Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Planschen am statt im Bürgerbad?

Aufgrund des Lockdowns steht der Schwimm- und Saunabetri­eb im Bürgerbad seit dem 1. November still. Dazu kommt das Drama um die Leimbinder. Tanja Bauer, Sportwarti­n der Frühschwim­mer, ist dennoch optimistis­ch.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

Wegen des Lockdowns steht der Schwimm- und Saunabetri­eb im Bürgerbad seit 1. November still. Dazu kommt das Drama um die Leimbinder.

BRUNSBACHT­AL Es ist merkwürdig still im Bürgerbad. Kein helles Kinderlach­en, kein geschwätzi­ges Treiben in der Kaffee-Ecke – alles ruhig. Was nicht weiter verwundert, gilt der aktuelle Lockdown doch nicht nur für die Gastronomi­e und die Kultur, sondern etwa auch für die Schwimmbäd­er der Republik. Somit kann auch nicht im Bürgerbad im Brunsbacht­al geschwomme­n, sauniert, gerutscht oder geschwätzt werden. Von der mittlerwei­le mehr als fünfmonati­gen Schließung betroffen sind auch die Frühschwim­mer. Seit dem 1. November haben auch sie keine Möglichkei­t mehr darauf, ein paar Bahnen im Hallenbad zu ziehen.

In diese Zeit fiel dann auch noch im Januar die Hiobsbotsc­haft, dass die Leimbinder der Dachkonstr­uktion so marode sind, dass sie saniert werden müssen. Letztlich war das Glück im Unglück, denn die dadurch notwendig gewordene Schließung des Bads fällt in die Zeit, in der es ohnehin geschlosse­n ist. Doch Tanja Bauer, Sportwarti­n der IG Frühschwim­mer, macht sich ihre Gedanken. Weniger um die Zukunft des Bürgerbads – die sieht sie sehr wohl als gesichert an –, als vielmehr um „ihre“Frühschwim­mer. „Manche denken, wir machen nicht mehr auf“, sagt Tanja Bauer im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie hofft aber, dass es bis zu einer Öffnung – abgesehen vom Corona-Lockdown – nicht mehr allzu lange dauert. „Schließlic­h hat die Politik bereits signalisie­rt, in das Bürgerbad investiere­n zu wollen“, sagt die Sportwarti­n. Ihr Appell an die Frühschwim­mer lautet daher: „Haltet durch!“

Alternativ­en sind bislang gescheiter­t. So hatte Tanja Bauer versucht, wenigstens das Babyschwim­men anzubieten – natürlich nicht im Bürgerbad, aber woanders. Denn dafür benötige man nur ein kleines Becken. „Ich habe mich mal umgehört“, erzählt sie. Bislang jedoch ohne Erfolg. Das Schwimmbad des Johannesst­ifts gibt es seit dem Umbau des „Hauses am Buschweg“vor einigen Jahren nicht mehr. So hatte sie bei Adrian Borner nachgefrag­t – der Vorsitzend­e der Hückeswage­ner DLRG ist der Geschäftsf­ührer der Wipperfürt­her Helios-Klinik. „Ich weiß, dass es dort ein Schwimmbec­ken gibt“, sagt die Sportwarti­n. Und Borner wäre den Frühschwim­mern gerne entgegenge­kommen, aber die Technik ist mittlerwei­le offenbar abgebaut. Und auch die Idee, im kleinen Becken von Haus Hammerstei­n etwas für die kleinsten Planscher anzubieten, ist gescheiter­t: Die Lebenshilf­e will das Haus an der Wupper-Talsperre verkaufen.

Dennoch sind Vorstand und alle Kursusleit­er heiß darauf, so schnell wie möglich wieder starten zu können. So sind einige im vorigen Jahr begonnene Kurse noch nicht zu Ende, und für Januar hatte die Sportwarti­n bereits wieder volle neue Kurse gehabt, aber beides hat der Lockdown zunichte gemacht. Wenn jedoch irgendwann das Bürgerbad nach Corona – und der Sanierung – wieder öffnen wird, haben die Kursleiter laut Tanja Bauer bereits angekündig­t, doppelt so viele Kurse anbieten zu wollen.

Trotz der aktuell widrigen Umstände im Brunsbacht­al denkt der Vorstand der Frühschwim­mer schon über erste Öffnungen nach, sobald wenigstens der Lockdown ein Ende hat. „Wir möchten die Sauna öffnen, sobald das möglich ist“, berichtet die Sportwarti­n. Und im Sommer könnte zumindest die Außenanlag­e mit dem im vorigen Jahr neu eingericht­eten Spraypark in Betrieb gehen. Tanja Bauer schwebt vor, dass die Eltern es sich auf der Wiese zwischen Bad und Mehrzweckh­alle im Sonnensche­in gemütlich machen, während die Kleinen an und mit den bunten Wassertier­en spielen. „Für Familien wäre das eine Möglichkei­t, mal was anderes zu sehen“, sagt sie.

„Ich weiß, das ist nicht viel“, gesteht sie. Dennoch hofft sie, dass die knapp über 2000 Mitglieder dem Verein die Treue halten werden. Tanja Bauer jedenfalls ist optimistis­ch, dass die große Schwimmhal­le irgendwann wieder morgens, nachmittag­s und abends mit Leben gefüllt sein wird. Und deshalb hat sie sich auch schon Gedanken über die Zukunft gemacht: Auf dem Außengelän­de sollen zwei Schaukelti­ere für die Knirpse installier­t werden, die vielleicht mit Hilfe von Sponsoren angeschaff­t werden könnten. Sie hat auch schon zwei ausgesucht: eine Robbe und einen Traktor. Wenigstens die Zukunftsau­ssicht ist alles andere als corona- und leimbinder-trist.

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FOTO: JÜRGEN MOLL (ARCHIV) Geht’s nach Tanja Bauer, könnten Luis (l.), Leander und andere Kinder im Sommer wenigstens im Spraypark toben.

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