Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
13 Stellen sind im Ordnungsamt unbesetzt
CDU und Grüne fordern einen echten Präsenzdienst ein – noch ist das laut Stadt personell unmöglich.
(neuk) Das Wuppertaler Ordnungsamt hat ausgerechnet inmitten der Corona-Pandemie mit Personalmangel zu kämpfen. Von den 44 Stellen im Stellenplan des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) sind in der Realität 13 Stellen nicht besetzt. Ordnungsdezernent Matthias Nocke sagt: „Das hat unterschiedliche Gründe. Da gehört auch natürliche Fluktuation dazu.“
An dieser Stelle gehen politischer Wunsch und Wirklichkeit auseinander. Der Rat hatte bereits vor mehr als einem Jahr den KOD-Stellenplan um sieben Stellen erweitert. Was bislang nur dazu geführt hat, dass Ist- und Sollzustand weiter auseinanderklaffen. Ordnungsamtsleiter Carsten Vorsich weist auf Anfrage darauf hin, dass der Stellenplan ohne die Aufstockung zumindest ab dem Sommer wieder erfüllt gewesen wäre: „Einmal im Jahr erhalten wir neue Mitarbeiter, die mit der Ausbildung fertig sind.“
Das Ordnungsamt setzt verstärkt auf eigenen Nachwuchs. 18 Azubis durchlaufen eine dreijährige Ausbildung,
jedes Jahr werden planmäßig sechs Nachwuchskräfte fertig. Kurzfristig externe Kräfte zu finden, sei nicht so einfach, sagt Dezernent Nocke. Der Verwaltung mache bekanntlich in allen möglichen Bereichen der Fachkräftemangel zu schaffen.
Die CDU-Fraktion drückt ihren Unmut darüber aus, dass es bislang keinen Informationsfluss zu dem Stellenmangel gegeben hat. „Für uns stellt sich auch die Frage, warum die Ratsgremien über diese Entwicklung nicht informiert wurden“, so die Fraktionsvorsitzenden Ludger Kineke und Caroline Lünenschloss. Das sogenannte Zukunftsbündnis aus CDU und Grünen hat das Thema Ordnungsdienst auf ihre Agenda gesetzt und will am liebsten das Amt in seiner Arbeit neu denken. CDU-Bürgermeister Rainer Spiecker sagte: „Wir wollen einen Präsenzdienst des Ordnungsamtes, so wie das in anderen Großstädten auch möglich ist.“Er stellt sich vor, dass sich beispielsweise in den Innenstädten oder bei gutem Wetter
in den Grünanlagen Mitarbeiter des Ordnungsdienstes vor Ort zeigen, gerne auch mit der Polizei. Auch soll geprüft werden, ob nicht ein Präsenzdienst nach 22 Uhr möglich ist. Grünen-Fraktionschef Paul Yves Ramette sagt: „Wichtig ist erst einmal, dass alle Stellen besetzt werden. Dann wollen wir genau evaluieren, ob wir nicht von diesem Dienst auf Anruf wegkommen.“
Amtsleiter Carsten Vorsich hat eine klare Meinung zu den Umstellungswünschen:
„Das ist aus meiner Sicht nicht möglich.“Präsenz könne der Ordnungsdienst erst dann zeigen, wenn alle anderen Aufgaben erledigt sind. „Wir sind aber bei der derzeitigen Einsatzlage schon mehr als beschäftigt.“
Dass das Ordnungsamt in der Regel nur auf Hinweis tätig wird, hat in Wuppertal schon oft dazu geführt, dass sich Leser irritiert an die Presse gewandt haben. Zuletzt wieder an dem sonnigen Wochenende Ende Februar als in vollen Parks diverse Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung wahrgenommen wurden, die Stadt aber am gesamten Wochenende auf Nachfrage kein einziges Bußgeld verteilt hatte.
Solingen hat seinen Kommunalen Ordnungsdienst in der Pandemie personell verstärkt. Zusätzlich hat die Verwaltung extra eine neue Einheit gegründet: den Kommunalen Unterstützungsdienst (KUD). Durch diesen Kniff können dort auch Mitarbeiter zum Einsatz kommen, die keine dreijährige Ausbildung durchlaufen haben.