Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Wunsch: Das Beste aus beiden Welten vereinen.
Im Berufskolleg wünscht man sich für die Zukunft, auch unabhängig von Corona zwischen Distanzund Präsenzunterricht wechseln zu können.
HÜCKESWAGEN Im Hückeswagener Berufskolleg im ehemaligen Marienhospital nutzt man die Schulzeit unter Corona-Bedingungen in gewisser Hinsicht dazu, um etwas daraus zu lernen. „Wir sammeln derzeit wichtige Erfahrungen“, bestätigt Schulleiter Gunnar Mühlenstädt. Dabei gehe es weniger darum, die technischen Voraussetzungen zu etablieren. Denn da sei man auf einem sehr hohen Niveau, versichert er. „Wenn wir das vergangene Jahr zusammenfassen, wird deutlich, dass wir die besten technischen Voraussetzungen für Umsetzung und Aufbereitung digitaler Unterrichtsinhalte
„Wir haben die besten technischen Voraussetzungen für Umsetzung und Aufbereitung digitaler Unterrichtsinhalte“
Gunnar Mühlenstädt Leiter Berufskolleg
haben“, sagt der Schulleiter.
Auf der anderen Seite stünden allerdings die Schüler. „Hier haben wir einige, die in der Homeschooling-Situation regelrecht aufblühen. Sie müssen sich nicht mehr so durchsetzen, wie das im normalen Präsenzunterricht oft der Fall ist – es fehlt ganz einfach der Klassendruck“, hat Mühlenstädt festgestellt. Umgekehrt gebe es aber auch Schüler, die sehr unter den fehlenden Sozialkontakten leiden würden. Ein anderer Aspekt sei, dass nicht jeder Jugendliche bereits gelernt habe, alleine und selbstständig zu lernen. „Und nicht zuletzt ist es nicht ganz einfach für die Lehrerinnen und Lehrer, vor dem Bildschirm zu erkennen, wenn jemand mehr Betreuung und Unterstützung braucht“, sagt Mühlenstädt. Auch im Digitalunterricht würden zudem immer wieder Filme eingesetzt. Anders als im Präsenzunterricht hätten er und seine Kolleginnen und Kollegen die Feststellung gemacht, dass diese Filme aus der Distanz heraus eher wie bei Netflix konsumiert würden. „Wir versuchen jetzt aber einfach das Beste aus beiden Welten zu nutzen“, betont Mühlenstädt.
Mit Blick in die Zukunft würde man am Berufskolleg jetzt versuchen, die organisatorischen Strukturen des Digitalunterrichts weiter zu optimieren. „Es geht dabei vor allem um eine Vereinfachung des Vorhandenen. Wir haben beispielsweise viele Tools, die aber alle von unterschiedlichen Ebenen angesprochen werden“, sagt der Leiter des Berufskollegs. Diese Tools wolle man nun auf einem virtuellen
Schreibtisch zusammenfassen, damit der direkte Zugriff ermöglicht werde. „Daran arbeiten wir jetzt – letztlich auch losgelöst von Corona“, sagt Mühlenstädt.
Vermutlich werde die Pandemie auch den Schulbetrieb noch für einige Zeit in Atem halten – aber auch nach der Corona-Zeit werde es Elemente
aus dem Distanzunterricht geben, die man weiter nutzen wolle. Die Herausforderungen dieser komplizierten Zeiten gingen auch nicht spurlos am Kollegium vorbei, sagt Mühlenstädt. „Wir haben alle festgestellt, dass der Online-Unterricht fordernder als der Präsenzunterricht ist“, sagt er. Die Arbeitsbelastung
sei höher – allerdings, wie Mühlenstädt betont, nicht in Form einer Überlastung. „Wir kennen und können jetzt beide Formen des Unterrichts. Und diese haben beide Vor- und Nachteile. Die Synergie dieser beiden Formen könnte eine mögliche Zukunft sein“, sagt Mühlenstädt.
Könnte – denn noch sind dazu die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht gegeben. „Das würden wir uns aber wünschen. Im Moment dürfen wir nur wegen der außergewöhnlichen Corona-Bedingungen den Distanzunterricht nutzen. Schön wäre es, wenn wir das künftig auch unabhängig von der Pandemie machen könnten – eben immer dann, wenn es für die jeweilige Situation passend ist“, sagt der Leiter des Berufskollegs in Hückeswagen.