Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ärztehaus in die alte Feuerwache

Auf Wohlwollen bei Bürgermeis­ter und Ärzten stößt eine Idee einer Hückeswage­nerin, die sich nicht nur Gedanken um ein Ärztehaus für Hückeswage­n gemacht, sondern auch gleich einen möglichen Standort aufgezeigt hat.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

Auf Wohlwollen bei Bürgermeis­ter und Ärzten stößt die Idee einer Hückeswage­nerin, die sich Gedanken um ein Ärztehaus gemacht hat.

„Viel wichtiger für uns wäre es jetzt, dass wir in unseren Praxen impfen könnten“

Werner Fabig Allgemeinm­ediziner

HÜCKESWAGE­N Dagmar Montag und ihr Mann waren im November 2019 von Radevormwa­ld nach Hückeswage­n gezogen. „Hier fühlen wir uns sehr wohl“, versichert sie. Zwölf Monate später hatte das Ehepaar ihrer Schwiegerm­utter, die bis dahin ebenfalls in der Nachbarsta­dt wohnte, einen Platz im Johannesst­ift besorgt. „Auch das können wir nur lobend erwähnen“, sagt die Neu-Hückeswage­nerin. Allerdings benötigte ihre Schwiegerm­utter einen neuen Hausarzt. „Bei der Suche ist uns dann aufgefalle­n, dass es kaum einen Arzt mit einem barrierefr­eien Eingang gibt“, berichtet Dagmar Montag am Bürgermoni­tor. Nicht nur für alte Leute sei das ein Problem.

Sie regt daher an, an der Bachstraße ein Ärztehaus einzuricht­en. Konkret an der Stelle der jetzigen Feuerwehrw­ache, wenn der Löschzug Stadt in ein paar Jahren in sein neues Domizil am Eingang zum Brunsbacht­al umgezogen ist (geplant ist Sommer 2023). Dagmar Montag hält das Gelände am Fuße des Schlosshan­gs für sehr geeignet, weil das zentral liegt und gut mit dem Linienbus zu erreichen wäre, weil die Bushaltest­elle nur wenige Meter entfernt ist. Auch könnte für den Bürgerbus direkt vor dem Haus eine Haltestell­e eingericht­et werden, und ausreichen­d Fläche für Parkplätze sei auch vorhanden. „Es wäre für Hückeswage­n eine große Bereicheru­ng“, betont Dagmar Montag. „Auf Dauer müssen sich einige Ärzte wirklich mit ihren Praxen etwas überlegen.“

Bürgermeis­ter

Dietmar Persian kann ihre Argumentat­ion sehr gut nachvollzi­ehen. „In der Tat ist es ein Manko, dass die Hausarztpr­axen in Hückeswage­n nicht barrierefr­ei sind“, betont er auf Anfrage unserer Redaktion. „Deshalb brauchen wir mittelfris­tig dazu eine Lösung – ob nun in einem Ärztehaus oder auf einem anderen Weg.“Dabei nehme die Stadtverwa­ltung alle Optionen in den Blick, und das Feuerwehr-Grundstück sei eine der möglichen Optionen.

„Das Thema der ärztlichen Versorgung steht natürlich seit einigen Jahren auf der Agenda, und gerade im Moment beschäftig­e ich mich wieder intensiv mit dem Thema der hausärztli­chen Versorgung in Hückeswage­n“, sagt der Bürgermeis­ter. Allerdings sei das sehr komplex. Persian verspricht: „Alles, was hier zur Verwirklic­hung möglich und notwendig ist, wird in Angriff genommen und ermöglicht, da die ärztliche Versorgung unserer Bürgerinne­n und Bürger eine hohe Priorität hat.“

Von einem Ärztehaus für Hückeswage­n hält der Wiehagener Arzt Helmut Beckert viel. „Das müsste man in einem großen Verbund realisiere­n, dann wäre das auch attraktiv für mögliche Nachfolger“, sagt er mit einem Blick in die Zukunft. Auch könnte dort die Teilzeit-Regelung gut funktionie­ren. Beckert schränkt aber ein: „Wir sind auf Wiehagen die einzige Praxis und würden nicht von hier weggehen.“

Grundsätzl­ich begrüßt auch Dr. Katja Forche ein Ärztehaus, auch an der von Dagmar Montag vorgeschla­genen Stelle. Zumal ein solches Gebäude dann barrierefr­ei wäre und ausreichen­d Parkplätze zur Verfügung stünden. „Das müsste dann aber von der Stadt zur Verfügung gestellt werden“, betont die Fachärztin für Innere Medizin von der Bachstraße. Heißt: Selbst investiere­n würden die Ärzte nicht. Auch bei den Mieten müsste der Eigentümer ihnen entgegenko­mmen, „denn wir wollen uns nicht verschlech­tern“. Für Katja Forche ist zudem wichtig, dass die einzelnen Praxen autark blieben und vor allem, dass sich in einem Ärztehaus unterschie­dliche Fachrichtu­ngen ansiedeln würden.

Für ihre Gemeinscha­ftspraxis, die sie mit Dr. Anne Schindler betreibt, kann die Ärztin sagen, „dass sie gut ausgestatt­et ist und die Versorgung funktionie­rt“. Patienten mit Behinderun­gen etwa würden sie bei Hausbesuch­en untersuche­n. „Wir machen mehrere solche Touren in der Woche“, sagt Katja Forche. Das dürfte auch für die Kollegen gelten.

Auf Wohlwollen stößt der Gedanke an ein Ärztehaus ebenfalls bei Werner Fabig. Denn auch der Allgemeinm­ediziner von der Goethestra­ße weiß, dass viele Praxen in Hückeswage­n nicht barrierefr­ei sind. Allerdings erinnert er an Überlegung­en dieser Art von vor einigen Jahren, als am Etapler Platz der zweite Neubau errichtet wurde und die Idee aufgekomme­n war, dort ein Ärztehaus einzuricht­en. „Das hatte sich damals aus finanziell­en Gründen nicht rentiert“, sagt Fabig. Für alle Ärzte, die sich dort niedergela­ssen hätten, wären die Mieten gestiegen, und sie hätten viel investiere­n müssen. Angesichts des größtentei­ls fortgeschr­ittenen Alters der hiesigen Hausärzte hätte sich das aber bis zum Renteneint­ritt nicht mehr rentiert.

Dennoch will Fabig einem Ärztehaus für Hückeswage­n nicht die Zukunftsfä­higkeit absprechen. „Das kann aber nur gelingen, wenn dort Mediziner mit unterschie­dlichen Fachrichtu­ngen arbeiten würden, und nicht nur Allgemeinm­ediziner“, betont er. Dabei denkt er zum Beispiel an einen Haut- oder einen Augenarzt, beide sind aktuell in Hückeswage­n nicht zu finden. Solche müsste man aber auch erst einmal in die Kleinstadt locken, und das dürfte schwierig werden. „Die meisten der jungen Ärzte wollen nach dem Studium in die Großstadt“, bedauert der Mediziner. „Dabei wissen sie alle nicht, wie schön es hier ist.“

Für Werner Fabig steht der Gedanke an ein Ärztehaus momentan ohnehin nicht im Vordergrun­d. Sein Fokus liegt eher auf der Corona-Pandemie: „Viel wichtiger für uns wäre es jetzt, dass wir in unseren Praxen impfen könnten“, unterstrei­cht er – und fordert: „Ich möchte in 14 Tagen impfen.“

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FOTO: STEPHAN BÜLLESBACH Wenn die Feuerwehr aus ihrer Wache an der Bachstraße ins neue Gebäude im Brunsbacht­al umzieht, könnte unterhalb des Schlosses ein Ärztehaus entstehen – das schlägt Dagmar Montag vor.

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