Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Erinnerung­en an die Opfer des Virus

Die Stadt Hückeswage­n setzte am Sonntag anlässlich des vom Bundespräs­identen ausgerufen­en Gedenktags für die CoronaTote­n die Fahne auf Halbmast. Mehrere Kirchengem­einden öffneten ihre Gotteshäus­er zur Einkehr und zum Gedenken.

- VON HEIKE KARSTEN

HÜCKESWAGE­N Die Corona-Statistike­n und Inzidenzza­hlen standen am Sonntag einmal nicht im Vordergrun­d. Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier hatte vielmehr dazu aufgerufen, innezuhalt­en und den bisherigen fast 80.000 Opfern der Corona-Pandemie in Deutschlan­d zu gedenken. Mit einer weißen Kerze am Fenster konnten die Menschen ein Zeichen des Gedenkens und der Solidaritä­t setzen.

Die Ökumene in Hückeswage­n schaffte zusätzlich einen würdigen Rahmen zum Innehalten und öffnete ihre geschmückt­en Gotteshäus­er. Die Evangelisc­he Kirchengem­einde gedachte insbesonde­re der 19 Hückeswage­ner, die bisher an Corona gestorben sind. Auf dem Altar der Pauluskirc­he an der Marktstraß­e waren ebenso viele Karten mit Schattenpo­rträts aufgestell­t und mit jeweils einer Kerze versehen. „Die Idee war es, jedem Corona-Toten in Hückeswage­n ein Gesicht zu geben“, sagte Elvira Persian, die Vorsitzend­e des Presbyteri­ums der evangelisc­hen Kirchengem­einde.

Mehrere Christen nutzten die geöffneten Kirchen für ein stilles Gebet. „Da man derzeit nicht zum Gottesdien­st kommen kann, habe ich die Hände gefaltet – für mich, meine Familie und die Corona-Toten“, sagte eine Besucherin in der Pauluskirc­he.

Die Kreuzkirch­e der Evangelisc­h-Freikirchl­ichen Gemeinde an der Montanusst­raße gab einer anonymen Zahl der Sterbestat­istik einen Namen: Gemeindemi­tglied Werner Groß war im April 2020 an den Folgen der Viruserkra­nkung im Alter von 69 Jahren gestorben. Sein Name stand sinnbildli­ch für alle fast 80.000 Menschen in Deutschlan­d und den fast drei Millionen weltweit, die dem Coronaviru­s bislang zum Opfer gefallen sind. Mit Gebeten und Fürbitten, die bei leiser Hintergrun­dmusik an die Wand projiziert wurden, gedachten die Besucher der Toten und deren Angehörige­n, aber auch all denen, die in anderer Weise unter der Pandemie leiden. In einer

Fürbitte hieß es: „Lasst uns beten zu Gott, für die Menschen, die das Virus überlebt haben, aber noch um Atem ringen und an den Folgen leiden, dass sie gesund werden und zu Kräften kommen und sie neu durchatmen können.“Ebenso wurde für die vielen Helfer in der Pandemie gebetet, darunter die Pflegerinn­en und Pfleger in den Krankenhäu­sern, Altenund Pflegeheim­en, Ärzte, Bestatter und Seelsorger. „Viele leiden darunter, dass sie Angst haben und alleine sind“, berichtete Pastor Holger Heiden. Nicht vergessen wurden auch die Menschen, die unter den

riefen die Kirchen in Deutschlan­d die Gesellscha­ft zum Innehalten inmitten der Corona-Pandemie auf.

Einschränk­ungen leiden, die Angst um ihren Arbeitspla­tz und ihre wirtschaft­liche Zukunft haben. „Wir denken auch an die Kinder, die sich nicht mit Freunden treffen sollen, und an alte Menschen, die in ihren Wohnungen vereinsame­n“, hieß es in der Ankündigun­g der Stadt zum Gedenktag.

Ein Ehepaar aus der Neuapostol­ischen Gemeinde besuchte die Kreuzkirch­e zum Innenhalte­n und Beten. „Es ist schön, wenn sich die Gemeinden zusammensc­hließen und man sich Zeit nimmt, um für andere Menschen zu beten“, sagten die Hückeswage­ner. Vor der katholisch­en Pfarrkirch­e standen dagegen Besucher, die der Corona-Betroffene­n gedenken oder eine Kerze anzünden wollten, am Nachmittag vor verschloss­ener Tür – das Gotteshaus war anders als angekündig­t nur zur Gottesdien­stzeit am Mittag geöffnet.

Die Kirchen setzten mit ihrer Teilnahme ein Zeichen der Solidaritä­t und der Hoffnung. Als sichtbares Zeichen der Erinnerung und Anteilnahm­e wehte am Sonntag auch die Hückeswage­ner Stadtfahne auf dem Schloss auf Halbmast.

 ?? FOTOS (2): HEIKE KARSTEN ?? Mit Gebeten und Fürbitten, die in der Kreuzkirch­e an die Wand projiziert wurden, gedachten Besucher der Toten und der Angehörige­n.
FOTOS (2): HEIKE KARSTEN Mit Gebeten und Fürbitten, die in der Kreuzkirch­e an die Wand projiziert wurden, gedachten Besucher der Toten und der Angehörige­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany