Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Große Hochzeiten als Infektionsrisiko
Vergangenes Jahr gab es in Nordrhein-Westfalen 104 Polizei-Einsätze im Zusammenhang mit Trauungen.
DUISBURG Es war ein Freitagnachmittag Ende Februar, als Polizisten und Mitarbeiter des Ordnungsamtes in Duisburg-Marxloh eine Hochzeitsfeier auflösten. 43 Erwachsene und 14 Kinder hatten dort in einem Wohnhaus an der Kaiser-Friedrich-Straße zum Teil ohne Abstandsregeln und ohne Gesichtsmasken gefeiert; Musik spielte, es gab ein Buffet. Manche Gäste sollen sogar aus dem Ausland angereist sein.
„Das kommt immer mal wieder vor“, sagt ein Sprecher der Duisburger Polizei. Das gilt nicht nur für Duisburg, sondern landesweit. Insbesondere Autokorsos beschäftigen die Polizei regelmäßig. Nach Angaben des Innenministeriums NRW gab es im vergangenen Jahr 104 polizeiliche Einsätze im Zusammenhang mit Hochzeiten; 217 Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten wurden eingeleitet. Vom 1. April 2019 bis zum 31. Dezember 2020 gab es landesweit 572 Polizeieinsätze bei Hochzeiten.
Damit ist laut einem Sprecher des Innenministeriums im vergangenen Jahr ein deutlicher Rückgang solcher Einsätze im Vergleich zu 2019 zu verzeichnen. Aber: Im vergangenen Jahr hat es aufgrund der Pandemie auch deutlich weniger Hochzeiten gegeben. Im Zeitraum Januar bis November 2020 heirateten 71.168 Paare und damit zwölf Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres – und die meisten mussten auf Feiern verzichten. Der Bund deutscher Hochzeitsplaner schätzt, dass 2020 vier von fünf Feiern abgesagt wurden.
Hochzeiten können – aufgrund der Gästezahl – während der Pandemie dazu beitragen, dass die Inzidenzwerte einer ganzen Stadt hochgehen. So hatte die Stadt Hamm nach einem Corona-Ausbruch nach einer Hochzeitsfeier die Regeln verschärft. Ein sogenanntes Hochzeitscluster bildete sich im Oktober auch in Dinslaken infolge einer Hochzeit mit rund 100 Gästen in der niederländischen Grenzstadt Venlo; ein Teil der Gäste kam aus Dinslaken, Duisburg und Moers. Zwei der Gäste waren danach positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Im Rhein-Erft-Kreis infizierten sich bei einer Hochzeit mindestens 23 Personen. In Rheinberg waren es mehr als 60 Personen, die sich im August vergangenen Jahres bei einer Hochzeitsfeier infizierten. Im Sommer vergangenen Jahres erkrankten sieben Solinger auf einer Hochzeit in Hannover. Und auch in Solingen selbst wurde eine Hochzeitsfeier wegen zu vieler Teilnehmer teilweise aufgelöst. Im Januar dieses Jahres löste die Polizei innerhalb weniger Stunden in Gelsenkirchen und Herne Hochzeitsfeiern mit 60 beziehungsweise 80 Gästen auf. Bei der Feier in Herne hätten die 80 Gäste keine Masken getragen und aggressiv auf die Polizei reagiert.
Die Nachverfolgung aller Kontaktpersonen stellt die lokalen Behörden vor eine große Herausforderung – häufig kommen Gäste aus anderen Regionen und Staaten. Ob Gäste auf der illegalen Hochzeitsfeier in Duisburg-Marxloh mit Corona infiziert gewesen sind, ist nicht bekannt. „Wir wissen das nicht und können dazu auch sonst nichts sagen“, so der Sprecher der Polizei Duisburg.