Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Mehr Mieter als Eigentümer
Die Bundesregierung plant, die Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen zu erschweren. Das Gegenteil wäre richtig. Allerdings mit der Maßgabe, dass dies als Chance für die Mieter genutzt wird, ihre Wohnung zu erwerben. Denn die Wohneigentumsquote in Deutschland ist im europäischen Vergleich beschämend gering. Und die extrem niedrigen Zinsen sind für die Mieter eine historisch einmalige Gelegenheit: Kaufen ist inzwischen in der Regel billiger als mieten. Und es schützt endgültig vor Verdrängung und vor Mieterhöhungen und lässt die Mieter endlich an zukünftigen Wertsteigerungen der Immobilie teilnehmen.
Was den Mietern häufig fehlt, ist das von den Banken geforderte Eigenkapital. Das könnte etwa durch Bürgschaften oder Darlehen der öffentlichen Hand ersetzt werden. Das wäre eine äußerst effiziente Art, die Vermögensbildung breiter Schichten zu fördern. Und die Grunderwerbsteuer sollte grundsätzlich beim Ersterwerb von eigengenutzten Immobilien – zumindest bis zu einer bestimmten Preisgrenze – fallen.
Flankiert würde das durch eine gesetzliche Regelung, nach der die Wohnungen nach Umwandlung zeitlich begrenzt ausschließlich an Mieter verkauft werden dürfen. Ein gesetzliches Vorkaufsrecht und umfangreichen Kündigungsschutz haben die Mieter schon heute. Und wenn die Mieter kaufen, bleibt auch die Sozialstruktur unserer Wohngebiete erhalten.