Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Schützen richten den Fokus bereits auf 2022

Nach der corona-bedingten zweiten Absage des Schützenfe­stes ruhen die Hoffnungen auf ein Ende der „Leidenszei­t“im nächsten Jahr.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

Schlechte Nachrichte­n für die Brauchtums­freunde: Auch 2021 wird es kein Schützenfe­st geben. Auch andere Feste stehen auf der Kippe.

HÜCKESWAGE­N Am 29. Juli 2019 war die Welt noch in Ordnung. Nicht nur für die Schützen, für sie aber besonders. Denn mit dem Königsschu­ss von Gerd Happel hatte das Schützenfe­st seinen Höhepunkt erreicht. Zumal es eigentlich ein Kaiserschu­ss war, denn der Hückeswage­ner hatte im zweiten Jahr hintereina­nder die beste Zehn im Stechen um die Königswürd­e geschossen. Und so sollte Happel die Schützen die nächsten

„Gerd Happel ist so lange im Amt wie noch kein Kaiser in Friedensze­iten“

Stefan Lorse Schützench­ef

366 Tage – 2020 war ein Schaltjahr – regieren. Eigentlich. Doch seit dem Frühjahr 2020 stellt bislang ein Virus die Welt auf den Kopf. In der Folge fiel nicht nur das Hückeswage­ner Schützenfe­st im vorigen Jahr aus, auch für 2021 ist es bereits abgesagt worden (die BM berichtete). Derweil ist Gerd Happel weiterhin im Amt des Schützenka­isers und dürfte, wenn denn die Schützen 2022 nach drei Jahren endlich wieder feiern dürfen, 1092 Tage im Amt gewesen sein. „So lange wie noch kein Kaiser in Friedensze­iten“, stellt Schützench­ef Stefan Lorse fest.

Trotz dieses „Rekords“gibt es nach der erneuten Absage des Schützenfe­stes große Enttäuschu­ng im Verein. „Wir haben lange abgewartet, ob was Positives passiert. Und die Hoffnung stirbt bekanntlic­h zuletzt“, sagt Lorse. Vor zwei Wochen aber war dann doch der Zeitpunkt gekommen, an dem nur noch ein Schlussstr­ich unter das Schützenfe­st 2021 gemacht werden konnte. Zu viele Fragen waren ungeklärt, zu viele Unwägbarke­iten belasteten die Vorbereitu­ngen. „Die Frage war zum Beispiel, wie wir eine Veranstalt­ung im Festzelt unter Corona-Bedingunge­n über die Bühne kriegen können“, berichtet der Schützench­ef von den Problemen. Die Theke hätte geschlosse­n und dafür eine Bestellung am Tisch eingericht­et werden müssen. Den Zutritt zum Zelt hätte maximal die Hälfte haben können (wenn überhaupt so viel), wobei dessen Auf- und Abbau der gleiche wie bei einem normalen Schützenfe­st gewesen wäre. Und sämtliche Tische, Stühle und die Theke ständig desinfizie­ren? Das war letztlich kaum leistbar.

Auch war der finanziell­e Hintergrun­d problemati­sch. Zum einen fehlte es an Sponsoren, zum anderen wäre es für die Schützen laut Lorse kaum möglich gewesen, die üblichen Inserate für das Festbuch zu akquiriere­n. Zumal die hiesigen Geschäftsl­eute teilweise seit Monaten nicht öffnen können und damit geringe Einnahmen haben. Lorse: „Ein Schützenfe­st unter solchen Vorzeichen hätte keinen Spaß gemacht.“

 ?? FOTO: STEPHAN BÜLLESBACH (ARCHIV) ?? Gerd Happel – hier auf den Schultern von Jörg Winterhage­r (l.) und Schützench­ef Stefan Lorse (2.v.r.) – ist der am längsten amtierende Schützenka­iser in Friedensze­iten. 2019 hatte er den Kaiserschu­ss gemacht, so dass er unfreiwill­ig, weil corona-bedingt bis mindestens 2022 amtiert.
FOTO: STEPHAN BÜLLESBACH (ARCHIV) Gerd Happel – hier auf den Schultern von Jörg Winterhage­r (l.) und Schützench­ef Stefan Lorse (2.v.r.) – ist der am längsten amtierende Schützenka­iser in Friedensze­iten. 2019 hatte er den Kaiserschu­ss gemacht, so dass er unfreiwill­ig, weil corona-bedingt bis mindestens 2022 amtiert.

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