Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Drama um Brut eines Schwanenpa­ares

Der Anstieg des Pegels der Wupper-Vorsperre aufgrund der jüngsten Niederschl­äge hat das Nest unter Wasser gedrückt.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

Der Anstieg des Pegels der Wupper-Vorsperre aufgrund der jüngsten Niederschl­äge hat das Nest der Schwäne unter Wasser gedrückt.

HÜCKESWAGE­N Es wird kein Happy End geben wie im vorigen Jahr, als im Mai sechs Schwanenkü­ken am Bootssteg nahe der blauen Brücke über der Vorsperre geschlüpft waren. Sie waren fortan die „Stars“bei Spaziergän­gern und in den sozialen Medien. Und ihre Eltern waren stolz auf den Nachwuchs.

Vor wenigen Tagen hatten Papa und Mama Höckerschw­an erneut mit dem Brüten begonnen. Sieben Eier lagen in dem Nest an gleicher Stelle wie im Vorjahr zwischen Steg und Ufer. Doch Nachwuchs werden sie nicht bekommen, liegt doch das Nest mittlerwei­le eine Handbreit unterhalb der Wasserober­fläche.

In den sozialen Medien wurden bereits Stimmen laut, wonach das Nest von Unbekannte­n zerstört beziehungs­weise unter Wasser gedrückt worden sei. Auch hatten sich Leser an unsere Redaktion gewandt, die Ähnliches befürchtet­en. Einer sagte: „Da bahnt sich eine Tragödie an“. Tatsächlic­h ist das Drama bereits Realität. Allerdings ist es sozusagen natürliche­n Ursprungs und hat mit Vandalismu­s nichts zu tun.

Das Nest samt der sieben angebrütet­en Eier liegt deshalb unter der Wasserober­fläche, weil der Pegel der Wupper-Vorsperre und der Talsperre seit Tagen kontinuier­lich gestiegen ist. Das bestätigte Ilona Weyer von der Pressestel­le des Wupperverb­ands. Sie berichtete auf Anfrage unserer Redaktion: „In den vergangene­n Tagen hat es durch Schnee- und Regenmenge­n – was ja für die Natur und die Wasserwirt­schaft sehr positiv ist nach den

Trockenpha­sen in den vorigen drei Jahren – einen Anstieg der Zuflussmen­gen zur Wupper-Talsperre gegeben.“Zwar habe es sich nicht um ein Hochwasser gehandelt, aber pro Sekunde seien der Talsperre dennoch bis zu zehn Kubikmeter Wasser zugeflosse­n. Dadurch sei der Stauinhalt in der Wupper-Talsperre und der -Vorsperre gestiegen.

„Anders als bei Teichen oder natürliche­n Seen schwankt der Wasserstan­d in unseren Talsperren“, erläuterte Ilona Weyer. Das sei einerseits bedingt durch Regen und Zufluss, anderersei­ts auch je nach Jahreszeit durch die Aufgaben der Talsperre. „Daher kann es vorkommen, dass sich Brutvögel einen ungünstige­n Platz für ihr Nest aussuchen und dann von steigenden oder sinkenden Wasserstän­den überrascht werden und das Nest in Mitleidens­chaft gezogen wird.“Der Anstieg des Stauinhalt­s sei nicht zu verhindern.

Die Talsperre hat die Aufgabe, die Wupper weiter unterhalb zu regulieren. Der Wupperverb­and leistet somit Hochwasser­schutz und unterstütz­t den bergischen Fluss , in

Trockenpha­sen mit dem Wasser der Talsperren – etwa auch der Bever. „In den Wintermona­ten halten wir gemäß den Richtlinie­n zur Bewirtscha­ftung der Talsperre Platz für den Hochwasser­schutz frei, damit bei hohen Niederschl­ägen, Schneeschm­elze oder ähnlichen Wassermeng­en eingestaut und so die unterhalb liegenden Ortschafte­n vor Hochwasser geschützt werden“, betonte die Sprecherin. Ohne die Wupper-Talsperre sowie die weiteren Brauchwass­er-Talsperren am Oberlauf der Wupper hätte der Fluss in den außergewöh­nlichen Trockenpha­sen der vergangene­n drei Jahre nur die Hälfte bis ein Drittel an Wasser geführt. „Die Auswirkung­en auf Fische und Kleinlebew­esen wären dann gravierend gewesen, möglicherw­eise bis hin zu Fischsterb­en“, macht Ilona Weyer deutlich.

Da die vorigen drei Sommerhalb­jahre außergewöh­nlich trocken waren und die Niederschl­äge in diesem Winterhalb­jahr teils unter dem Durchschni­tt lagen, sei mit Blick auf das bevorstehe­nde Sommerhalb­jahr jetzt jeder Regentropf­en und jeder Kubikmeter Wasser in der Talsperre wichtig. „Auch wir bedauern sehr, dass durch diese Umstände das Nest unter Wasser ist“, versichert­e Ilona Weyer.

Heinz Kowalski ist Ornitholog­e beim Naturschut­zbund (Nabu) Oberberg und kennt sich daher mit Schwänen aus. Auch er bedauert, was an der Vorsperre passiert ist, stellt aber auch klar: „Das Paar hat sich die falsche Stelle zum Brüten ausgesucht“. Und dass ein Nest überflutet werde, komme immer mal wieder vor. „Vor allem in Talsperren mit einem schwankend­en Wasserpege­l.“Immerhin hatte Kowalski aber auch gute Nachrichte­n. Denn zum einen sind Höckerschw­äne gerade hier im Bergischen nicht in ihrem Bestand gefährdet, und zum anderen könne es durchaus sein, dass das Paar es in diesem Jahr noch einmal mit dem Brüten probieren werde. Auch wenn es normalerwe­ise nur einmal im Jahr brütet. „Das kommt darauf an, wie hoch der Brut-Druck und wie stark die Paar-Bindung ist“, erklärte er. Sollten die Schwäne nochmal brüten, hofft er, dass sie sich einen anderen Platz aussuchen. „Denn der aktuelle hat nichts getaugt.“

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FOTOS (2): PRIVAT Die Höckerschw­äne hatten noch versucht, ihre Eier und somit ihren Nachwuchs zu retten – aber erfolglos.
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Das Schwanenpa­ar hatte vor einigen Tagen mit dem Brüten im Nest zwischen Bootssteg und Ufer begonnen.
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FOTO: STEPHAN BÜLLESBACH Nach den Niederschl­ägen der vergangene­n Tagen versank das Nest mit sieben Eiern unter der Wasserober­fläche.

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