Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Diesmal soll es keinen Namensstreit geben
Nachdem es 2018 heftige Debatten gegeben hat, sollen Sekundarschule und Politik diesmal einen gemeinsamen Weg gehen.
RADEVORMWALD Seit Dienstag ist die Diskussion um den künftigen Namen der Sekundarschule wieder eröffnet worden. Einstimmig beschlossen die Vertreter der Fraktionen im Haupt- und Finanzausschuss, den Beschluss aus dem Jahr 2018 aufzuheben, nach dem die Schule nach der Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai benannt werden soll. Es war leider nicht möglich, den Kontakt zu ihr aufzunehmen und das Einverständnis für die Namensgebung der Schule zu erhalten.
„Der Name sollte auf jeden Fall zum Schulprogramm und zu unserem Leitbild passen“
Sandra Pahl Leiterin der Sekundarschule
Sandra Pahl, die Leiterin der Sekundarschule, bekräftigt, dass die Schüler, Eltern und Lehrer sich einen Namen für die Schule wünschen. Allerdings solle das Prozedere dieses Mal anders laufen, als vor zwei Jahren, als es zwischen der Schulkonferenz und Teilen der Politik – speziell der CDU-Fraktion – kräftig knirschte. Die Christdemokraten waren mit der Wahl von Malalal Yousafzai als Namenspatronin nicht einverstanden, am Ende unterlag die Fraktion aber bei der Abstimmung im Rat.
Dejan Vujinovic, Vorsitzender der Schulausschusses, bestätigt, dass es ein erstes Gespräch mit der Schulleitung gegeben habe. „Es zeichnet sich ein anderes Vorgehen ab als vor zwei Jahren“, erklärt der CDU-Fraktionsvorsitzende. Dabei sollen die Politik ebenso wie Schüler, Eltern und Lehrer eingebunden werden, damit sich keine Konfliktlinien bilden wie bei der letzten Namensentscheidung. „Der Name sollte auf jeden Fall zum Schulprogramm und zu unserem Leitbild passen“, erklärt Sandra Pahl.
Bürgermeister Johannes Mans plädiert ebenfalls dafür, sich nicht gleich wieder an konkreten Vorschlägen festzubeißen: „Man sollte erst einmal gemeinsam mit allen Beteiligen schauen, wie man den Prozess vernünftig in die Wege leiten kann.“
Vor zwei Jahren hatte es an Vorschlägen nicht gefehlt. Neben Elly Heuss, der Gattin des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss wurden unter anderem Marion Gräfin Dönhoff,
Oskar Schindler und Johann Heinrich Jung-Stilling als Namensgeber genannt. Ebenfalls genannt wurden die Namen „Uelfe-Schule“und „Schule auf der Höhe“.
Nicht nur in Radevormwald wird über den künftigen Namen von Schulen oft kontrovers diskutiert. Im Jahr 2017 gab es in Kleve am Niederrhein beispielsweise eine lebhafte Debatte, ob die Gesamtschule in einer Ortschaft nach Wilhelm Frede, einem Opfer des Nationalsozialismus,
benannt werden sollte. So hatte sich beispielsweise die katholische Kirche für diesen Namen stark gemacht. Auch hier entzündete sich der Streit an der Tatsache, dass die Schule beziehungsweise die Schulkonferenz eine autonome Entscheidung favorisierte. Als Kompromiss wurde schließlich die Volkshochschule in Kleve nach Wilhelm Frede benannt.
Dietmar Stark, Fraktionsvorsitzender SPD, versichert, dass die Sozialdemokraten
für Vorschläge offen sind und keinen bestimmten Namen im Vorfeld favorisieren. „Wichtig ist für uns ist, dass das Interesse der Schule berücksichtigt wird“, erklärt Stark. Vor zwei Jahren sei es vor allem darum gegangen, die Schüler, die sich für einen Namen entschieden hatten, nicht zu enttäuschen.
Elisabeth Pech-Büttner, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, meint zu dem Thema: „Wir würden uns wünschen, dass ein weiblicher
Name in Erwägung gezogen wird. Denn Frauen sind bei der Benennung von Schulen, aber auch bei Straßennamen noch immer deutlich unterrepräsentiert.“
Bernd-Eric Hoffmann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Unabhängigen Wähler-Gemeinschaft (UWG), erklärt: „Wir hatten ja bereits im jüngsten Schulausschuss gefragt, wie das weitere Vorgehen aussehen soll.“Seine Fraktion habe nicht vor, einen bestimmten Namen zu propagieren. Wichtig sei vor allem die Akzeptanz bei den Vertretern der Schule selber.
Petra Ebbinghaus, Mitglied der Fraktion der Alternativen Liste, betont die Rolle der Schule: „Die Vertreter der Schule sollten formulieren, worauf es ihnen bei der Wahl des Namens ankommt.“Dann könnten sich alle Akteure an einen Tisch setzen und über das weitere Vorgehen beraten.