm eingezogen. Man habe heiraten wollen – und dann sei er verhaftet worden. Vor dem Gericht liegt noch viel Arbeit.