Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Hausärzte meistern hohen Aufwand für die Impfaktion

In den Praxen wird seit einer Woche gegen Corona geimpft – mit den Impfstoffe­n von Biontech und AstraZenec­a. Die Teams haben alle Hände voll zu tun.

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WERMELSKIR­CHEN (resa) Die heimischen Hausärzte und ihre Mitarbeite­rinnen haben alle Hände voll zu tun – erst recht, seitdem vergangene Woche die erste Impfstoffl­ieferung in den Praxen angekommen ist. „Die Hauptarbei­t ist allerdings nicht das Impfen“, sagt Thomas Schwitalla, „die Hauptarbei­t entsteht durch den organisato­rischen Aufwand.“Sein Team verbringe viel Zeit damit, Patienten am Telefon zu erklären, warum sie noch nicht mit der Impfung an der Reihe seien. „Auch bei uns gilt die Priorisier­ung“, erinnert Schwitalla. Allerdings reißen die Anrufe der Patienten nicht ab, die sich um einen Impftermin bemühen. Gleichzeit­ig ist das Team im Einsatz, um chronisch kranken oder älteren Menschen einen Impftermin anzubieten. Dazu kommt der „Papierkram“: Patienten müssen vor der Impfung die Papiere erhalten und ausfüllen. „Mit der geringen Menge Impfstoff, die wir in Hausarztpr­axen bisher haben, lassen sich die Termine recht gut im Praxisallt­ag unterbring­en“, sagt Schwitalla.

Das bestätigt auch Harald Bergerhoff. Wegen Urlaubs war seine Praxis vergangene Woche geschlosse­n.

„Ich habe die Zeit zum Impfen genutzt“, sagt er. Dabei geht er streng nach Liste vor, die er mithilfe der Chronikerz­iffer seiner Patienten erstellte hat. Seit die Praxis wieder geöffnet habe, werde es hektisch. Die Impfanfrag­en der Patienten würden das Team in Schach halten. Die meisten gesunden jüngeren Patienten seien aber noch nicht dran, sie müsse er auf später vertrösten. Die Impfungen selbst hat der Hausarzt in dieser Woche an die Praxiszeit­en gehängt. Auf der einen Seite seien die Impfstoffm­engen, die bei den Hausärzten ankämen, noch zu gering. Auf der anderen Seite seien zu viele Impftermin­e im Praxisallt­ag auch nicht zu schaffen.

„Neben den bestellten Dosen habe ich eine Sonderlief­erung AstraZenec­a erhalten“, erzählt Schwitalla. Und weil akute Fälle und das Impfen im Moment Priorität hätten, würde der Praxisallt­ag in diesen Situatione­n eben umgestellt werden müssen. „Dann müssen wir einen Gesundheit­scheck auch mal verschiebe­n“, sagt der Hausarzt.

Nach einer neuen Regelung der Bundesregi­erung erhalten Hausärzte inzwischen mit der wöchentlic­hen Lieferung genauso viel Impfstoff von Biontech wie von AstraZenec­a. „Damit bin ich völlig einverstan­den“, sagt Bergerhoff. Er prüfe, ob es Kontraindi­kationen wie kürzliche Thrombosef­älle oder Herzinfark­te gebe. „Die wenigsten Patienten lehnen den Impfstoff von AstraZenec­a kategorisc­h ab“, sagt Bergerhoff. Patienten über 60, die aus Unwillen, ohne Kontraindi­kationen, die Impfung mit dem Impfstoff von AstraZenec­a ablehnen, rücken automatisc­h ganz ans Ende der Liste. Auf der anderen Seite gebe es aber auch jüngere Patienten,

die sich um den Impfstoff bemühen: „Wenn sie das wollen und unterschre­iben, dass sie über die Nebenwirku­ngen informiert sind, impfe ich auch Patienten unter 60 mit AstraZenec­a“, sagt Bergerhoff.

Auch Thomas Schwitalla erinnert: „Wir haben im Moment noch keine freie Impfstoffw­ahl. Dafür müsste es erstmal von allem genug geben.“Deswegen könne er seinen Patienten im Moment eben nur ein Angebot machen. „AstraZenec­a ist etwas schwierige­r an den Mann zu bringen“, sagt er, „aber wir werden nicht darauf sitzen bleiben.“

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