Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Ein Freund des „Rüötsch Platt“geht in den Ruhestand
Der Sprachwissenschaftler Dr. Georg Cornelissen aus Bonn gilt als „Mundart-Papst“des Rheinlands. Auch nach Radevormwald hat ihn sein Beruf immer wieder geführt.
RADEVORMWALD/BONN Eigentlich stammt er vom Niederrhein, aus Winnekendonk, heute ein Ortsteil von Kevelaer. Und beschäftigt hat er sich mit vielen Dialekten im Rheinland. Doch für die alte Mundart von Radevormwald, das „Rüötsch Platt“, hegt Dr. Georg Cornelissen seit jeher ein spezielles Interesse. Sein Beruf als Sprachwissenschaftler hat ihn daher auch regelmäßig in die Bergstadt geführt. Nun geht er in den Ruhestand – nach 36 Jahren im Dienst des Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte (ILR) des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR).
„Es gab Zeiten, da war ich manchmal jede Woche in Radevormwald“, hatte Georg Cornelissen in einem Gespräch mit unserer Zeitung im Jahr 2018 berichtet. Über Jahrzehnte hinweg hatte er mit den Herausgebern des Rader Mundart-Wörterbuchs zusammen gearbeitet, als da wären: Heinz Hermann Becker, Walter Halbach, Karl Höltken, Klaus Keßler, Erwin Rüggeberg, Walter Sieberg, Robert Völker, Adolf Welsch, Rudi Wohlfahrt, Otto-Cords und Dr. Fritz Langensiepen.
Eine Sprachaufnahme von Karl Höltken ist nicht zuletzt dank Dr. Georg Cornelissen nun auch im Internet zu hören. Dieser Audio-Clip, der im Jahr 1981 aufgenommen wurde, kann angehört werden unter rheinische-landeskunde.lvr.de. Dort findet sich unter dem Reiter „Sprache“eine „Sprechende Sprachkarte“, auf der Beispiele vieler rheinischer Mundarten angehört werden können.
Für den Sprachwissenschaftler Cornelissen war das „Rüötsch Platt“vor allem wegen seines Übergangscharakters zum Märkischen Kreis interessant. „Der Rader Dialekt hat bereits eine deutliche Färbung aus dem benachbarten Westfälischen angenommen“, erläuterte er 2018 der BM. Das zeige sich etwa am Wort für eine Tanzveranstaltung „Danzerigge“. Die Endung „-igge“sei charakteristisch für das Westfälische. Auch „Rüe“, das Rader Mundartwort für einen Hund, komme eindeutig aus dem benachbarten Sprachraum.
Zu seiner Pensionierung wurde der Linguist von seinem Arbeitgeber, dem Landschaftsverband Rheinland, noch einmal interviewt. Dabei ging es auch um die Frage, welche Zukunft die heimischen Mundarten haben. „Was ich im Laufe der Jahre durchschaut habe: Wenn es um die regionale Sprache geht, um Dialekt und Regiolekt also, müssen wir zwischen Lippenbekenntnissen und Ankündigungen einerseits und Taten und Finanzierungen andererseits unterscheiden“, meint Dr. Georg Cornelissen. „In diesem Punkt bin ich alles andere als euphorisch. Aber – für die regionale Sprachforschung im Rheinland gibt es mehr als genug zu tun!“