Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Planschen am statt im Bürgerbad?
Aufgrund des Lockdowns steht der Schwimm- und Saunabetrieb im Bürgerbad seit dem 1. November still. Dazu kommt das Drama um die Leimbinder. Tanja Bauer, Sportwartin der Frühschwimmer, ist dennoch optimistisch.
Wegen des Lockdowns steht der Schwimm- und Saunabetrieb im Bürgerbad seit 1. November still. Dazu kommt das Drama um die Leimbinder.
BRUNSBACHTAL Es ist merkwürdig still im Bürgerbad. Kein helles Kinderlachen, kein geschwätziges Treiben in der Kaffee-Ecke – alles ruhig. Was nicht weiter verwundert, gilt der aktuelle Lockdown doch nicht nur für die Gastronomie und die Kultur, sondern etwa auch für die Schwimmbäder der Republik. Somit kann auch nicht im Bürgerbad im Brunsbachtal geschwommen, sauniert, gerutscht oder geschwätzt werden. Von der mittlerweile mehr als fünfmonatigen Schließung betroffen sind auch die Frühschwimmer. Seit dem 1. November haben auch sie keine Möglichkeit mehr darauf, ein paar Bahnen im Hallenbad zu ziehen.
In diese Zeit fiel dann auch noch im Januar die Hiobsbotschaft, dass die Leimbinder der Dachkonstruktion so marode sind, dass sie saniert werden müssen. Letztlich war das Glück im Unglück, denn die dadurch notwendig gewordene Schließung des Bads fällt in die Zeit, in der es ohnehin geschlossen ist. Doch Tanja Bauer, Sportwartin der IG Frühschwimmer, macht sich ihre Gedanken. Weniger um die Zukunft des Bürgerbads – die sieht sie sehr wohl als gesichert an –, als vielmehr um „ihre“Frühschwimmer. „Manche denken, wir machen nicht mehr auf“, sagt Tanja Bauer im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie hofft aber, dass es bis zu einer Öffnung – abgesehen vom Corona-Lockdown – nicht mehr allzu lange dauert. „Schließlich hat die Politik bereits signalisiert, in das Bürgerbad investieren zu wollen“, sagt die Sportwartin. Ihr Appell an die Frühschwimmer lautet daher: „Haltet durch!“
Alternativen sind bislang gescheitert. So hatte Tanja Bauer versucht, wenigstens das Babyschwimmen anzubieten – natürlich nicht im Bürgerbad, aber woanders. Denn dafür benötige man nur ein kleines Becken. „Ich habe mich mal umgehört“, erzählt sie. Bislang jedoch ohne Erfolg. Das Schwimmbad des Johannesstifts gibt es seit dem Umbau des „Hauses am Buschweg“vor einigen Jahren nicht mehr. So hatte sie bei Adrian Borner nachgefragt – der Vorsitzende der Hückeswagener DLRG ist der Geschäftsführer der Wipperfürther Helios-Klinik. „Ich weiß, dass es dort ein Schwimmbecken gibt“, sagt die Sportwartin. Und Borner wäre den Frühschwimmern gerne entgegengekommen, aber die Technik ist mittlerweile offenbar abgebaut. Und auch die Idee, im kleinen Becken von Haus Hammerstein etwas für die kleinsten Planscher anzubieten, ist gescheitert: Die Lebenshilfe will das Haus an der Wupper-Talsperre verkaufen.
Dennoch sind Vorstand und alle Kursusleiter heiß darauf, so schnell wie möglich wieder starten zu können. So sind einige im vorigen Jahr begonnene Kurse noch nicht zu Ende, und für Januar hatte die Sportwartin bereits wieder volle neue Kurse gehabt, aber beides hat der Lockdown zunichte gemacht. Wenn jedoch irgendwann das Bürgerbad nach Corona – und der Sanierung – wieder öffnen wird, haben die Kursleiter laut Tanja Bauer bereits angekündigt, doppelt so viele Kurse anbieten zu wollen.
Trotz der aktuell widrigen Umstände im Brunsbachtal denkt der Vorstand der Frühschwimmer schon über erste Öffnungen nach, sobald wenigstens der Lockdown ein Ende hat. „Wir möchten die Sauna öffnen, sobald das möglich ist“, berichtet die Sportwartin. Und im Sommer könnte zumindest die Außenanlage mit dem im vorigen Jahr neu eingerichteten Spraypark in Betrieb gehen. Tanja Bauer schwebt vor, dass die Eltern es sich auf der Wiese zwischen Bad und Mehrzweckhalle im Sonnenschein gemütlich machen, während die Kleinen an und mit den bunten Wassertieren spielen. „Für Familien wäre das eine Möglichkeit, mal was anderes zu sehen“, sagt sie.
„Ich weiß, das ist nicht viel“, gesteht sie. Dennoch hofft sie, dass die knapp über 2000 Mitglieder dem Verein die Treue halten werden. Tanja Bauer jedenfalls ist optimistisch, dass die große Schwimmhalle irgendwann wieder morgens, nachmittags und abends mit Leben gefüllt sein wird. Und deshalb hat sie sich auch schon Gedanken über die Zukunft gemacht: Auf dem Außengelände sollen zwei Schaukeltiere für die Knirpse installiert werden, die vielleicht mit Hilfe von Sponsoren angeschafft werden könnten. Sie hat auch schon zwei ausgesucht: eine Robbe und einen Traktor. Wenigstens die Zukunftsaussicht ist alles andere als corona- und leimbinder-trist.