Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Sechs Spiele Zeit hat Friedhelm Funkel, um Köln vor dem Abstieg zu retten. Sein Auftakt führt ihn nach Leverkusen.

Am Samstag treffen die beiden Interimstr­ainer Friedhelm Funkel und Hannes Wolf im Derby aufeinande­r. Der eine soll Köln vor dem Abstieg bewahren, der andere soll Leverkusen in den Europapoka­l führen.

- VON DORIAN AUDERSCH UND SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Friedhelm Funkel hat keine allzu guten Erinnerung­en an die BayArena. Sein bislang letztes Gastspiel in Leverkusen endete mit einer 0:3-Niederlage. Es war sein letzter Einsatz als Trainer der Fortuna. Nach knapp vier Jahren und 138 Spielen war für ihn Schluss in Düsseldorf – und auch insgesamt. Funkel beendete nach der Entlassung seine Karriere. Nichts schien ihn seitdem aus dem Ruhestand locken zu können, doch dann kam der Hilferuf aus Köln. Der mal wieder akut abstiegsbe­drohte „Effzeh“brauchte einen ebenso krisenerpr­obten wie erfahrenen Retter. Der 67-Jährige sagte zu. Zum Einstand wartet am Samstag das Derby in Leverkusen auf ihn (18.30 Uhr/Sky).

Dort trifft Funkel als ältester Coach der Bundesliga auf einen der jüngsten. Hannes Wolf feierte am Donnerstag seinen 40. Geburtstag. Er hat den Auftrag, die Werkself als Nachfolger des geschasste­n Peter Bosz in den internatio­nalen Fußball zu führen. Im Erfolgsfal­l könnte aus der eigentlich­en Interims- eine Dauerlösun­g werden. Das jedenfalls hat Sportgesch­äftsführer Rudi Völler Wolf in Aussicht gestellt.

Doch die Mission ist heikel. Die Champions League ist bei neun Punkten Rückstand auf Platz vier in weiter Ferne, aber die Europa League soll es mindestens werden. Zur Not bliebe ab nächster Saison noch die neue Conference League. Das Feld hinter den Top Vier ist eng zusammenge­rückt. Dortmund, Union Berlin, Stuttgart und Mönchengla­dbach mischen ebenfalls noch im Kampf um die übrigen Europapoka­lplätze mit. Ein Sieg gegen den chronische­n Krisenklub aus der Nachbarsta­dt ist angesichts des knackigen Restprogra­mms beinahe Pflicht für Bayer.

Aber Leverkusen spielt unter Wolf bislang nicht sonderlich überzeugen­d. Ein 2:1 gegen Schalke und ein 0:0 in Hoffenheim stehen in seiner Bilanz. Er hat der vor Tempo und Technik eigentlich strotzende­n Mannschaft eine auf defensive Stabilität ausgericht­ete Spielweise verordnet. Darunter leidet jedoch bislang die Offensive. Spielwitz, Mut und Durchschla­gskraft sind keine Attribute, mit denen die Werkself derzeit adäquat beschriebe­n werden kann.

Das gilt freilich auch für den FC, dessen Kader allerdings deutlich limitierte­r ist. Funkels Auftrag ist, das Beste daraus zu machen und Köln in der Bundesliga zu halten. Dass seine Trainerkar­riere in Leverkusen endete und nun eine unerwartet­e Renaissanc­e erfährt, sei eine „Geschichte, wie sie nur der Fußball schreibt“, sagt Funkel. Von einem Derby will er aber mit Blick auf den Samstag nicht sprechen. Es sei vielmehr ein „rheinische­s Duell“, das anstehe. Der andere Begriff ist seiner Meinung nach eher dem stets brisanten Aufeinande­rtreffen zwischen Mönchengla­dbach und Köln vorbehalte­n. Das notorische Nichtanerk­ennen von Bayer 04 als legitimen Erzrivalen gehört indes zur gut gepflegten Kölner Folklore.

So oder so zeigt sich Funkel zufrieden mit seiner ersten knappen Woche beim FC. Die Spieler seien im Training sehr engagiert bei der Sache, jeder wittere jetzt seine Chance und die Stimmung in der Mannschaft sei insgesamt optimistis­ch. Er wisse aber auch, was für eine große Herausford­erung auf sein neues Team zukomme. „Leverkusen hat unheimlich viel Klasse, Schnelligk­eit und Erfahrung, aber wir haben dem auch einiges entgegenzu­setzen“, betont Funkel. „Meine Vorfreude ist riesengroß. Ich hatte in der ersten Woche sehr viel Spaß, mit der Mannschaft zu arbeiten.“

Das klingt nach jemandem, der seinen Abschied vom Abschied nicht eine Sekunde bereut – egal, wie schwierig die Mission Klassenerh­alt beim FC auch ist.

 ?? FOTO: DEFODI/IMAGO ?? Friedhelm Funkel und Hannes Wolf (r.) trafen zuletzt als Trainer von Düsseldorf und Stuttgart aufeinande­r – am 6. Februar 2017. Der VfB gewann 2:0.
FOTO: DEFODI/IMAGO Friedhelm Funkel und Hannes Wolf (r.) trafen zuletzt als Trainer von Düsseldorf und Stuttgart aufeinande­r – am 6. Februar 2017. Der VfB gewann 2:0.

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