Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Friedhelm Funkel, neuer Trainer des Bundesligisten 1. FC Köln, wehrt sich gegen den Vorwurf des Rassismus.
Der Trainer bittet für seine Aussagen in einem Interview nach seinem Debüt als Trainer des 1. FC Köln um Entschuldigung.
KÖLN Am Tag danach ist Friedhelm Funkel um eine sachliche Aufbereitung der Ereignisse bemüht. „Sie haben eine enorme Schnelligkeit durch ihre – ja, den ein oder anderen Ausdruck darf man ja jetzt nicht mehr sagen – durch ihre Spieler, die halt so schnell sind“, hatte er in einem Interview direkt nach der 0:3-Niederlage des 1. FC Köln gegen Bayer Leverkusen gesagt. Dafür wurde er scharf kritisiert. Versteht er mit etwas Abstand das Problem des Ausspruchs? „Ja, mit etwas Abstand ist mir das bewusst geworden. In dem Moment nicht. Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, was ich sagen wollte. Ich habe nur schnell gemerkt, dass ich es ganz anders ausdrücken wollte“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion.
Wollte er eine Verbindung zwischen der Hautfarbe der Leverkusener Torschützen Leon Bailey und Moussa Diaby herstellen? So wurde er jedenfalls von vielen interpretiert. Verschiedene Fan-Klubs des FC forderten Funkel gar zum Rücktritt auf. „Ich habe das auch zur Kenntnis genommen und mich hat das schon ein wenig erschrocken. Ich weiß nicht mehr genau, was mir da durch den Kopf gegangen ist. Aber ich bin weit, weit, weit davon entfernt, irgendjemanden anzugreifen. Das habe ich noch nie in meinem Leben gemacht, und das werde ich auch bis zu meinem Lebensende nicht machen. Ich habe noch nie in meinem Leben einen Menschen verletzt. Weder verbal, noch indem ich ihn attackiert habe. Und das werde ich auch niemals machen. Dafür habe ich zu viel Respekt vor allen Menschen auf der Welt“, sagt er.
Und weiter: „Es war niemals meine Absicht, irgendwen zu beleidigen oder zu verletzen. Sollte es doch passiert sein, kann ich nur um Verzeihung bitten. Wer mich kennt, der weiß, dass ich jeden Menschen gleich behandel, egal welche Nationalität oder Hautfarbe er hat. Das war so und das wird auch immer so bleiben. Manche wollen das aber gar nicht sehen, da wird dann etwas aufgeblasen. Da verstehe ich die Medienwelt nicht.“
Von Bayer Leverkusen heißt es dazu: „Die Erklärungen von Friedhelm Funkel sprechen für sich. Wir kennen ihn als weltoffenen und absolut integren Menschen. Das Ganze ist für uns kein Thema.“
Was er aus allem gelernt hat? Funkel sagt: „Ich bin noch dabei, das für mich aufzuarbeiten. Aber natürlich lerne auch ich noch täglich dazu. Ich werden meine Sprache prüfen. Wer bin ich, dass ich behaupten würde, ich wüsste alles und würde keine Fehler machen? Das ist Quatsch. So ticke ich nicht.“
Für Funkel geht es darum, in ganz vielen Bereichen dazuzulernen und es auch seiner Mannschaft zu vermitteln. Denn sportlich wird die Lage für die Kölner immer prekärer. Für Funkel war es auch ein Rätsel, wie seine Mannschaft dieses Derby, das für ihn nur ein „rheinisches Duell“war, so deutlich verlieren konnte. „Die Leistung war über weite Strecken gut“, sagte das als Retter geholte Trainer-Urgestein: „Deshalb ist es eine sehr bittere und ärgerliche Niederlage.“
14:8 Torschüsse hatte der Vorletzte beim Tabellensechsten verbucht. Zwei Lattentreffer und ein (zurecht) zurückgenommener Elfmeter belegten, dass auch viel Pech im Spiel war. Doch Funkel brachte es letztlich auch auf eine einfache Losung. „Fußballspiele gewinnt oder verliert man durch Tore. Wir haben keins geschossen, Leverkusen hat glaub ich dreimal draufgeschossen und dreimal getroffen.“Noch knapper formulierte es Kapitän Jonas Hector. Auf die Frage, was gefehlt habe, antwortete er nur: „Tore.“Leverkusen gelangen sie, dank der individuellen Klasse der Torschützen Leon Bailey (5./76.) und Moussa Diaby (51.).
So stand nach Funkels Rückkehr in die Bundesliga das selbe Ergebnis wie bei seinem zuvor letzten Spiel im Januar 2020 mit Fortuna Düsseldorf. Damals war er nach einem 0:3 in Leverkusen beurlaubt worden. Funkel muss nun zusehen, dass die von ihm unter der Woche durchaus erreichte Belebung des Teams nicht schnell wieder zerstört wird. „Er bringt auf jeden Fall das Feuer mit, das wir jetzt brauchen“, sagte Hector: „Er kennt solche Situationen und wirft seine Erfahrung in die Waagschale.“
(mit dpa)