Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Intensivmediziner fordern sofortigen Lockdown
DÜSSELDORF (jis) Führende Intensivmediziner fordern einen sofortigen Lockdown in Deutschland, um eine Überlastung der Intensivstationen zu vermeiden. „Es brennt“, umschrieb Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), am Freitag die aktuelle Situation. Jeder Tag zähle, mit rund 4500 belegten Betten steuere man wieder auf eine besorgniserregende Lage zu. Ausgehend von der Belegung der Intensivstationen liege die tatsächliche Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland nicht wie angegeben bei 110 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, sondern bereits bei 160 bis 170. „Wir fordern daher einen sofortigen harten Lockdown für zwei oder drei Wochen und ein bundeseinheitliches Vorgehen“, sagte Marx. „Für Lockerungen haben wir keine Zeit.“Entsprechend enttäuschend sei die Absage der Ministerpräsidentenkonferenz.
Von den 1260 Kliniken in Deutschland, die eine Intensivstation betreiben, könnten bereits 500 keine Patienten mehr aufnehmen, erklärte Christian Karagiannidis, Leiter des Divi-Intensivregisters. Vor allem in den Ballungsräumen werde es schon eng. So hätten die Kliniken, die sich schwerpunktmäßig um Corona-Kranke kümmern, bundesweit nur noch 295 freie Intensivbetten für Covid-19-Patienten gemeldet – auf NRW entfielen dabei 49 Betten, auf Thüringen nur eins.