Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Vereinstreue hat in Hilgen einen Namen: Jochen Lorenz
WERMELSKIRCHEN/HILGEN Heute wird er 50 Jahre alt. Wie gerne hätte Jochen Lorenz das gefeiert. Corona macht es unmöglich. „Aber das wird nachgeholt“, verspricht das handballerische Urgestein der Bergischen Panther. „Das habe ich mir fest vorgenommen.“Lorenz ist die personifizierte Vereinstreue. „Ich bin immer bei der TG Hilgen geblieben. Nur die Vereinsnamen haben sich im Laufe der Zeit geändert.“Bis hin zu den Bergischen Panthern. Lorenz ist dort alles: Spieler auf Abruf (in der 4. Mannschaft), Trainer (weibliche C-Jugend), Funktionär (Kassenwart) und Sponsor. Und damit einer, der den Verein gleichermaßen lebt wie liebt. Dass er bei Heimspielen der 1. Mannschaft in der 3. Liga als Hallensprecher fungiert, sollte auch nicht unerwähnt bleiben.
Wenn man ihn bei Handballspielen
erlebt, bei denen er emotional mitfiebert, käme man nicht unbedingt sofort darauf, dass er seit 2002 als Steuerberater tätig ist. „Direkt nach der Ausbildung habe ich die Kanzlei meines Vaters in Hilgen übernommen“, schildert er die Anfänge. Gemeinsam mit einem Kollegen. Auf das Abitur in Wermelskirchen war das Studium der Wirtschaftswissenschaften in Wuppertal gefolgt. In Neuss war Lorenz in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft tätig gewesen, hatte dort seine Prüfung als Steuerberater bestanden. Seitdem ist er selbstständig.
Wenn bei den Bergischen Panther Zukunftsplanungen anstehen, gehört Lorenz zum inneren Zirkel der Entscheidungsträger. Sein Wort hat Gewicht. Auf ihn hört man. Wenn er nicht gerade einem seiner großen Hobbys frönt. „Im Moment ist das ja unmöglich“, sagt Lorenz. Da ist die Musik, die ein steter Begleiter
seines Lebens ist. Heavy Metal, Punkrock, Konzerte – das ist sein Ding. Laut. Schrill.
Und dann ist da das Skifahren. Lorenz liebt es heiß und innig. „Zwei oder dreimal geht es in jedem Winter in die Berge“, berichtet er. „Für den Wintersport würde ich jeden Sommerurlaub sausen lassen.“
Dass Jochen Lorenz auch in schwierigen Zeiten zum 1. FC Köln hält, spricht für ihn. Gemeinsam mit Sohn Jannis hat er Dauerkarten für die Heimspiele des Fußball-Bundesligisten. Manchmal schaut er sich auch Eishockeyspiele des KEC an. Besonders stolz ist er auf die handballerische Entwicklung seiner Kinder. Sohn Jannis (17) spielt in der A-Jugend der Panther, hat im vergangenen Jahr schon in der 3. Mannschaft Spiele absolviert und könnte in der Saison 2021/2022 auch Einsätze in der Zweiten bekommen. Tochter Julie ist 13, wirbelt bei der weiblichen C-Jugend auf Rechtsaußen. „Sie machen es beide sehr gut“, sagt er. „Sie werden einmal besser sein, als ich es war.“
Was schon etwas heißen soll. Lorenz hat es als Linksaußen bis in die Oberliga gebracht, war ein Guter. Allerdings auch einer, der sich manchmal nicht im Griff hatte. „Ich bin oft genug übers Ziel hinausgeschossen“, findet er. „Manchmal habe ich mir selbst im Weg gestanden.
Im Nachhinein hätte ich Verständnis, wenn mich einige in nicht so guter Erinnerung haben würden.“Meckereien? Lorenz war dabei. Dispute mit Mitspielern? Auch da mochte Lorenz nicht nein sagen. Mit den Zwei-Minuten-Strafen, die er kassiert hat, könnte man Bücher füllen.
Dabei ist er im tiefsten Herzen ein Netter, ein Familienmensch. Im Moment lebt Jochen Lorenz mit seiner Frau Julia und den Kindern in einer Mietwohnung in Hilgen. Im Sommer soll es zurückgehen ins Elternhaus. Das ist im Juli vergangenen Jahres abgebrannt und muss komplett saniert werden. Dann werden auch die Eltern dort wieder ihren Platz finden. Lorenz braucht viel Harmonie in seinem Umfeld. Nur dann kann er Leistung bringen. Vom Steuerberater bis zum Hallensprecher, vom Handballer bis Festivalbesucher, vom Trainer bis zum FC-Fan, vom Funktionär bis zum Skifahrer.