Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Freizeitpark wird immer teurer
Von den avisierten 235.000 Euro an Spendengeldern sind nur 170.426 Euro eingegangen. Skater nutzen fleißig die fertiggestellte Betonfläche, was die Stadt aber untersagt, weil alles noch Baustelle ist. Eröffnung ist erst Mitte Mai.
Einerseits steigende Kosten und ausbleibende Spenden, andererseits Ärger mit Jugendlichen: Es läuft nicht rund beim Freizeitpark.
WERMELSKIRCHEN Die Abschlussrechnungen liegen noch nicht vor, und somit gibt es auch noch keine Gesamtkostenaufstellung für den Jugendfreizeitpark. Doch eins steht heute schon fest: Die Stadt muss mehr aus ihrem klammen Haushalt dazu geben als einst geplant. Dabei geht es nicht nur um die 130.000 Euro Mehrkosten durch steigende Kosten in der Baubranche oder Entsorgung von Altlasten: Die einst avisierten Spendengelder sind nun doch nicht so reichlich geflossen wie angekündigt und zwischenzeitlich auch genannt. Mit 225.000 Euro aus Spendengeldern sollte die Finanzierung unterstützt werden; 170.426,83 Euro sind seit dem 23. Oktober 2017 eingegangen. Diese Zahl nannte die Stadtverwaltung auf Anfrage. Mit sogenannten Drittmitteln (Rollrausch, Kreis, aber ohne Landeszuweisung) kommt die Stadt auf 216.478,83 Euro. Bislang geht man in der Stadtverwaltung davon aus, dass dieses Prestigeobjekt etwa 900.000 Euro kosten wird.
Das alles interessiert die Jugend natürlich nicht. Die Betriebsamkeit an diesen warmen Frühlingstagen im April ist nicht zu übersehen. Die jungen Leute tummeln sich auf der Skaterfläche des Jugendfreizeitparks. Der ist immer noch nicht eröffnet, obwohl dies eigentlich für Mitte April angekündigt war. Die Betonfläche mit den Rampen ist zwar fertig, doch aus Sicht der Stadtverwaltung ist das Betreten dieser Fläche aktuell verboten. Denn es ist offiziell noch eine Baustelle. Und da will die Stadt keine Menschen auf den Flächen sehen.
Bei dem trockenen, sonnigen Wetter der vergangenen Tage treffen sich Kinder, Jugendliche und Familien auf der Skaterfläche. Die Jugendlichen, immerhin seit Monaten coronabedingt „eingesperrt“, nutzen das Gelände, um sich endlich wieder auszutoben. Und nehmen längst „ihre“Fläche in Beschlag. Sehen sie aber die Männer in den blauen Uniformen, flüchten sie. Denn die Mitarbeiter des Ordnungsamtes schauen regelmäßig nach dem Rechten, räumen die Fläche. Die Jugendlichen lauern dann zum Beispiel auf dem Lidl-Parkplatz, um nach dem Abrücken der Ordnungskräfte das Gelände wieder in Beschlag zu nehmen. Ein Katzund Maus-Spiel. Ordnungsamtsleiter Arne Feldmann nimmt’s mit Ge
lassenheit: „Dann kommen wir eben häufiger.“Sehr zum Ärger der Stadt reißen die Jugendlichen die Bauzäune um, zerschneiden Kabelbinder, zerstören Verbotsschilder. Die Reaktion: Die Stadt rüstet auf. Mit Blechbändern und schweren Bauzäunen, nun auch auf der Skaterfläche. Die sollen schwerer zu entfernen und umzustoßen sein.
Bojan Vidakovic war am Wochenende mit seiner Familie auf dem Gelände, als das Ordnungsamt kam. Er fügte sich der Anweisung. „Es ist sehr schade, dass bei diesen Wetterbedingungen die fertige Anlage nicht genutzt werden kann. Für Eltern von Kindern, die hier in der Nachbarschaft leben und die Spaß an diesem Sport haben, ist das schon traurig.“
Die Stadt indes bleibt hart. Sie bestätigt zwar, dass die betonierte Anlage wie auch die Multifunktionsfläche fertig seien, doch das gesamte Areal sei rechtlich noch Baustelle. „Der komplette Radweg muss noch asphaltiert werden“, begründet dies Tiefbauamtsleiter Harald Drescher auf Anfrage der Redaktion. Der plötzliche Wintereinbruch in der Woche nach Ostern habe den Zeitplan durcheinander gewirbelt. Jetzt soll die Anlage Mitte Mai eröffnet werden. „Wir haben die beauftragte Firma informiert, dass sie weiterarbeiten kann. Wir warten jetzt auf die Rückmeldung“, sagt Drescher. Er rechnet mit einem Baustart für den Radweg in der kommenden Woche. Zwei Wochen nehmen diese Arbeiten von Zenshäuschen bis zur Fußgängerbrücke in Anspruch. Der sonstige Außenbereich ist bis auf Kleinigkeiten fertig.
Sollte der Jugendfreizeitpark bei den aktuellen Inzidenzen eröffnet werden, könnten die Flächen genutzt werden – unter Hygieneauflagen. Der Park wird unter Spielplätzen geführt, berichtet Drescher auf Anfrage. Und die können aktuell genutzt werden. Das alles interessiert die Skater wenig, denn die laufen auch über Schotter zu ihrem Platz. Doch Drescher warnt: „Das komplette Areal ist noch nicht abgenommen. Das hat zur Folge, dass Schäden, die in dieser Zeit durch nicht Zutrittsberechtigte entstehen, von den Baufirmen ersetzt werden müssen.“Davor müssten die Firmen geschützt werden.