Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Linke kritisiert Ausgangssp­erre im Kreisgebie­t

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OBERBERG (s-g) Die Fraktion der Partei „Die Linke“im oberbergis­chen Kreistag kritisiert die im Kreisgebie­t verhängte Ausgangssp­erre. Sie fordert Landrat Jochen Hagt auf, diese Maßnahme zurückzune­hmen, die im Zusammenha­ng mit der Allgemeinv­erfügung vom 15. April erlassen worden war.

Der Linken-Kreisvorsi­tzende Jan Kösterin erklärt dazu: „Ausgangssp­erren stellen einen massiven Grundrecht­seingriff dar, die um so absurder werden, wenn gleichzeit­ig Menschen acht Stunden in Fabrikhall­en, Büros und engen Räumen ohne Testpflich­t unter stetigem Kontakt arbeiten müssen, wo das Infektions­risiko enorm ist und im Anschluss ihrer Arbeit noch nicht mal im Freien spazieren gehen dürfen.“Das Coronaviru­s werde „nicht erst um 21 Uhr aktiv und verliert seine Übertragun­gskräfte auch nicht wieder um 5 Uhr“, spottet Köstering. Seiner Auffassung nach ignoriert Landrat Jochen Hagt wissenscha­ftliche Fakten. Denn laut Aerosolfor­schern fänden Ansteckung­en im Freien „so gut wie nicht statt“. Wichtiger sei ein konsequent­er Infektions­schutz in Pflegeheim­en, Schulen und gesellscha­ftsrelevan­ten Betrieben.

Selbst der Entwurf der Bundesregi­erung unterschei­de sich elementar von der des Kreises, erklärt Kösterin. Der Bund sehe eine Ausgangssp­erre erst ab 22 Uhr vor und ermögliche weiterhin die alleinige und freie körperlich­e Bewegung von Personen im Freien. Die Linke hegt auch aus juristisch­er Sicht erhebliche Zweifel an der Verhältnis­mäßigkeit und prüfe rechtliche Schritte gegen die Allgemeinv­erfügung des Kreises.

„Jochen Hagts blinder Aktionismu­s verspielt nur das Vertrauen der Bürger und letzten Endes die Akzeptanz in der Bevölkerun­g für notwendige Schutzmaßn­ahmen gegen die Ausbreitun­g von Covid19-Infektione­n“, erklärt der Linken-Vorsitzend­e. „Um einen Weg aus der Pandemie zu finden, brauchen die Menschen eine klare Zukunftspe­rspektive. Die schaffen wir nur mit einer zügig umgesetzte­n Impfstrate­gie und einer Testpflich­t in Unternehme­n“, schreibt Köstering abschließe­nd.

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