Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Ärztehaus in die alte Feuerwache
Auf Wohlwollen bei Bürgermeister und Ärzten stößt eine Idee einer Hückeswagenerin, die sich nicht nur Gedanken um ein Ärztehaus für Hückeswagen gemacht, sondern auch gleich einen möglichen Standort aufgezeigt hat.
Auf Wohlwollen bei Bürgermeister und Ärzten stößt die Idee einer Hückeswagenerin, die sich Gedanken um ein Ärztehaus gemacht hat.
„Viel wichtiger für uns wäre es jetzt, dass wir in unseren Praxen impfen könnten“
Werner Fabig Allgemeinmediziner
HÜCKESWAGEN Dagmar Montag und ihr Mann waren im November 2019 von Radevormwald nach Hückeswagen gezogen. „Hier fühlen wir uns sehr wohl“, versichert sie. Zwölf Monate später hatte das Ehepaar ihrer Schwiegermutter, die bis dahin ebenfalls in der Nachbarstadt wohnte, einen Platz im Johannesstift besorgt. „Auch das können wir nur lobend erwähnen“, sagt die Neu-Hückeswagenerin. Allerdings benötigte ihre Schwiegermutter einen neuen Hausarzt. „Bei der Suche ist uns dann aufgefallen, dass es kaum einen Arzt mit einem barrierefreien Eingang gibt“, berichtet Dagmar Montag am Bürgermonitor. Nicht nur für alte Leute sei das ein Problem.
Sie regt daher an, an der Bachstraße ein Ärztehaus einzurichten. Konkret an der Stelle der jetzigen Feuerwehrwache, wenn der Löschzug Stadt in ein paar Jahren in sein neues Domizil am Eingang zum Brunsbachtal umgezogen ist (geplant ist Sommer 2023). Dagmar Montag hält das Gelände am Fuße des Schlosshangs für sehr geeignet, weil das zentral liegt und gut mit dem Linienbus zu erreichen wäre, weil die Bushaltestelle nur wenige Meter entfernt ist. Auch könnte für den Bürgerbus direkt vor dem Haus eine Haltestelle eingerichtet werden, und ausreichend Fläche für Parkplätze sei auch vorhanden. „Es wäre für Hückeswagen eine große Bereicherung“, betont Dagmar Montag. „Auf Dauer müssen sich einige Ärzte wirklich mit ihren Praxen etwas überlegen.“
Bürgermeister
Dietmar Persian kann ihre Argumentation sehr gut nachvollziehen. „In der Tat ist es ein Manko, dass die Hausarztpraxen in Hückeswagen nicht barrierefrei sind“, betont er auf Anfrage unserer Redaktion. „Deshalb brauchen wir mittelfristig dazu eine Lösung – ob nun in einem Ärztehaus oder auf einem anderen Weg.“Dabei nehme die Stadtverwaltung alle Optionen in den Blick, und das Feuerwehr-Grundstück sei eine der möglichen Optionen.
„Das Thema der ärztlichen Versorgung steht natürlich seit einigen Jahren auf der Agenda, und gerade im Moment beschäftige ich mich wieder intensiv mit dem Thema der hausärztlichen Versorgung in Hückeswagen“, sagt der Bürgermeister. Allerdings sei das sehr komplex. Persian verspricht: „Alles, was hier zur Verwirklichung möglich und notwendig ist, wird in Angriff genommen und ermöglicht, da die ärztliche Versorgung unserer Bürgerinnen und Bürger eine hohe Priorität hat.“
Von einem Ärztehaus für Hückeswagen hält der Wiehagener Arzt Helmut Beckert viel. „Das müsste man in einem großen Verbund realisieren, dann wäre das auch attraktiv für mögliche Nachfolger“, sagt er mit einem Blick in die Zukunft. Auch könnte dort die Teilzeit-Regelung gut funktionieren. Beckert schränkt aber ein: „Wir sind auf Wiehagen die einzige Praxis und würden nicht von hier weggehen.“
Grundsätzlich begrüßt auch Dr. Katja Forche ein Ärztehaus, auch an der von Dagmar Montag vorgeschlagenen Stelle. Zumal ein solches Gebäude dann barrierefrei wäre und ausreichend Parkplätze zur Verfügung stünden. „Das müsste dann aber von der Stadt zur Verfügung gestellt werden“, betont die Fachärztin für Innere Medizin von der Bachstraße. Heißt: Selbst investieren würden die Ärzte nicht. Auch bei den Mieten müsste der Eigentümer ihnen entgegenkommen, „denn wir wollen uns nicht verschlechtern“. Für Katja Forche ist zudem wichtig, dass die einzelnen Praxen autark blieben und vor allem, dass sich in einem Ärztehaus unterschiedliche Fachrichtungen ansiedeln würden.
Für ihre Gemeinschaftspraxis, die sie mit Dr. Anne Schindler betreibt, kann die Ärztin sagen, „dass sie gut ausgestattet ist und die Versorgung funktioniert“. Patienten mit Behinderungen etwa würden sie bei Hausbesuchen untersuchen. „Wir machen mehrere solche Touren in der Woche“, sagt Katja Forche. Das dürfte auch für die Kollegen gelten.
Auf Wohlwollen stößt der Gedanke an ein Ärztehaus ebenfalls bei Werner Fabig. Denn auch der Allgemeinmediziner von der Goethestraße weiß, dass viele Praxen in Hückeswagen nicht barrierefrei sind. Allerdings erinnert er an Überlegungen dieser Art von vor einigen Jahren, als am Etapler Platz der zweite Neubau errichtet wurde und die Idee aufgekommen war, dort ein Ärztehaus einzurichten. „Das hatte sich damals aus finanziellen Gründen nicht rentiert“, sagt Fabig. Für alle Ärzte, die sich dort niedergelassen hätten, wären die Mieten gestiegen, und sie hätten viel investieren müssen. Angesichts des größtenteils fortgeschrittenen Alters der hiesigen Hausärzte hätte sich das aber bis zum Renteneintritt nicht mehr rentiert.
Dennoch will Fabig einem Ärztehaus für Hückeswagen nicht die Zukunftsfähigkeit absprechen. „Das kann aber nur gelingen, wenn dort Mediziner mit unterschiedlichen Fachrichtungen arbeiten würden, und nicht nur Allgemeinmediziner“, betont er. Dabei denkt er zum Beispiel an einen Haut- oder einen Augenarzt, beide sind aktuell in Hückeswagen nicht zu finden. Solche müsste man aber auch erst einmal in die Kleinstadt locken, und das dürfte schwierig werden. „Die meisten der jungen Ärzte wollen nach dem Studium in die Großstadt“, bedauert der Mediziner. „Dabei wissen sie alle nicht, wie schön es hier ist.“
Für Werner Fabig steht der Gedanke an ein Ärztehaus momentan ohnehin nicht im Vordergrund. Sein Fokus liegt eher auf der Corona-Pandemie: „Viel wichtiger für uns wäre es jetzt, dass wir in unseren Praxen impfen könnten“, unterstreicht er – und fordert: „Ich möchte in 14 Tagen impfen.“