Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Klare Vorgaben an beiden Schulen
In der Corona-Krise können sowohl das St.-Angelaals auch das EvB-Gymnasium, wo die meisten Hückeswagener Gymnasiasten unterrichtet werden, mittlerweile auf Erfahrungen im Distanz- und Hybridunterricht bauen.
WIPPERFÜRTH/HÜCKESWAGEN Erhard Seifert, Schulleiter des Engelbert-vom-Berg-Gymnasiums (EvB), bringt es auf den Punkt: „Es läuft gut. Wir haben einen klaren Rahmen im Digitalunterricht vorgegeben.“Sein Kollege vom Erzbischöflichen St.-Angela-Gymnasium, Werner Klemp, sieht neben den hohen Investitionen, die das Erzbistum als Schulträger in die digitale Infrastruktur getätigt hat, auch den Standortvorteil des ländlichen Gebiets als Vorteil: „Das Erzbistum hat in mehr als 80 Server investiert, um die Datenmengen im digitalen Unterricht stemmen zu können. Deswegen und auch wegen unserer Software-Infrastruktur funktioniert der Distanzunterricht sehr gut – und auch wesentlich besser als der Hybridunterricht.“
Hinzu komme, sagt Seifert, dass viele Lehrer mittlerweile von zu Hause aus arbeiteten, was den Datenfluss ebenfalls deutlich erleichtere. Für die Lehrer sei die Belastung allerdings dennoch durchaus groß. „Es ist vor allem dann zu merken, wenn sowohl Präsenz- als auch Distanzunterricht vorzubereiten sind“, sagt der EvB-Direktor. Das sei letztlich doppelter Aufwand, denn man könne den Präsenzunterricht nicht eins zu eins auf die digitale Variante umsetzen – und umgekehrt. Klemp stimmt dem zu: „Nur Distanzunterricht ist deutlich weniger Belastung. Der Hybridunterricht ist sehr aufwendig in der Vorbereitung.“
Die Osterferien, vor denen im Oberbergischen Kreis eine Woche Distanzunterricht eingeschoben worden waren, seien da auf jeden Fall eine wichtige Atempause für das Kollegium gewesen. Bei den
Schülerinnen und Schülern hingegen ist man darauf angewiesen, auch im Distanzunterricht mitzubekommen, wenn sie mit der Situation nicht gut zurechtkämen. Das sei nicht immer ganz einfach. „Wir müssen uns Gedanken darüber machen, dass uns keiner durchs Netz fällt“, betont Seifert.
Auch wenn er überzeugt sei, dass ein Großteil seiner Schüler keine Probleme hätten, könne man da leider nicht sicher sein. „Wir können die Klassen eben nicht mehr in der Weise beobachten, wie es im Präsenzunterricht möglich ist. Ich glaube, dass die Kontaktarmut der vergangenen Monate das größte Problem darstellt“, sagt Seifert. Man habe deutlich gemerkt, dass die Kinder und Jugendlichen sich sehr gefreut hätten, als sie im März für ein paar Tage wieder in der Schule gewesen seien.
Auch Klemp sieht seine Schülerschaft insgesamt gut durch die bisherige Zeit der Corona-Krise gekommen. „Meiner Einschätzung nach haben wir einzelne Fälle von Schülern,
die Probleme mit der Situation haben – das ergibt sich auch durch Rückmeldung der Eltern“, sagt er. Von stärkerer psychischer Belastung der Schüler sei am St.-Angela-Gymnasium allerdings nichts bekannt. „Ich denke, dass wir da bislang recht unbeschadet durchgekommen sind.“Neben der – „sehr gut funktionierenden“– Technik seien
es aber die Bereiche der Pädagogik und des Sozialen, die hinten überfielen. Ein Aspekt, der erst zu einem späteren Zeitpunkt betrachtet und analysiert werden könne, seien die Langzeitfolgen der Corona-Krise für die Schüler. „Das ist ein wichtiger und interessanter Aspekt. Man weiß nicht, ob und wie sich das alles auf längere Sicht auf die Kinder und
Jugendlichen auswirken wird“, sagt Seifert. Die vorgesehenen Schnelltests in den Schulen würden zwar auf jeden Fall Sicherheit geben, allerdings denke er bei längerfristigen Auswirkungen vor allen Dingen etwa an das Tragen von Masken und das fehlende Händeschütteln seit über einem Jahr. „Das müssen wir sicherlich im Nachgang von Corona genau beobachten und aufarbeiten“, sagt Seifert vom EvB.
Mit Blick auf die anstehenden Abiturprüfungen, die wie vorgesehen am 23. April beginnen sollen, macht sein Kollege vom St.-Angela deutlich: „Wir werden uns verstärkt um die Abiturienten kümmern. Natürlich ist da schon die Sorge, was ist, wenn es einen positiven Fall in den Abschlussklassen gibt? Dann müssen alle in Quarantäne. Aber es ist uns sehr wichtig, dass wir vor allem die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklasse im Präsenzunterricht betreuen können.“Das sei auch von den Abiturienten gut angenommen worden.