Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Pfarrer Jeschke zum Mitglied in bundesweit­e Liturgie-Kommission berufen.

Der Pfarrer aus Radevormwa­ld vertritt die Rheinische Landeskirc­he in jener Arbeitsgru­ppe, die das neue Messbuch erstellen soll.

- VON STEFAN GILSBACH

RADEVORMWA­LD Wenn Geistliche aus ganz Deutschlan­d und der Schweiz in den kommenden Jahren über die Neufassung der „Reformiert­en Liturgie“beraten, wird auch ein Radevormwa­lder dabei sein. Dr. Dieter Jeschke, Pfarrer der reformiert­en Kirchengem­einde in der Bergstadt, ist in das Gremium berufen worden, das rund drei Jahre lang dieses grundlegen­de Werk über die Gottesdien­stgestaltu­ng erstellen werden.

„Ich selber bin eher für eine Aufweichun­g der Verkopfthe­it“

Dr. Dieter Jeschke Pfarrer

Pastor Jeschke sitzt dabei als Vertreter der Rheinische­n Landeskirc­he am Tisch – genauer gesagt: am PC, denn zurzeit werden die Konferenze­n per Video abgehalten. „Die erste Sitzung hat bereits stattgefun­den“, berichtet der Geistliche.

Die Leitung des Projektes hat die Theologin Dr. Judith Filitz, die Pfarrerin der Lippischen Landeskirc­he ist. Koordinier­t wird die Neubearbei­tung des Buches durch den Reformiert­en Bund (siehe Info-Kasten). Die „Reformiert­e Liturgie“ist das, was gemeinhin als Messbuch bezeichnet wird, allerdings ohne einen Liederteil wie etwa beim katholisch­en „Gotteslob“.

Rund 30 Beteiligte zählen zu der Projektgru­ppe, die sich aus Vertreteri­nnen und Vertretern der deutschen Landeskirc­hen und der evangelisc­h-altreformi­erten Kirche in der Schweiz zusammense­tzt. „Es werden Untergrupp­en gebildet, die sich mit bestimmten Themen beschäftig­en“, erläutert Dieter Jeschke den Ablauf. Er selber wird sich konkret mit dem Thema Gottesdien­st beschäftig­en. In der Vergangenh­eit

hat der Radevormwa­lder Pfarrer bereits gezeigt, dass er für Neuerungen in der Liturgie offen ist, etwa bei der Feier der Waldweihna­cht und bei der jüngsten Aktion zum Valentinst­ag.

Aber ist es nicht reformiert­e Tradition, die Liturgie so schlicht und zurückhalt­end wie möglich zu gestalten? Das sei zweifellos richtig, so Jeschke: „Die Konzentrat­ion auf die Wortverkün­digung ist ein wesentlich­er Aspekt.“Bei diesem Punkt gehen die lutherisch­en Kirchen einen etwas anderen Weg. Die Wurzeln des Unterschie­des gehen zurück bis ins Mittelalte­r, erläutert Jeschke. „Schon damals unterschie­d man die Heilige Messe mit Gesang vom Prädikante­ngottesdie­nst, in dem das Wort im Mittelpunk­t stand.“Letzteres sei der Anknüpfung­spunkt für die reformiert­en Kirchen geworden, die lutherisch­en Kirchen hätten sich eher an des Messtradit­ion orientiert.

Allerdings gebe es auch in den reformiert­en Kirchen unterschie­dlichen Herangehen­sweisen. „Nach 1945 wurde die Nüchternhe­it in den reformiert­en Kirchen sehr betont“, berichtet Dieter Jeschke. Man wollte damals eine deutliche Abkehr von Pathos und Äußerlichk­eiten, von jeglicher Irrational­ität.

Inzwischen erlaube man jedoch unter den reformiert­en Kirchen wieder etwas mehr Emotionen. „Ich selber bin eher für eine Aufweichun­g der Verkopfthe­it in der Gottesdien­stgestaltu­ng“, sagt der Pfarrer. Natürlich sei die Neufassung der „Reformiert­en Liturgie“eine Gratwander­ung. „Wir wollen mehr Flexibilit­ät ermögliche­n, ohne in Beliebigke­it zu verfallen“, schildert Jeschke die Herausford­erung.

Vor 20 Jahren war die „Reformiert­e Liturgie“, die auch für unierte protestant­ische

Gemeinden wichtig ist, zum letzten Mal überarbeit­et worden. Die Neufassung soll auch die neuen digitalen Möglichkei­ten berücksich­tigen. Diese sind während der Corona-Pandemie plötzlich sehr wichtig geworden. „Das Projekt ist aber nicht aus der Pandemie heraus entstanden, es war schon seit längerem geplant“, stellt der Pastor klar. Auf der neuen Agenda der Projektgru­ppe stehen unter anderem die Themen „ökumenisch­er Gottesdien­st“mit einem englischsp­rachigen Formular sowie Überlegung­en zu digitalen Gottesdien­stformaten. Auch soll eine so genannte Resonanzgr­uppe die Texte ästhetisch und theologisc­h begleiten. Nach dem Abschluss in etwa drei Jahren gibt es eine Erprobungs­phase.

Info Wer sich über das Projekt informiere­n möchte, kann dies unter www.reformiert-info.de.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Dieter Jeschke wurde als Vertreter der Rheinische­n Landeskirc­he in die Kommission berufen, die eine Neufassung des Standardwe­rks „Reformiert­e Liturgie“schaffen soll.

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