Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Unterricht bis kurz vor den AbiPrüfungen nächste Woche.
Nächste Woche schreiben die Abschluss-Schüler am Gymnasium ihre ersten Klausuren – nach einem schwierigen Jahr.
WERMELSKIRCHEN Dana Stahl (FOTO: STAHL) verbringt in diesen Tagen viel Zeit am Schreibtisch. „Abiturvorbereitungen“, erklärt die 17-Jährige. Es sind die wichtigen Wochen kurz vor den Prüfungen. Für gewöhnlich kehren die Abiturienten nach den Osterferien nicht in den Schulbetrieb zurück – sie bereiten sich in den letzten zwei Wochen vor den Prüfungen alleine oder in privaten Lerngruppen auf die Abi-Prüfungen vor. Für Dana Stahl und ihre Mitschüler beginnt aber heute wieder der Präsenzunterricht – in einer sonst menschenleeren Schule.
„Wegen des besonderen Schuljahres bekommen wir neun Tage Unterricht zusätzlich“, erklärt die 17-Jährige die landesweite Regelung. Allerdings gilt eine Einschränkung: Die Abiturienten werden nur in ihren Prüfungsfächern unterrichtet. Auf dem Lehrplan steht ausschließlich „Wiederholung“. Der letzte Schultag fällt auf Donnerstag, 22. April. Einen Tag später beginnen für die ersten Schüler die Abi-Prüfungen im Fach Englisch.
„Es ist gut, dass wir diese
Zeit jetzt noch nutzen können“, sagt Dana Stahl, „im direkten Kontakt mit den Lehrern können wir Fragen besser klären.“Und auch Ulrike Gerber, Koordinatorin der Oberstufe, sieht die zusätzliche Zeit positiv. „Wir haben jetzt die Gelegenheit, die Prüfungssituation zu simulieren“, sagt sie, „und wir haben auch noch mal Gelegenheit, auf die Sorgen der Schüler in diesem besonderen Jahr zu hören.“Dana Stahl fühlt sich durch das Corona-Schuljahr nicht wesentlich benachteiligt: „Wir sind doch in den meisten Fächern und von den meisten Lehrern ausreichend unterrichtet worden.“Es habe für den Abschlussjahrgang viel Präsenzunterricht gegeben, aber auch die digitalen Lösungen hätten die meisten Abiturienten wohl nicht zurückgeworfen. „Auch wenn das am Ende natürlich eine ganz individuelle Frage ist“, sagt Dana Stahl.
Das gelte auch für die Frage nach alternativen Bewertungsmodellen. Es gebe natürlich Schüler, die lieber mit einer Durchschnittsnote die Schule verlassen hätten, als mit regulären Prüfungen. Da seien die Meinungen unterschiedlich. „Allerdings empfinde ich es als unglücklich, diese Diskussion drei Wochen vor dem Beginn der Prüfungen zu führen“, sagt Dana Stahl. Keiner gehe ernsthaft davon aus, dass in der kurzen Zeit noch das komplette System auf den Kopf gestellt werde. „Die Diskussion bringt nur Unruhe in unsere Vorbereitung“, befindet Stahl.
Währenddessen laufen im Gymnasium die Vorbereitungen für die Prüfungen. Das Abitur werde in einem ähnlichen Rahmen wie 2020 stattfinden, sagt Schulleiterin Elvira Persian. Die Prüfungsgruppen werden geteilt und in verschiedenen Räumen untergebracht, um die Abstände einhalten zu können. „Deswegen brauchen wir natürlich mehr Lehrer für die Aufsicht“, erklärt die Schulleiterin. Ob es vor den Prüfungen Schnelltests gebe, sei noch nicht geklärt. Die mündlichen Prüfungen Ende Mai werden wohl im üblichen Rahmen stattfinden können – die Schule stellt mehr Vorbereitungsräume zur Verfügung.
Der Abschied wird dann voraussichtlich vergleichsweise still ausfallen: Der letzte Schultag kann nicht im großen Rahmen gefeiert werden, auch alle anderen Veranstaltungen wie Bunter Abend, Konzert und Abi-Party müssen ausfallen. „Damit hatten wir schon fast gerechnet, als wir unser letztes Jahr begonnen haben“, sagt Dana Stahl, „es ist ja nicht so, dass wir auf gepackten Koffern gesessen hätten, und am Ende die Reise absagen mussten.“
Apropos Reiseabsage: Ihre Pläne nach dem Abitur haben viele Schüler erstmal auf Eis gelegt. Sie habe ein Jahr als Au-Pair-Mädchen in Frankreich verbringen wollen, erzählt Dana Stahl. Nun habe sie den Auslandsaufenthalt verschoben – auf eine Zeit nach der Pandemie. Stattdessen wolle sie direkt anfangen zu studieren. Wenn alles gut gehe, starte sie im Oktober mit einem Studium zur Sonderpädagogik. „Ich möchte im Rahmen des Studiums meinen Aufenthalt in Frankreich nachholen“, sagt sie.
Und auch viele ihrer Mitschüler habe ihre Pläne geändert: Wegen der unsicheren Reisesituation hätten viele ihre Auslandspläne erstmal abgesagt. Andere hätten bewusst den Start ins Studium verschoben, um nicht mit Vorlesungen auf Distanz in die akademische Ausbildung zu starten. „Jeder versucht, Lösungen für sich zu finden“, sagt Dana Stahl.
Die 17-Jährige setzt darauf, nach der Krise irgendwann wieder in der Normalität anzukommen. „Jetzt sind wir der Corona-Jahrgang“, sagt sie, „aber eines Tages wird das keine Rolle mehr spielen.“