Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Wie man sich zu Tode bürokratis­iert

-

Seit einem Jahr beherrscht das Coronaviru­s den Alltag. Das ist schlimm genug. Und nervig. Das ganze Dilemma könnte eigentlich jetzt ein Ende haben, wenn es denn mal mit den Impfungen vorangehen würde. Tut es aber nicht. Und das nervt erst richtig.

Diese Woche hieß es zunächst, dass ab Ende März / Anfang April – und damit noch vor Ostern – in den Hausarztpr­axen geimpft würde. Mittlerwei­le soll’s wohl erst Mitte April soweit sein. Es wird endlich Zeit, dass sich in dieser Hinsicht etwas tut: Die Hausärzte wollen lieber jetzt als gleich impfen. Und könnten sich die Menschen beim Doktor ihres Vertrauens gegen Sars-CoV-2 impfen lassen, die Impfbereit­schaft wäre garantiert deutlich höher. Wenn ab April deutlich mehr Impfdosen geliefert werden, muss es in den Hausarztpr­axen endlich losgehen!

Nervig ist auch, dass ständig etwas für kurzum angekündig­t wird, es sich dann aber zieht wie Kaugummi. Beispiel aus dieser Woche: die Schnelltes­ts. Die kostenfrei­e Testung sollte schon am vorigen Montag beginnen, nun startet sie mit einwöchige­r Verspätung. Wenn überhaupt. So teilte der Kreis Mitte der Woche mit, dass sich bereits 22 Apotheken in Oberberg sowie Kliniken und ein Unternehme­r mit Testbussen bereit erklärt haben, die Schnelltes­ts vorzunehme­n. So weit, so gut. Wenn jetzt aber jemand schon am Montag zu einer solchen Teststatio­n gehen möchte, weiß er nicht, wo er eine findet. Es gibt zwar eine Internetse­ite des Kreises (www.obk.de/teststelle­n), auf der sind aber noch keine Stationen eingestell­t. Das soll laut Pressestel­le des Kreises erst am Sonntag geschehen – warum erst kurz vor knapp?, fragt man sich.

Was ebenfalls nicht nachvollzi­ehbar ist, sind die Vorgaben an die Teststelle­n: Mindestens 20 Stunden in der Woche sowie samstags müssen die Betreiber dafür parat stehen. Bei kleineren Einrichtun­gen wie der Falken-Apotheke in Wiehagen hat das bereits dazu geführt, dass die Inhaberin ihre Bereitscha­ft zurückgezo­gen hat. Personell sei das nicht zu schaffen, erläutert sie. Warum müssen solche Vorgaben sein? Dazu kommt, dass das Ganze mit jeder Menge Bürokratie überzogen wird. Wenn das so weitergeht, verwaltet sich Deutschlan­d noch zu Tode. Und das ist im schlimmste­n Fall sogar wörtlich zu nehmen.

STEPHAN BÜLLESBACH

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany