Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Jetzt ist noch nicht die Zeit für Sonderrechte
Es ist schon reichlich unverfroren, wenn examinierte Mediziner und Lehrer eine illegale Party feiern, während andere brav die Corona-Regeln beachten. So geschehen in einem Schrebergarten in Köln-Porz. Der Gipfel aber ist, dass die Party-Gäste offenbar keine Einsicht zeigten: Sie seien geimpft und deshalb gehe ihre ausgelassene Feier völlig in Ordnung. Um es klar zu sagen: Jetzt ist weder für Geimpfte noch für Menschen ohne Impfschutz die Zeit für Partys. Das aktuelle Infektionsgeschehen lässt keine andere Wahl zu. Und solange nicht abschließend geklärt ist, inwieweit auch Geimpfte das Virus verbreiten, muss das so bleiben.
Erst wenn eine solche Ansteckungsgefahr nicht mehr besteht, tritt eine neue Situation ein. Dann sollten Geimpften die Grundrechte nicht weiter vorenthalten werden. Denn selbst wenn diese Personen das Privileg hatten, vor anderen den Impfstoff zu bekommen, gibt es keinen Grund mehr, ihnen die Reisefreiheit, die Möglichkeit zum Einkaufen oder zu gegenseitigen Treffen zu verwehren. Schließlich würde niemand schlechter gestellt, nur die Geimpften besser. Freizügigkeit, Entfaltung der Persönlichkeit, Unverletzlichkeit der Wohnung sind auch keine Privilegien, sondern die unveräußerlichen Rechte jedes Einzelnen. Sie dürfen nur in großen Notlagen wie einer Corona-Pandemie eingeschränkt werden.
Vielleicht ist es klug, sich trotzdem zurückzunehmen, wenn man wieder über die vollen Grundrechte verfügt. Die Geimpften sollten sich nicht ins volle Party-Leben stürzen. Das kann auf andere Menschen schon provozierend wirken, die durch die Akzeptanz der Ethikregeln der Ständigen Impfkommission bestimmten Altersgruppen den Vorrang eingeräumt haben. Wenn beide Gruppen das beachten, ist es um eine solidarische Gesellschaft umso besser bestellt. BERICHT AUSGANGSSPERREN ERST AB 22 UHR, POLITIK