Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Eine Niederlage für die Vereinsführung
Dass Hansi Flick den FC Bayern München vorzeitig auf eigenen Wunsch verlassen wird, ist eine herbe Niederlage für den Rekordmeister – sportlich und strategisch. Und die hat er sich selbst zuzuschreiben. Der Abschiedswunsch des Erfolgstrainers, der in der vergangenen Saison sechs Titel mit den Bayern holte, so viele wie keine Coach vor ihm, legt Machtspiele und Führungsschwäche offen, die dem Image des deutschen Branchenführers in der Fußball-Bundesliga schaden. Dass Flick seine Wechselwünsche nun ohne die Zustimmung seines Arbeitgebers öffentlich machte, ist ein weiteres Kapitel missglückter Kommunikation bei den Bayern.
Nun ist es nicht so, als würde es nicht ausreichend attraktive Nachfolgekandidaten geben. Die Niederlage im Kampf um den einstigen Interimstrainer, der dann wegen anhaltender Erfolge zum Chefcoach wurde, war daher vielleicht durchaus provoziert. Auch wenn der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge nicht müde wurde, zu verkünden, dass Flick für das Amt des Bundestrainers
nicht zur Verfügung steht. Das Spiel mit dem Trainer war aber allzu durchschaubar. Abgesehen von Rummenigge, der Ende der Saison aufhört, bekannte sich niemand im Verein klar zu Flick. Der teils öffentlich geführte Streit mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic über Transfers und die sportliche Ausrichtung tat sein Übriges. Aus der Chefetage schritt niemand ein, was nicht gerade für Führungsstärke spricht. Die Bayern verlieren Flick nicht an den DFB, der ihm einfach den nächsten Karriereschritt ermöglichen könnte. Sie verlieren ihn, weil man ihm nicht das Gefühl gibt, der Wunschtrainer zu sein, dem man die von ihm gewünschten Spieler für den Erfolg zur Verfügung stellt. Das dürften auch die anderen Trainer vernommen haben.
Für die Mannschaft ist der Abgang zudem ein herber Schlag. Ein Großteil des Teams ließ keinen Zweifel daran, dass Flick für sie der richtige Coach ist. Ein neuer Trainer muss sie nun erst mal von sich überzeugen und vielleicht auch einige Abgänge kompensieren.