Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Pfarrer Jeschke zum Mitglied in bundesweite Liturgie-Kommission berufen.
Der Pfarrer aus Radevormwald vertritt die Rheinische Landeskirche in jener Arbeitsgruppe, die das neue Messbuch erstellen soll.
RADEVORMWALD Wenn Geistliche aus ganz Deutschland und der Schweiz in den kommenden Jahren über die Neufassung der „Reformierten Liturgie“beraten, wird auch ein Radevormwalder dabei sein. Dr. Dieter Jeschke, Pfarrer der reformierten Kirchengemeinde in der Bergstadt, ist in das Gremium berufen worden, das rund drei Jahre lang dieses grundlegende Werk über die Gottesdienstgestaltung erstellen werden.
„Ich selber bin eher für eine Aufweichung der Verkopftheit“
Dr. Dieter Jeschke Pfarrer
Pastor Jeschke sitzt dabei als Vertreter der Rheinischen Landeskirche am Tisch – genauer gesagt: am PC, denn zurzeit werden die Konferenzen per Video abgehalten. „Die erste Sitzung hat bereits stattgefunden“, berichtet der Geistliche.
Die Leitung des Projektes hat die Theologin Dr. Judith Filitz, die Pfarrerin der Lippischen Landeskirche ist. Koordiniert wird die Neubearbeitung des Buches durch den Reformierten Bund (siehe Info-Kasten). Die „Reformierte Liturgie“ist das, was gemeinhin als Messbuch bezeichnet wird, allerdings ohne einen Liederteil wie etwa beim katholischen „Gotteslob“.
Rund 30 Beteiligte zählen zu der Projektgruppe, die sich aus Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Landeskirchen und der evangelisch-altreformierten Kirche in der Schweiz zusammensetzt. „Es werden Untergruppen gebildet, die sich mit bestimmten Themen beschäftigen“, erläutert Dieter Jeschke den Ablauf. Er selber wird sich konkret mit dem Thema Gottesdienst beschäftigen. In der Vergangenheit
hat der Radevormwalder Pfarrer bereits gezeigt, dass er für Neuerungen in der Liturgie offen ist, etwa bei der Feier der Waldweihnacht und bei der jüngsten Aktion zum Valentinstag.
Aber ist es nicht reformierte Tradition, die Liturgie so schlicht und zurückhaltend wie möglich zu gestalten? Das sei zweifellos richtig, so Jeschke: „Die Konzentration auf die Wortverkündigung ist ein wesentlicher Aspekt.“Bei diesem Punkt gehen die lutherischen Kirchen einen etwas anderen Weg. Die Wurzeln des Unterschiedes gehen zurück bis ins Mittelalter, erläutert Jeschke. „Schon damals unterschied man die Heilige Messe mit Gesang vom Prädikantengottesdienst, in dem das Wort im Mittelpunkt stand.“Letzteres sei der Anknüpfungspunkt für die reformierten Kirchen geworden, die lutherischen Kirchen hätten sich eher an des Messtradition orientiert.
Allerdings gebe es auch in den reformierten Kirchen unterschiedlichen Herangehensweisen. „Nach 1945 wurde die Nüchternheit in den reformierten Kirchen sehr betont“, berichtet Dieter Jeschke. Man wollte damals eine deutliche Abkehr von Pathos und Äußerlichkeiten, von jeglicher Irrationalität.
Inzwischen erlaube man jedoch unter den reformierten Kirchen wieder etwas mehr Emotionen. „Ich selber bin eher für eine Aufweichung der Verkopftheit in der Gottesdienstgestaltung“, sagt der Pfarrer. Natürlich sei die Neufassung der „Reformierten Liturgie“eine Gratwanderung. „Wir wollen mehr Flexibilität ermöglichen, ohne in Beliebigkeit zu verfallen“, schildert Jeschke die Herausforderung.
Vor 20 Jahren war die „Reformierte Liturgie“, die auch für unierte protestantische
Gemeinden wichtig ist, zum letzten Mal überarbeitet worden. Die Neufassung soll auch die neuen digitalen Möglichkeiten berücksichtigen. Diese sind während der Corona-Pandemie plötzlich sehr wichtig geworden. „Das Projekt ist aber nicht aus der Pandemie heraus entstanden, es war schon seit längerem geplant“, stellt der Pastor klar. Auf der neuen Agenda der Projektgruppe stehen unter anderem die Themen „ökumenischer Gottesdienst“mit einem englischsprachigen Formular sowie Überlegungen zu digitalen Gottesdienstformaten. Auch soll eine so genannte Resonanzgruppe die Texte ästhetisch und theologisch begleiten. Nach dem Abschluss in etwa drei Jahren gibt es eine Erprobungsphase.
Info Wer sich über das Projekt informieren möchte, kann dies unter www.reformiert-info.de.