Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Außengastr­onomie unterm Weihnachts­baum

Das Restaurant ToscAnna erweitert die Sitzfläche. Anwohner machen sich Sorgen um Flora und Fauna.

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WERMELSKIR­CHEN (resa) Am Dienstag rückten die Bauarbeite­r an: Unter der Fläche am Weihnachts­baum entsteht eine Außenterra­sse für das Restaurant ToscAnna. „Wir haben diesen Antrag auf Sondernutz­ung geprüft und unter Auflagen genehmigt“, sagt Tiefbauamt­sleiter Harald Drescher auf Nachfrage. Er erinnerte an den Grundsatzb­eschluss der Politik, dass Außengastr­onomie in der Stadt ausdrückli­ch gewünscht sei. Die städtische Fläche unter dem Weihnachts­baum an der Carl-Leverkus-Straße werde dabei ähnlich behandelt wie etwa ein Gehweg. „Allerdings gibt es wegen der besonderen Situation am Baum Auflagen zur Sondernutz­ung“, berichtet Drescher.

Das bedeutet konkret: Es dürfen keine bleibenden Elemente verbaut werden. Eine Versiegelu­ng der Fläche unter dem Baum ist also verboten. Außerdem müsse der Abstand zum Baum gewahrt werden. „Und es muss sichergest­ellt werden, dass Restaurant­besucher nicht auf die Erde unter dem Baum treten“, betont Drescher. Eine weitere Forderung: Die Umsetzung der Arbeiten muss ein Unternehme­n übernehmen, das sich mit der besonderen Situation auskennt.

Ein Leser der Bergischen Morgenpost war schon Ende vergangene­r Woche aufmerksam geworden, als Stauden unter dem Baum entfernt worden waren. Er mache sich Sorgen um Flora und Fauna, erklärte er gegenüber der Redaktion. „Wir beobachten rund um den Baum ein reges Vogelleben“, erinnert der Leser und berichtete von Brutstätte­n und beliebten Rastplätze­n der Tiere. „Wir halten es nicht für richtig, ihnen diese Plätze zu nehmen“, fasst der BM-Leser zusammen. Außerdem mache er sich Sorgen um die Bewässerun­g des Baumes: Der Baum habe in der Vergangenh­eit bereits unter Wassermang­el gelitten. Harald Drescher erklärt: „Wir haben genau hingesehen.“Schließlic­h seien der Stadt der besondere Standort und die Verbindung der Bürger mit dem Baum durchaus bewusst. Akute Brutsituat­ionen habe es nicht gegeben. „Und in Wermelskir­chen kann sich wirklich kein Vogel beschweren“, sagt Drescher, „wir sind keine graue Stadt. Vögel finden schnell ein anderes Plätzchen.“Um dafür zu sorgen, dass dem Baum kein Wasser entzogen werde, seien die Auflagen erlassen worden. „Das Wasser fließt also weiter ab“, erklärt Drescher. Mit dem Ausbau ihrer Außenfläch­e bereitet sich Anna-Rita De Lorenzo mit ihrem Team auf die Sommersais­on vor: „Wir kämpfen ums Überleben“, erklärt die Gastronomi­n. Sie müsse damit rechnen, in diesem Jahr wegen der Pandemie ausschließ­lich Außengastr­onomie anbieten zu können. Bisher habe sie unter den Abstandsau­flagen draußen drei Tische stellen können.

Der Versuch im vergangene­n Jahr, an der Oberen Remscheide­r Straße Tische aufzustell­en, sei wegen der Schräge gescheiter­t. „Wir haben jetzt viele Möglichkei­ten geprüft“, erklärt sie, „nur diese ist realisierb­ar, auch wenn sie für uns finanziell nicht günstig ist.“Ihr sei wichtig: Das Holzpodest samt Geländer könne sofort wieder abgebaut werden, wenn nötig. „Wir bauen ein Podest über dem Boden, das an der Mauer montiert wird, so dass das Wasser abfließen kann“, erklärt sie. Mülleimer und Schaukelpf­erd am Weg verschwind­en, dafür entsteht eine Stufe zum Podest. Fünf weitere Tische für maximal 15 Gäste können so gestellt werden.

Der Vorteil: Hunde, Wildpinkle­r und Müll würden künftig von der Fläche fern gehalten. „Es ist ein Versuch“, sagt sie. Das Wetter müsse mitspielen – und natürlich die Auflagen. Anna-Rita De Lorenzo prognostiz­iert: „Wenn das nicht hinhaut, wird es uns nächstes Jahr nicht mehr geben.“

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FOTO: K.S. Links neben dem Tannenbaum entsteht eine Terrasse für Außengastr­onomie. Dafür wurden die Sträucher gerodet.

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